"Gute Nacht, Doktor" Die letzten Tonbänder der Marilyn Monroe
29.05.2016, 07:49 Uhr
"Something's Got To Give" - ihr letzter, unvollendeter Film.
(Foto: imago stock&people)
Warum war sie so unsicher? Warum hatte sie so viel Pech mit den Männern? Wie ist sie wirklich gestorben? Immer noch ranken sich Fragen über Fragen um die Hollywood-Göttin, ein neues Hörbuch bringt ein bisschen mehr Licht ins Dunkel.
Sie hatte keine wirklichen, keine engen Freunde - so beginnt "Gute Nacht, Doktor - Die letzten Tonbänder der Marilyn Monroe", und gleich fragt man sich: Warum!? Warum in Herrgotts Namen hatte diese Frau keine wahren Freunde? Obwohl sie herrlich, witzig und auch intelligenter war, als viele dachten? Was konnte so schief laufen bei dieser Göttin, dass sie viel zu früh in der Pathologie landen musste - und man ihrem Arzt noch heute anhört, wie schrecklich das gewesen sein muss für ihn, diese "schöne Frau, nackt", auf dem Autopsie-Tisch vorzufinden.
Dass sie ermordet wurde, steht für den Arzt fest. Und auch der Hörer gerät in den 53 Minuten, die die CD dauert, gewaltig ins Grübeln: Der mit dem "Fall Marilyn Monroe" befasste Staatsanwalt John Minor jedenfalls kommt gemeinsam mit dem untersuchenden Arzt zu der Erkenntnis, dass das Gift, an dem Marilyn Monroe starb, weder oral noch über eine Injektion in den Körper gelangte, sondern rektal. Für den Staatsanwalt steht glasklar fest, dass es Mord ist, doch sein Vorgesetzter besteht darauf, dass der Fall abgeschlossen ist. Ende, keine weiteren Nachforschungen bitte. Es sieht danach aus, dass es um jeden Preis so wirken sollte, als hätte Marilyn Monroe Selbstmord begangen - und keine erneute polizeiliche Untersuchung sollte daran rütteln.
"Es tut immer noch weh"
Ganz plötzlich ist dann auch der Untersuchungsbericht nicht mehr auffindbar. Für John Minor das Indiz, dass es sich um eine abgekartete Sache handelt, bei der nur eine Person ganz insbesondere der Strippenzieher sein konnte: der amerikanische Justizminister Robert Kennedy höchstpersönlich. Richtig, der Bruder des Präsidenten John F., mit dem die Monroe eine Affäre gehabt haben soll - und es gibt Quellen die behaupten, dass sie sogar Affären mit beiden Brüdern hatte.
Leben und Tod der Marilyn Monroe sind spannend und mysteriös, auch nach über 50 Jahren noch. Schön, auf dem Hörbuch die Original-Stimmen der Beteiligten und ihre sehr passend gewählten deutschen Sprecher zu hören, die Atmosphäre mitzubekommen - man hat sofort Bilder im Kopf. Doch wie kam es überhaupt zu diesen Tonbandaufzeichnungen? Die Bänder sind quasi ein Geschenk Marilyns an ihren Psychoanalytiker, Dr. Greenson, aufgenommen zwei Wochen vor ihrem Tod, denn der Arzt wollte herausfinden, ob sie suizid-gefährdet war. Er trug ihr auf, eine Art Tagebuch zu führen, um sie besser einschätzen zu können. Die Bänder sind verschwunden - doch es existieren die Abschriften, die Staatsanwalt John Minor verfasst hat. Greenson, der auch Tony Curtis oder Frank Sinatra behandelte und dem eine Zeit lang eine Mitschuld an Monroes Tod vorgeworfen wurde, hört man auf "Gute Nacht, Doktor" in einzelnen Passagen. Darin lässt er den Hörer an seinen Erkenntnissen, Erinnerungen und Einschätzungen zu Marilyn teilhaben: "Es tut immer noch weh," so der Arzt.
Und dann hören wir endlich, was Marilyn ihrem Therapeuten mitgeteilt hat, gelesen von Anna Thalbach. Das, was wir da hören, zieht immer, wenn es um Marilyn geht: Sex. Und Männer. Sie erzählt ihrem Psychoanalytiker auf leicht kokette, dennoch ernsthafte Weise, wie sie auf dem Bett liegt und in ihr neues Tonband spricht - nur im BH - sie resümiert, dass ihr Therapeut der einzige Mensch ist und war, den sie nie belogen hat und nie belügen wird. Zwischendurch immer wieder Original-Töne: aus ihren Filmen, ihren Songs.
Mit Marilyn am Strand
Wir kommen der Ikone nahe und erleben die letzten Stunden vor ihrem Tod fast mit: Wie sie sich verkleidet hat, damit niemand sie erkennt beim Strandspaziergang, wie sie von Angst zerfressen war, denn sie war nach den unerfreulichen Dreharbeiten zu "Somethings's Got To Give", bei denen sie bereits begonnen hatte, sich in ihre Krankheit zu flüchten, gefeuert worden. Natürlich wollte man sie zurück, vor allem ihr Co-Star Dean Martin, aber dieses ewige Hinterfragen machte sie, die sowieso noch nie an sich geglaubt hatte, mürbe. Dabei hatte sie sich so sehr auf "Something's Go To Give" vorbereitet: Sie nahm Schauspielstunden bei Lee Strasberg, sie wollte die Szene im Swimmingpool unbedingt nackt drehen, und dennoch - nach dem Dreh im Pool ging es bergab.
17 von 30 Drehtagen war die Monroe krank. Produzenten und Regisseur George Cukor feuerten sie, Dean Martin - zumindest ein Freud, den sie hatte - jedoch beschloss, ohne Marilyn nicht weiter machen zu wollen. Daraufhin trat man wieder mit ihr in Kontakt, die Dreharbeiten sollten im Herbst 1962 weitergehen. Sie starb am 5. August.
Man könnte ewig über Marilyn Monroe und ihr kurzes Leben reden - am besten für jetzt wäre es jedoch, Sie hören sich dieses liebevoll gemachte Hörbuch, auf dem Erzähler Hans Peter Hallwachs die einzelnen Stories mit Bravour verbindet, einfach selbst an. Die Bilder im Kopf kommen dann von ganz allein.
Quelle: ntv.de