Rauchumhüllte Familienfehde Die Saga vom "Zigarettenmädchen"
18.10.2015, 09:19 Uhr
Der Duft verglühenden Tabaks: "All diese Geschichten, die man mir erzählte, blieben mir im Gedächtnis."
(Foto: REUTERS)
Zwei ehrgeizige Tabak-Unternehmer, eine schöne Tochter - Eifersucht, Liebe, politische Wirren in Indonesien. Das sind die Zutaten für "Das Zigarettenmädchen". Eine Warnung: Das ist kein Buch für angehende Nichtraucher.
"Jeng Yah". Immer wieder flüstert der Vater von Lebas diesen Namen auf dem Sterbebett. Doch wer ist dieser Geist, der Lebas' Mutter nach 37 glücklichen Ehejahren rasend vor Eifersucht macht? Jeng Yah muss aus einer Zeit stammen, bevor Vater und Mutter geheiratet haben, folgert Lebas. Der junge erfolglose Filmemacher macht sich mit seinen beiden Brüder auf den Weg nach Kudus. Dort soll die Jugendliebe seines Vaters noch leben. Dort hat der Zigarettenkonzern seines Vaters, der ihre Familie zu einer der bedeutendsten Tabak-Dynastien Indonesiens machte, seinen Ursprung. Auf der Reise in die Vergangenheit lernt Lebas die Geschichte seiner Familie neu kennen. Auf einmal erscheint der sagenhafte Reichtum, den die Zigaretten ihnen gebracht haben, in einem neuen Licht.
Ihr verstorbener Großvater sei ein Zigarettenfabrikant gewesen, verrät die Autorin Ratih Kumala in einem Interview anlässlich der Frankfurter Buchmesse, wo Indonesien der diesjährige Ehrengast ist. Er habe eine regionale Marke in der kleinen Stadt Muntilan in Zentraljava entwickelt. "Zwar habe ich ihn nie kennengelernt, er starb, bevor ich geboren wurde. Aber meine Mutter, meine Tanten und Onkel erzählen oft davon, wie sie zwischen dem Tabak aufwuchsen." Jedes Mal, wenn sie im Haus ihres verstorbenen Großvaters gewesen sei, sei es ihr so vorgekommen, als könnte sie den frischen Tabak noch riechen, sagt die 1980 geborene Kumala. "All diese Geschichten, die man mir erzählte, blieben mir im Gedächtnis. Ich verband sie dann mit der Liebesgeschichte, die ich schreiben wollte."
Klassische Familiensaga
"Das Zigarettenmädchen" vereinigt alle Elemente eines klassischen Familiendramas über mehreren Generationen: Konkurrenz, Liebe, Eifersucht, Macht. Wie nebenbei erfährt der Leser zudem nicht nur einiges über Sitten, Gebräuche und Legenden Indonesiens, sondern auch über die Bedeutung des Tabakhandels und die politische Vergangenheit des Landes, wie etwa die Verfolgung der Kommunisten. Der anlässlich der Buchmesse bemühte Vergleich mit den "Buddenbrooks" ist zu hoch gegriffen, aber wer gerne Liebes- und Familienepen vor exotischer Kulisse liest, ist mit dem "Zigarettenmädchen" allerbestens bedient.
Schwierig könnten die ausführlichen Beschreibungen des "würzigen Geschmackes auf der Zunge", des "frischen Tabakduftes" oder der "sofort beruhigenden Wirkung" nur für eine besondere Lesergruppe sein: frischgebackene Nichtraucher. Sie rauche selber nicht, verrät Kumala. Aber wenn ehemalige Raucher beim Lesen ihres Romans in Versuchung geraten würden, freue sich die Schriftstellerin in ihr.
"Das Zigarettenmädchen" ist bei CulturBooks erschienen, dem E-Book-Verlag, den die Krimibuchautorin Zoë Beck gemeinsam mit Jan Karsten 2013 gegründet hat. Es ist das erste Buch des Verlages, das auch in gedruckter Form erscheint. Das Konzept des Verlages beschreibt Beck als einfach: "Wir publizieren nur Texte, die uns gefallen."
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Quelle: ntv.de