Grünes Glubschauge bringt Kinder zum Schreien Auch Monster müssen zur Uni
20.06.2013, 11:51 Uhr
Jubel in der "Monster Uni": Das Maskottchen des Gegners, ein Plüsch-Rennschwein mit vielen Beinen, wurde erobert.
(Foto: dpa)
Was hat uns Pixar schon für fantastische Filme beschert - man denke nur an "Findet Nemo" oder "Oben". Und natürlich "Monster AG". Nun geht Pixar in deren Vergangenheit weit zurück und zeigt, wie Monster zu richtig schrecklichen Monstern werden. Einfach nur rumbrüllen reicht nicht. Schließlich geht es um die erneuerbare Energie aus Kinderschreien.
Wer Kinder hat - Patenkinder tuns auch -, der hat somit eine gute Ausrede, als Erwachsener in Kinderfilme zu gehen. Und was würde man sonst verpassen! Schon "Die Monster AG" von 2001 war ein großer Spaß - kein Wunder, dass jetzt mit "Die Monster Uni" ein neuer Film mit den "Schreckern" nachgelegt wird. Lange genug hat es gedauert, aber immerhin ist dieser Streifen nun in 3D. Und die Technik hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht - das sieht man dem Film auch an.
Pixars erstes Prequel glänzt mit unglaublichem Detailreichtum, von dem der Zuschauer wohl gar nicht alle Feinheiten bemerkt. Waren es in "Monster AG" noch 40 Ungeheuer, wimmeln nun mehr als 400 über die Leinwand. Und da ist alles dabei: ein Auge, fünf Augen, glühende Augen; kein Körper, nur Beine und Kopf; Stacheln; eine Art siamesischer Zwilling mit zwei gegensätzlichen Charakteren in jedem Kopf ... Ihre Mimik, ihre Bewegungen, ihre Körperoberflächen, ob nun zotteliges Fell, Echsenhaut oder glatter Kunststoff – all das sieht wirklich fantastisch aus.
Monster-Welt im College-Ambiente
Die Story ist hingegen weniger fantastisch, sondern folgt eher einem altbekannten Schema: kleiner, ewig ausgelachter Zahnspangenzwerg glaubt an sich, kämpft sich durch und ist am Ende erfolgreich. Und: Feinde tun sich zusammen, um gegen einen gemeinsamen Feind zu kämpfen, und werden so zu Freunden. Also die Botschaften: "Glaube an dich, du kannst es schaffen" und "Zusammen sind wir stark". So weit, so schon mal gesehen. Aber im Grunde genommen ist die Handlung auch egal, denn sie dient nur als Aufhängung für die wimmelnde Monster-Welt im College-Ambiente.
"Monster Uni" ist eigentlich ein typischer College-Film, nur sehen die Studenten hier eben etwas anders aus - mit den US-typischen Verbindungshäusern, die hier Roar Omega Roar (RΩR) oder Omega Kreischma (OK) heißen - wobei in letzterem die Uncoolen, die Loser, die, die keiner sonst will, landen. Und auch die Hauptfigur des Films, ein grünes Glubschauge auf Beinen. Mike Glotzkowski träumt schon seit seiner Kindheit davon, ein richtig schrecklicher Schrecker zu werden - das wird man aber nicht einfach so, das will gelernt sein. Im Fach Schreckenswissenschaften wird den Studenten beigebracht, welches Kind man mit welcher Technik am längsten und am lautesten zum Schreien bringt. Denn Kinderschreie sind die erneuerbare Energie, aus der die Ungeheuer-Stadt Monstropolis ihren Strom bezieht. Und unter den Super-Schreckern läuft zudem noch ein Wettbewerb um den Schreirekord.
Ist der niedlich!

Voll der Streber: Glubschauge Glotzkowski lernt lieber, anstatt zu Studentenpartys zu gehen.
(Foto: AP)
Leider ist Glotzkowski zwar ein sehr fleißiger Student (der mit seiner Besserwisserei seine Kommilitonen nervt), aber er wirkt eher putzig statt schrecklich. Da kann er sich noch so große Mühe geben im Grimassenschneiden, Brüllen, Schreien und bedrohlichen Gestikulieren: wie ein gruseliges Ungeheuer sieht er einfach nicht aus. Die Kernfrage ist also: Kann man als kleines, putziges Monster trotzdem großen Schrecken verbreiten, ein großer Schrecker werden? Da kommt der Film dann arg pädagogisch daher mit der Botschaft: Jeder kann mit seinen besonderen Fähigkeiten sein Ziel erreichen. Es fallen so Sätze wie: Du kannst es schaffen! Aber: Nur auf ehrlichem Wege! Wer schummelt, fliegt auf und wird bestraft. Auch wer faul, arrogant und überheblich ist, scheitert.
Diese Botschaften sind auch im Wettbewerb der Studentenverbindungen untereinander versteckt, der aber einige wirklich lustige und rasante Szenen zu bieten hat, etwa beim Ausweich-Rennen um riesenbeulenerzeugende Stachelkugeln herum. Gruselig oder schrecklich wird es jedoch nicht - "Monster Uni" ist absolut kleinkindtauglich. Über allem liegen süße Streicherklänge und Hollywood-Orchestersound - die Musik zum Film kommt vom Komponisten-Superstar Randy Newman. Das ist mehr Disney als Pixar.
Manuel Neuer als Synchronsprecher
Auch für die Stimmen der Monster wurde der eine oder andere Star verpflichtet. Im englischen Original spricht Billy Crystal die Hauptfigur des Mike Wasowski - auf Deutsch heißt der Mike Glotzkowski und hat die Stimme von Ilja Richter. Der ist ein alter Synchronsprecher-Hase und macht seine Sache sehr gut - im Gegensatz zu Bayern- und Nationaltorwart Manuel Neuer, der den berühmten Schrecker Frank McCay eher etwas steif und unlocker spricht. Fußballer, bleib bei deinem Ball.
Fazit: Großer Detailreichtum mit allen technischen Finessen, aber eher schwache Gags. Man langweilt sich nicht mit der "Monster Uni", man lacht sich aber auch nicht gerade schlapp. Der Film läuft ab dem 20. Juni 2013 in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de