Kino

Lion - Der lange Weg nach Hause Zu gut, um wahr zu sein

Der kleine Saroo geht verloren. Er hat einen langen Weg nach Hause vor sich.

Der kleine Saroo geht verloren. Er hat einen langen Weg nach Hause vor sich.

(Foto: universum film)

Taschentücher mitnehmen: Wer sich von dieser Geschichte nicht fangen lässt, dem ist nicht zu helfen. Ein kleiner Junge geht in Indien verloren und macht sich Jahre später auf die Suche nach seinen Wurzeln.

Dies ist eine wahre Geschichte. So eine Geschichte kann sich nur das Leben ausdenken. Sie wäre zu unglaubwürdig, zu rührselig, wenn man sie erfinden müsste. Sie ist aber wahr. Sie handelt von großer Liebe, von Verlust, Angst und Einsamkeit, von Familie, von Vertrauen und der Kraft des Loslassens. Dev Patel als Saroo, der verloren ging, und Nicole Kidman als seine Adoptivmutter, sind beide für den Oscar als beste Nebendarsteller nominiert.

Der kleine Saroo - völlig auf sich gestellt.

Der kleine Saroo - völlig auf sich gestellt.

(Foto: universum film)

Und so beginnt die Geschichte: Ein Tag wie jeder andere im Leben des fünfjährigen Saroo - auf dem Bahnhof der indischen Kleinstadt, auf dem sein älterer Bruder ihn für einige Stunden zurückgelassen hat, sucht er nach Münzen und Essensresten.

Doch eines Tages springt er auf einen Zug. Vor Erschöpfung schläft er dort schließlich ein und findet sich nach einer traumatischen Fahrt am anderen Ende des Landes in Kalkutta wieder. Auf sich allein gestellt irrt er wochenlang durch die gefährlichen Straßen der Stadt.

Endlich ein Zuhause!

Endlich ein Zuhause!

(Foto: universum film)

Was er erlebt, lässt den Zuschauer an manchen Stellen verzweifeln. Die Kälte und Härte der Erwachsenen, das Berechnende, das Falsche dringen einem in Mark und Bein, vor allem, wenn die Kamera auf Saroos riesige, traurige Augen schwenkt. Regisseur Garth Davis, bisher vor allem ausgezeichnet für seine Werbefilme, gelingt es eindringlich, diese Geschichte zu erzählen. Diesen Jungen möchte man sofort mit nach Hause nehmen, und die Erleichterung ist groß, als er nach einigen schlechten Erfahrungen von Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) adoptiert wird, die ihm ein liebevolles Zuhause in Australien schenken. Er studiert, er surft, er lebt das Leben eines glücklichen Jungen.

Die große Liebe!

Die große Liebe!

(Foto: universum film)

Viele Jahre später in Melbourne: Saroo ist zu einem erfolgreichen Mann gereift und hat eine wundervolle Freundin (Rooney Mara). Er könnte rundum glücklich sein, doch ein Abend bei Freunden verändert alles. Plötzlich erinnert er sich an seine ursprüngliche Heimat, denn animiert durch den Duft aus der Küche, in der indisches Essen auf dem Herd steht, lässt ihn die Frage nach seiner Herkunft nicht mehr los. Wie besessen fährt er Nacht für Nacht mit Google Earth auf seinem Laptop das Zugnetz Indiens ab, zoomt sich auf Hunderte von Bahnhöfen und sucht nach Hinweisen auf seinen früheren Wohnort und seine leibliche Familie. Er hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, als das Unglaubliche passiert und er im Internet auf ein Dorf stößt, das seiner Erinnerung entspricht.

Alles wird gut

Auf der Suche ...

Auf der Suche ...

(Foto: universum film)

Und noch ein paar Jahre später: Am 20. Februar kommt der Australier mit indischen Wurzeln, Saroo Brierley, dessen Autobiografie "Mein langer Weg nach Hause" dem Film zugrunde liegt, nach Berlin und spricht anlässlich der Filmpremiere über seine dreijährige intensive Suche mit Google Earth nach seiner ersten Familie in Indien und das Wunder, wie er schließlich vertraute Landmarken entdeckte und den Weg zurück in seine erste Heimat fand. Er berichtete darüber, dass er seinen genauen Geburtstag nicht kennt (1981) und dass er als kleiner indischer Junge seinen Namen nicht korrekt buchstabieren konnte und sich so aus "Sheru" der Name "Saroo" entwickelte. Und welche besondere Bedeutung der Name hat.

Gesucht - und gefunden!

Gesucht - und gefunden!

(Foto: universum film)

Heute führt Saroo als Geschäftsmann und Buchautor ein erfolgreiches Leben. Seine indischen Geschwister, die er Jahrzehnte lang nicht gesehen hat, sind beruflich auch ihren Weg gegangen. Während seine Schwester Shekila Lehrerin geworden ist, hat sein Bruder Kallu es zum Fabrikmanager gebracht. Doch für Saroo war nicht der Buch-Erfolg das größte Glück, sondern von diesem Erfolg seiner richtigen Mutter, die in einem Steinbruch arbeiten musste, ein Haus zu kaufen.

Der Oscar-nominierte Dev Patel ("Slumdog Millionaire") brilliert in "Lion - Der lange Weg nach Hause" als junger Mann, der als 5-jähriges Kind (grandios gespielt von Sunny Pawar) verloren ging. Der Film ist für vier weitere Oscars nominiert: Bester Film, Beste Kamera, Beste literarische Vorlage, Beste Filmmusik. Regisseur Garth Davis wurde von der Directors Guild of America als Bester Regisseur in der Kategorie Spielfilmdebut ausgezeichnet. Außerdem gewann "Lion" zwei BAFTA-Awards: Bester Nebendarsteller (Dev Patel) und Bestes adaptiertes Drehbuch (Luke Davies).

"Lion - Der lange Weg nach Hause" läuft ab dem 23. Februar in den deutschen Kinos.

Das Buch "Lion - Der lange Weg nach Hause" von Saroo Brierley bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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