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Gemeinsam durch Höhen und Tiefen 25 Jahre No Angels: "Natürlich gibt es auch mal Reibereien"

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Drei "Engel" im Interview: Lucy Diakovska, Jessica Wahls und Nadja Benaissa. (v.l.n.r.)

Drei "Engel" im Interview: Lucy Diakovska, Jessica Wahls und Nadja Benaissa. (v.l.n.r.)

(Foto: RTL_IN KOELN)

Am 20. November um 18 Uhr fällt der Startschuss für den 30. RTL-Spendenmarathon. Die dazugehörige Hymne "I Still Believe" singt eine Band, die in diesem Jahr ebenfalls Jubiläum feiert: Die No Angels gibt es seit 25 Jahren. Im Interview mit ntv.de sprechen Lucy Diakovska, Jessica Wahls und Nadja Benaissa (Sandy Mölling war krankheitsbedingt nicht dabei) über ihren Einsatz für Kinder in Not, ihre besondere Freundschaft und das Älterwerden.

ntv.de: Was hat euch dazu bewogen, einen Song zur Jubiläumsausgabe des RTL-Spendenmarathons beizusteuern?

Nadja Benaissa: Es war so eine Aneinanderreihung von Zufällen. Ich war im vergangenen Jahr beim RTL-Spendenmarathon dabei. Da wurde ich gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, nächstes Jahr als Band etwas gemeinsam für den Spendenmarathon zu machen. Und ich wusste, dass wir das alle wollen. Dann ging alles ziemlich schnell. Drei Monate später stand fest, dass wir mit "I Still Believe" sogar den Titelsong singen. Da waren wir natürlich total aus dem Häuschen und haben uns gefreut, dass wir auch musikalisch einen Beitrag zum Spendenmarathon leisten können. Das ist eine große Ehre für uns.

Ihr habt die Aufnahme von "I Still Believe" mit "Daylight in Your Eyes" vor 25 Jahren verglichen. Könnt ihr das näher erklären?

Lucy Diakovska: Es war eher der Moment, sich "I Still Believe" als Band anzuhören und zu spüren, was der Song bei jeder von uns ausgelöst hat. Wie die Gefühle, die jede Einzelne von uns damit verknüpft, uns verbinden. Damals war "Daylight" der Song, der das bei uns bewirkt hat. Gerade als Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich kannten, die sich noch ein bisschen fremd waren. Diese Verbundenheit haben wir bei "I Still Believe" nun auch wieder gespürt.

Lucy hat zu einem ersten Schnipsel von "I Still Believe" bei Instagram an die Mit-Engel gerichtet geschrieben: "So viel Liebe für diese unglaublichen Frauen und alles, was wir miteinander erleben". Was zeichnet eure Beziehung nach 25 Jahren aus?

Nadja Benaissa: Sie ist sehr gewachsen. Wir sind miteinander gereift. Wir hatten Höhen, wir hatten Tiefen. Wir haben auch die vermutlich intensivste Zeit unseres Lebens miteinander geteilt. Und was wir da alles miteinander geteilt haben, ist für Außenstehende gar nicht wirklich nachvollziehbar. Wir kennen uns einfach gut. Trotzdem hat jede immer noch einen Freiraum für sich selbst - und das ist auch gut so.

Gibt es auch mal Reibereien?

Nadja Benaissa: Ich glaube, wir haben große Toleranz und Akzeptanz füreinander gelernt. Natürlich gibt es auch hier und da mal Reibereien. Oder man ist vielleicht mal mit irgendwas unzufrieden. Aber das liegt ja meistens auch an einem selbst. Man muss sich gemeinsam immer wieder neu justieren und gucken: Wo stehen wir jetzt als Band? Wo wollen wir hin? Wo steht jede Einzelne? Das ist etwas, das früher gar nicht so möglich war, als wir uns noch nicht so gut kannten. Es ist schön, jetzt so miteinander umgehen zu können.

Die No Angels mit Spendenmarathon-Moderator Wolfram Kons.

Die No Angels mit Spendenmarathon-Moderator Wolfram Kons.

(Foto: RTL / Guido Engels)

Lucy Diakovska: Innerhalb der Band können wir viel mehr miteinander teilen als beispielsweise in einer Beziehung. Wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, dann ist die Ehrlichkeits-Ebene eine ganz andere. Du verletzt niemanden, wenn du ehrlich bist. Keiner rennt deswegen weg, wie es vielleicht in einer Beziehung passieren würde. Wir sind wie eine Familie, aber mit einer anderen Toleranzschwelle als in Familien.

Begrifflichkeiten wie "Female Empowerment" und "Sisterhood" waren in den 2000ern in der Musikbranche eher kein Thema. Diese war - und ist - immer noch sehr männlich dominiert. Wie konntet ihr euch da durchsetzen?

Jessica Wahls: Wir haben das am Anfang unserer Karriere noch nicht so wirklich realisiert. So wurde halt mit einem umgegangen. Die kleinen Mädels, die kleinen Püppchen, ihr macht mal dies oder das. Das hat uns dann natürlich nicht gefallen. Da sind wir aber ganz gut reingewachsen und der Blick dafür hat sich über die Jahre sehr geschärft. Auch, weil wir ja sehr divers sind. Das war ja früher gar kein Thema. Danach sind wir nicht gecastet worden. Aber jetzt wissen wir, weil wir auch in den sozialen Medien stattfinden, was wir für Vorbilder waren, weil sich junge Mädchen oder auch Jungs mit jeder Einzelnen von uns identifizieren konnten. Oder Menschen, die ihr Coming-out wegen uns hatten. Wir stehen für Zusammenhalt, Akzeptanz und Toleranz. Dafür machen wir uns heute noch mal mehr stark. Die Awareness für diese Themen ist über die Jahre innerhalb der Band gewachsen.

Lucy Diakovska: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir damals wegen unserer starken Persönlichkeiten gecastet wurden. Wir sind sehr schnell zusammengewachsen und haben bei wichtigen Entscheidungen Einigkeit gezeigt. Uns wurde dann vertraut. Wir konnten immer sehr gut auf den Punkt bringen, was uns wichtig ist, was für die Band wichtig ist, was wir machen werden, was wir nicht machen werden. Wir konnten schon damals auch mal auf den Tisch hauen - und das war ungewöhnlich. Aber irgendwo war es auch erwünscht. Das hat die No Angels von Anfang an geformt und dahin gebracht, wo wir dann sehr schnell waren.

Gibt es Situationen, in denen ihr gerne lauter auf den Tisch gehauen hättet?

Lucy Diakovska: Es gab Pressesachen, Fotoshootings, die man vielleicht nicht wirklich machen wollte. Die aber zum jeweiligen Zeitpunkt dienlich waren.

Nadja Benaissa: Man geht auch immer mal Kompromisse ein. Auch in der Band gibt es Situationen, in denen vielleicht zwei sagen, dass sie etwas mega finden, und zwei sagen, dass es voll doof ist. Aber auch da sind wir mittlerweile viel weiter. Wenn eine von uns etwas wirklich absolut nicht machen will, dann machen wir es nicht.

Was würdet ihr jungen Musikerinnen heute raten?

Nadja Benaissa: Ich kann da gar keine Ratschläge geben. Man sollte aber sein persönliches soziales Netzwerk nicht vernachlässigen. Man sollte vertraute Menschen um sich haben. Und es schadet auch nicht, noch irgendwie einen anderen Beruf in petto zu haben, weil es für Künstler und Künstlerinnen natürlich auch immer große Durststrecken geben kann. Und man sollte Spaß haben an der Musik. Weil die Musikbranche manchmal ermüdend sein kann. Immer dieser Vergleich mit anderen Künstlern und die Frage, wann der nächste Hit kommt. Mein Rat: Macht einfach eure Musik, die euch gefällt - und habt Spaß dabei.

Wenn man als Frau in der Öffentlichkeit steht, wird man immer auch nach Äußerlichkeiten beurteilt. Ab einem gewissen Alter kommt auch noch Age Shaming dazu. Wie geht ihr damit um?

Jessica Wahls: Ich bin ja sehr viel auf Tiktok und da lese ich schon Kommentare wie: "Guck dir doch mal die alten Hühner an, was wollen die denn da?" Das lösche ich einfach. Das ist mir wurscht, so was will ich nicht lesen, denn das braucht keiner. Das kommt von Menschen, die innerlich einfach ein verletztes Kind sind und nicht wissen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Die einfach keinen Respekt gelernt haben.

Nadja Benaissa: Ich bin dankbar, dass ich älter werde. Jeder Mensch kann das natürlich für sich halten, wie er oder sie möchte, aber ich persönlich bin dankbar, dass wir in Würde altern dürfen.

Lucy Diakovska: Vor ein paar Tagen hatten wir unser letztes großes Konzert für dieses Jahr und ich habe gedacht, dass es eigentlich unglaublich ist, wie wir heute noch auf der Bühne performen. Mit allen Choreografien. Anderthalb Stunden lang. Das muss man sich einfach reinziehen. Ich werde in einem halben Jahr 50 und stehe in engen Paillettenklamotten auf der Bühne und tanze wild. Und es gibt Tausende von Menschen, die vor der Bühne stehen, uns dafür applaudieren und das großartig finden. Ein größeres Geschenk kann es doch nicht geben.

"I Still Believe" ist am 10. Oktober erschienen.

Mit Jessica Wahls, Lucy Diakovska und Nadja Benaissa sprach Claudia Spitzkowski.

Quelle: ntv.de

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