Nicht gerade der letzte Schrei "Scream" feiert Comeback
13.01.2022, 16:30 Uhr
Und wer steckt diesmal unter der Maske?
(Foto: AP)
Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Sidney Prescott, Dewey Riley und Gale Weathers zum ersten Mal von ein paar Schlitzern mit Geistermasken heimgesucht wurden. Nun ereilt sie im Neustart der Reihe "Scream" wieder mal das gleiche Schicksal. Kann das noch schocken?
Ist das "Scream"? Oder "Scary Movie"? Die Frage konnte einen um die Jahrtausendwende schon mal verwirren. Da feierte zunächst die Trilogie "Scream" von 1996 bis 2000 Erfolge. Ihr ursprünglicher Arbeitstitel war tatsächlich mal "Scary Movie". Doch unter diesem Namen etablierte sich schließlich eine eigene Reihe, die zwischen 2000 und 2013 wiederum ganze fünf Teile hervorbrachte und nicht zuletzt Filme wie "Scream" persiflierte.
Auch "Scream" erhielt noch einmal einen Aufguss. 2011 erschien der vierte Teil der Slasher-Serie. Seither jedoch herrschte Funkstille rund um die Schlitzer mit Geistermaske, die bevorzugt Jagd auf Teenager machen. Und das aus guten Gründen.
Zum einen starb 2015 Horror-Papst Wes Craven, der "Scream" ins Leben gerufen und bei allen Filmen Regie geführt hatte. Zum anderen ging die zuletzt für die Filmreihe zuständige The Weinstein Company mit der Verhaftung und Verurteilung ihres als Sexualstraftäter überführten Chefs Harvey Weinstein 2017 den Bach runter. Und schließlich erwies sich "Scream 4" als fulminanter Flop. Hatte die Original-Trilogie die Kinokassen noch einigermaßen gleichbleibend klingeln lassen, rauschte das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer beim vierten Teil in den Keller.
In der Nostalgie-Falle
Schon damals wirkte der Streifen schließlich wie aus der Zeit gefallen. "Diese Fortsetzung hat nichts von der hippen, messerscharfen Wucht des Neuartigen, die das Original von 1996 hatte", konstatierte seinerzeit die Zeitung "Toronto Sun". So schräg das auch klingen mag: Es fühle sich an wie der Horror-Thriller, "bei dem deine Eltern auf einmal ganz aus dem Häuschen sind". Treffender hätte man es kaum formulieren können.
Wenn nun mit einem schlicht "Scream" betitelten Streifen ein Neuanfang der Reihe versucht wird, schnappt die Nostalgie-Falle erst recht unweigerlich zu. Zumal auch jetzt wieder das Trio Infernale aus allen bisherigen vier Filmen mit von der Partie ist: Neve Campbell als das stets überlebende Ur-Opfer Sidney Prescott, David Arquette als inzwischen aus dem Dienst geschiedener Sheriff Dewey Riley und Courtney Cox als Reporterin Gale Weathers.
Sie alle drei haben sich tatsächlich breitschlagen lassen, noch einmal in ihre ikonischen Rollen zu schlüpfen. Im Zentrum steht bei dem "Reboot" der Reihe unter der Ägide des Regie-Duos Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett jedoch eine illustre Schar neuer und möglichst diverser Charaktere mit der Lizenz, potenziell Opfer oder aber auch Täter zu sein - allen voran Melissa Barrera als Sam Carpenter, Jenna Ortega als ihre Schwester Tara und Jack Quaid als ihr Freund Richie Kirsch.
Zwischen Horror und Slapstick
Die Handlung ist in ihren Grundzügen altbekannt. Diesmal ist es Tara Carpenter, bei der das Telefon als Erstes klingelt. Am anderen Ende der Leitung fragt sie eine Stimme, ob sie bereit für ein Spielchen sei, ehe ein Killer, der eine von Edvard Munchs Gemälde "Der Schrei" inspirierte Maske und einen schwarzen Umhang trägt, auch schon mit dem Messer hinter ihr her ist. Von nun an stellt sich die bewährte Frage aller Fragen, wer aus dem Dunstkreis Taras und ihrer Schwester der oder - in guter "Scream"-Tradition - die Täter sein könnten. Schließlich könnte es jede und jeder sein. Jedenfalls, solange er oder sie nicht alsbald selbst ein Messer in Rücken, Bauch oder Hals stecken hat.
Doch noch andere Fragen stellen sich: Was ist das dunkle Geheimnis, das Sam hütet? Was zum Teufel ist diesmal bloß das Motiv für das abscheuliche Blutbad? Und werden Sidney, Dewey und Gale, die dem grausigen Treiben natürlich nicht tatenlos zusehen können und so in die Mordserie mit hineingezogen werden, auch diesmal wieder zu den letzten Überlebenden des Gemetzels im beschaulichen Örtchen Woodsboro gehören?
Der Film mündet in ein ebenso turbulentes wie langwieriges und hanebüchenes Finale. Spätestens da verkehrt sich der Horror endgültig in Slapstick. Die Handlung? Vergessen Sie es! Wenn der Film mit etwas punkten kann, dann mit seiner ironischen Selbstreferenz. So begibt sich "Scream" auf eine Meta-Ebene, um von dieser aus die eigene Geschichte der Reihe, aber auch die Stilmittel und Klischees des Horror-Genres an sich genüsslich auseinanderzunehmen.
Neu und sozusagen der letzte Schrei ist aber freilich auch das nicht. Das haben auch schon die "Scream"-Vorgänger und noch einmal verschärft die "Scary Movie"-Ergüsse getan. Und so dürfte auch dieser Streifen einer sein, bei dem vor allem die Eltern, die 1996 vom Original umgehauen wurden, in schön-schaurige Verzückung geraten, während ihre Sprösslinge nur verwundert den Kopf schütteln und ratlos mit den Achseln zucken.
"Scream" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de