Schockierende Enthüllungen Virginia Giuffres Memoiren belasten Prinz Andrew schwer
21.10.2025, 13:58 Uhr Artikel anhören
In den Memoiren des Epstein-Opfers Virginia Giuffre sind erschütternde Details über den sexuellen Missbrauch durch den Milliardär und seine Mittäter zu lesen.
In ihren posthum veröffentlichten Memoiren schildert Virginia Giuffre detailliert Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew. So wirft sie ihm unter anderem vor, Sex als sein Geburtsrecht eingefordert zu haben. Der Druck auf den Royal und die britische Politik wächst.
Nachdem Prinz Andrew am 17. Oktober den Verzicht seines Herzogtitels erklärt hat, liefern die am 21. Oktober erscheinenden, posthum veröffentlichten Memoiren von Virginia Giuffre weitere brisante Anschuldigungen gegen den Bruder von König Charles III. Giuffre warf Prinz Andrew bis zu ihrem Tod vor, sie als Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. "Nobody's Girl" ("Niemandes Mädchen") enthält nun detaillierte Beschreibungen über den angeblichen Missbrauch und intime Vorlieben des Royals.
In ihren Memoiren behauptet Virginia Giuffre, sie habe dreimal Sex mit Prinz Andrew gehabt, wie unter anderem "The Guardian" in Vorabauszügen berichtete. Dabei sei sie zum Teil noch minderjährig gewesen. Giuffre, die im April durch Suizid verstarb, schreibt: "Er war recht freundlich, aber dennoch anspruchsvoll - als ob er glaubte, Sex mit mir sei sein Geburtsrecht."
Das erste arrangierte Treffen habe 2001 in Ghislaine Maxwells Apartment in London stattgefunden. Zunächst hätten sie gemeinsam gebadet. Andrew, dem Giuffre einen Fuß-Fetisch unterstellt, schien es jedoch "eilig mit dem Sex zu haben - er wollte unbedingt ins Bett". Der Royal habe gewusst, dass sie damals minderjährig war, schreibt Giuffre laut der BBC. Maxwell, die Giuffre sowohl als "Raubtier" bezeichnet, aber gleichzeitig zugibt, sie teilweise als eine Art "Mutter" gesehen zu haben, habe ihr am nächsten Morgen gesagt: "Das hast du gut gemacht. Der Prinz hatte Spaß." Von Epstein habe sie zudem 15.000 Dollar für ihre Nacht mit dem Prinzen bekommen. Nachdem sie in der New Yorker Wohnung des Milliardärs ein zweites Mal Sex gehabt hätten, habe das dritte Mal auf Jeffrey Epsteins Insel stattgefunden, als Teil einer "Orgie", wie sie es nennt.
"Sadistischem Missbrauch" ausgesetzt
Giuffre berichtet über brutale Vergewaltigungen, Erniedrigungen und Drohungen. Wie die "Neue Züricher Zeitung" (NZZ) berichtet, markiert das Buch "keinen Wendepunkt in der Aufarbeitung des Epsteins-Komplexes". So würden darin keine neuen Anschuldigungen ausgesprochen, sondern nur diese "fixiert", die der Öffentlichkeit bereits bekannt seien. Die Namen ihrer zweifellos teils weltbekannten Peiniger bleiben mit Ausnahme Epsteins und weniger weiterer wie Prinz Andrew jedoch ungenannt. Giuffre nenne "aus Angst" keine weiteren Namen der mutmaßlichen Täter, sondern bezeichnet sie laut NZZ als "Milliardär 1", "Milliardär 2" oder "der Premier".
Besonders erschütternd ist ihre Aussage, dass sie bereits zuvor durch ihren Vater und dessen Freunde zum Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sein soll, noch bevor sie in die Fänge Epsteins geriet. Fortan sei sie "sadistischem Missbrauch" ausgesetzt gewesen, wie die BBC aus den Memoiren zitiert. Epstein habe sie zu sadomasochistischem Sex gezwungen, der ihr "so viel Schmerzen verursachte, dass ich betete, ohnmächtig zu werden". An anderen Stellen beschreibe sie den Sexhandel mit "finsteren Details". So sollten die rekrutierten Mädchen und jungen Frauen möglichst "kindlich" aussehen, Essstörungen seien gefördert worden.
Als sie 2002 nach Thailand geflohen sei, wo sie ihren späteren Ehemann Robert Giuffre kennenlernte, habe sie Epstein angerufen, um ihm zu sagen, dass sie nicht wiederkehren würde. "Tschüss", habe der Milliardär laut NZZ lediglich geantwortet und aufgelegt.
Verliert Andrew auch noch seinen Prinzentitel?
Prinz Andrew, der 2022 eine finanzielle Einigung mit Virginia Giuffre erzielte, hat wiederholt jegliches Fehlverhalten bestritten. Im Jahr 2019 sagte er gegenüber "BBC Newsnight", er könne sich "überhaupt nicht" an ein Treffen mit ihr erinnern und sie hätten "niemals irgendeine Art von sexuellem Kontakt" gehabt. Britischen Medien zufolge soll er mehrere Millionen Pfund gezahlt haben, um einen Rechtsstreit außergerichtlich beizulegen.
Das Buch, das von der Autorin und Journalistin Amy Wallace mit verfasst und vor Giuffres Suizid im April fertiggestellt wurde, setzt nun aber Andrew, den Buckingham-Palast und die britische Politik unter Druck. Den Kritikern ist der freiwillige Verzicht Andrews auf den Herzogtitel und weitere Ehrungen und Orden nicht genug. Der Bruder von Virginia Giuffre forderte König Charles auf, Andrew den Prinzentitel zu entziehen. Dem Vorstoß schlossen sich mehrere Abgeordnete im Unterhaus an. Dafür bedürfte es allerdings eines Parlamentsbeschlusses, den Expertinnen und Experten für unwahrscheinlich halten.
Dem Royal könnte nun noch mehr Ungemach drohen. Scotland Yard bestätigte, Berichte zu prüfen, wonach der Prinz seinen Personenschützer angewiesen haben soll, diskreditierende Informationen über Giuffre zu besorgen. Dai Davies, ehemaliger Leiter der für den Schutz der Royals zuständigen Polizeieinheit, erklärte der "Mail on Sunday", Andrews angebliche Aufforderung könne bereits eine Straftat darstellen - selbst wenn ihr nicht Folge geleistet wurde.
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- Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Quelle: ntv.de, lpe/spot/dpa