Der schönste erste Satz "Ilsebill salzte nach"
07.11.2007, 12:21 UhrGünter Grass hat nach Ansicht einer Prominenten-Jury den schönsten ersten Satz in der deutschsprachigen Literatur geschrieben. "Ilsebill salzte nach" lautete der aus nur drei Wörtern bestehende Einstieg des Literaturnobelpreisträgers in seinen Roman "Der Butt". Bei den Kindern und Jugendlichen gewann Janosch mit dem ersten - sehr langen - Satz aus seiner Erzählung "Lari Fari Mogelzahn". Zu dem Wettbewerb hatten die Initiative Deutsche Sprache und die Stiftung Lesen aufgerufen. Mehr als 17 000 Menschen reichten Vorschläge ein. Der sechsköpfigen Jury gehörte auch Literaturkritikerin Elke Heidenreich an. Die Sieger wurden am Dienstagabend in der Frankfurter Alten Oper ausgezeichnet.
Bei der Wahl von Grass ließ sich die Jury von Literaturliebhaber Lukas Mayrhofer aus Wien überzeugen, dass der kurze Satz zu Beginn des "Butts" nicht nur kulinarisch Lust auf die folgenden 700 Seiten macht. In dem Roman geht es ums Essen und die große Weltgeschichte. Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung", die Leserin Lisa Meinecke (Bad Homburg) vorschlug, folgte auf Platz zwei. "Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt", heißt Kafkas erster Satz.
Platz drei ging an Siegfried Lenz für die Erzählung "Der Leseteufel" mit dem Anfang: "Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging."
Die von den Kindern und Jugendlichen ausgezeichnete Erzählung "Lari Fari Mogelzahn" von Janosch beginnt so: "In der Mottengasse elf, oben unter dem Dach hinter dem siebten Balken in dem Haus, wo der alte Eisenbahnsignalvorsteher Herr Gleisenagel wohnt, steht eine sehr geheimnisvolle Kiste." Der siebenjährige Lorenz Glück aus Augsburg hatte sich für diesen Satz stark gemacht. Auf Platz zwei schaffte es der Anfangssatz aus Cornelia Funkes "Tintenherz": "Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen." Der dritte Platz wurde an Ildik von Kürthys Anfang im Roman "Blaue Wunder" vergeben: "Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen."
Neben jeweils drei Preisen für Erwachsene und Kinder/Jugendliche wurden noch drei Sonderpreise an Schulen vergeben. Nach Angaben der Organisatoren wurden in den vergangenen Monaten Vorschläge aus Deutschland und 60 anderen Staaten eingereicht. Der Jury gehörten neben Heidenreich noch die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, die Schriftsteller Thomas Brussig und Paul Maar, Handball- Bundestrainer Heiner Brand sowie ZDF-Moderatorin Marietta Slomka an.
Quelle: ntv.de