Wie macht er das mit den Frauen? Alvaro Soler lässt die Hüfte kreisen
27.07.2018, 12:23 Uhr
Lebt in Berlin, doch seine Heimat ist Spanien: Alvaro Soler.
(Foto: Ben Wolf / Airforce1 Records)
"El mismo sol", "Sofia" und jetzt "La cintura" - Alvaro Soler liefert einen Sommerhit nach dem anderen ab. Und das nicht nur in Deutschland. Auch in seiner spanischen Heimat und in Italien feiert er Megaerfolge. "La cintura" gibt es nun auch in einer Remix-Version, zusammen mit Rapper Flo Rida und Argentiniens Superstar Tini Stoessel. Zudem erscheint demnächst ein neues Album. Bevor es so weit ist, spricht Soler mit n-tv.de nicht nur über Sommer, Sonne und Spanien, sondern auch über seinen Schlag bei den Frauen.
n-tv.de: Unseren letzten Artikel über dich haben wir mit der Überschrift "Mister Sommerhit schlägt wieder zu" betitelt. Kannst du dich mit der Auszeichnung als "Mister Sommerhit" identifizieren?
Alvaro Soler: Na ja, die Wahrnehmung ist in jedem Land anders. Von daher bin ich bei solchen Definitionen nie wirklich festgenagelt. Es gab auch schon mal so etwas wie "Das neue Lustspielzeug von J.Lo". (lacht) Beim Stichwort "Sommerhit" haben manche natürlich erst einmal negative Assoziationen und denken an Songs, die geschrieben werden, um Geld zu verdienen und nicht, um etwas musikalisch Gutes zu machen. Aber so ist es bei mir nicht. Und so lange die Leute das auch sehen und die Bezeichnung in ihren Köpfen nichts Negatives auslöst, ist es okay.
Es ist ja schon auffällig: Erst "El mismo sol" 2015, dann "Sofia" 2016 - und jetzt ist "La cintura" einer der Songs des Sommers 2018. Ist das Zufall oder steckt da doch ein Konzept dahinter?
Es stimmt schon: In Ländern, in denen man kein Spanisch spricht, hilft es, die Songs in einer Zeit herauszubringen, in der die Sonne scheint. Das merken wir auch an den Reaktionen von Radios. Kein Witz: Bei schlechtem Wetter würden sie bestimmte Songs einfach nicht spielen. Von daher gibt es da schon eine gewisse Strategie.
Der Erfolg gibt dir natürlich auch Recht, aber es besteht die Gefahr, in eine Schublade gesteckt zu werden. Du hast in einem Interview erklärt, du möchtest nicht der neue Enrique Iglesias sein. Nerven solche Vergleiche?
Das Ding ist: An einem Ort, an dem man nur spanische Musik hört, würde man auf diesen Vergleich gar nicht kommen. Die Musik ist doch total unterschiedlich. Aber wenn hier in Deutschland Radios gerade mal wieder zwölf Plätze für spanische Musik freiräumen, entsteht auf einmal so eine Konkurrenzsituation ... Aber nein: Ich bin kein Enrique Iglesias und werde auch keiner sein.
Trotzdem: Wenn du dich entscheiden müsstest - wärst du eher auf der Seite von Enrique Iglesias oder der von Ricky Martin?
(lacht) Keine Ahnung. Ich wäre auf der Alvaro-Soler-Seite.
In "La cintura" besingst du deine Hüftsteife. Ist das Koketterie oder hast du es wirklich nicht mit dem Tanzen?
Das ist wirklich so. Ich liebe es zwar zu tanzen, weil man sich damit selbst ausdrücken kann. Aber wenn ich zu tanzen beginne, fühle ich mich immer ein bisschen unwohl. Ich denke, dass es nicht gut aussieht und dass das anderen Leuten auch auffällt. Dieses Gefühl erkläre ich in dem Song. Es geht um die ganzen Unsicherheiten, die wir alle haben - bei mir ist es das Tanzen, bei jemand anderem ist es etwas anderes. Aber es geht auch darum, selbstbewusst damit umzugehen: "Hey, meine Hüfte ist vielleicht nicht die beste und coolste, aber das ist okay. Ich bin, wie ich bin."
In dem Video zu dem Song gibt es eine richtige Choreografie - fast wie damals bei Las Ketchup. Ich könnte mir vorstellen, dass das demnächst Teil von jedem zweiten Animationsprogramm im Club-Hotel sein wird ...
(lacht) Ja, mag sein. Mir schicken jedenfalls viele Leute Videos von dem Tanz bei Instagram. Leute, die auch gar keine Tänzer sind. Das ist echt cool.
Noch spektakulärer als die Choreografie in dem Clip ist jedoch der Gastauftritt von Topmodel Toni Garrn darin. Erst nimmst du "El mismo sol" mit Jennifer Lopez neu auf, jetzt tanzt Toni Garrn für dich. Wie kommst du an die ganzen Frauen ran?
Wie mache ich das? Was ist mein Trick? (lacht) Im Falle von "La cintura" war es so, dass im Skript zum Video eine Hauptperson neben mir vorgesehen war. Wir hatten dafür jedoch niemanden konkret. Wir dachten, zur Not würden wir einfach eine Tänzerin aus Kuba nehmen, wo der Clip entstanden ist. Aber dann kam ein Freund von meinem Manager mit der Nummer von Toni Garrn an. (lacht) Wir haben sie einfach angerufen und gefragt. Und sie hatte sofort Bock. Ich glaube, es hat geklappt, weil sie einfach ganz normal und natürlich geblieben ist. Das war echt schön.
Apropos normal und natürlich: Du wehrst dich auch gegen ein Star-Image. Dabei hast du schon über 30 Gold-, Platin oder Diamant-Auszeichnungen bekommen. Und allein "Sofia" hat über 480 Millionen Aufrufe bei Youtube. Kannst oder magst du das nicht so richtig realisieren?
Ich sage mal so: Ich glaube, es gibt Alvaro Soler und es gibt Alvaro Tauchert Soler. Die beiden sind sich schon sehr ähnlich - nur Alvaro Soler hat sehr viele Platten verkauft. (lacht) Ich versuche nicht großartig, aus mir eine Kunstfigur zu machen. Ich bin wirklich immer nur ich, ob in so einem Interview oder auf der Bühne. Ich spreche auch nicht so gerne über die Erfolge, sondern lieber über die Musik. Die Erfolge können morgen weg sein. Ich investiere meine Energie und Euphorie lieber in die Musik als darin, Tausend goldene Schallplatten bei mir zu Hause aufzuhängen. Die lagere ich bei mir alle unterm Bett. (lacht)
"Sofia" war auf deinem ersten Album "Eterno agosto". "La cintura" wird auf deinem neuen Album sein, das im September erscheinen soll. Was kannst du über das Album verraten?
Es ist tatsächlich noch nicht fertig. Aber es werden insgesamt 12 oder 13 Songs sein. Und es wird eine Entwicklung geben, die auf meinen Erfahrungen in den letzten drei Jahren basiert. Musikalisch, textlich und auch in der Produktion. Es wird ein etwas urbaneres Album, aber es wird auch Songs geben, bei denen man sich vielleicht an Buena Vista Social Club erinnert fühlt. Ein bisschen von allem - das definiert mich auch als Person. Für mich ist es sehr schwierig, nur eine Sache zu machen.
Wann, wo und wie sind die Songs dafür entstanden?
Ein paar haben wir hier in Berlin geschrieben, andere in Los Angeles. Wir haben auch Autoren aus L.A. und Miami dazu geholt - um beim Sound auch Inspiration von anderen Menschen zu bekommen.
Wie leicht oder schwer fällt es dir, beim Songschreiben in Gute-Laune-Sommer-Stimmung zu kommen. Geht das auch bei minus 10 Grad in Berlin?
Ja, das geht. Man versucht dann einfach, sich den Sommer vorzustellen. Außerdem ist es gar nicht schlecht, im Winter zu schreiben. Im Sommer fällt einem ja ohnehin alles leichter und man findet alles besser. Aber wenn man einen Song im Winter hört, ihn gut findet und gute Laune bekommt, dann funktioniert er im Sommer erst recht. (lacht)
Du schreibst die Songs zusammen mit Alexander Zuckowski, Sohn von Kinderlieder-Autor Rolf Zuckowski, und Simon Triebel, Gitarrist bei Juli. Das klingt nach einer ziemlich ungewöhnlichen Kombination. Wie kam es dazu?
Ich war noch ganz am Anfang - mit einer Band in Barcelona, mit der ich auf Englisch gesungen habe. Ali (Alexander Zuckowski, Anm. d. Red.) und Simon wiederum wollten sich an spanische Musik heranwagen. Sie riefen mich an und fragten, ob ich nicht mit ihnen zusammen etwas schreiben möchte. Ich dachte mir, "Warum nicht?", auch wenn ich zunächst davon ausgegangen bin, ich würde die Lieder nur schreiben und jemand anderes sie singen. Aber bei uns dreien hat es echt geklickt. Das macht richtig Bock. Seitdem schreiben wir eigentlich alles zusammen.
Von Alexander Zuckowskis Vater Rolf stammt ja unter anderem das Lied "In der Weihnachtsbäckerei", das so ziemlich jedes Kind seit den 80ern in Deutschland mitsingen kann. Du auch?
Nein, ich leider nicht. Aber sag das bitte nicht Ali und Rolf. (lacht) Ich bin mit den Liedern nicht aufgewachsen. Aber ich weiß, was das spanische Äquivalent wäre. Und das ist schon sehr bemerkenswert.
Aufgewachsen bist du vor allem in Barcelona und Tokio. Überhaupt hattest du einen sehr multikulturellen Lebensweg. Was hat dir das fürs Leben mitgegeben?
Persönlich hat mir das auf jeden Fall sehr viel gebracht. Ich glaube, das gehört zu den schönsten Dingen in meinem Leben, vor allem mit Blick auf die Sprachen und die Kommunikation mit den Menschen. Mit Deutsch und Spanisch bin ich von klein an aufgewachsen. In Tokio kamen dann Englisch und Japanisch hinzu und in der Schule noch Französisch.
Das ist schon viel ...
Ja, aber irgendwann habe ich gemerkt, was für eine tolle Sache das ist. Nach Berlin etwa bin ich durch mein Deutsch gekommen. Ohne das hätte es wahrscheinlich gar nicht geklappt. Allein da dachte ich mir: "Guck mal, wie sich die Türen öffnen, wenn man Sprachen spricht."
Mittlerweile bist du seit rund drei Jahren in Berlin. Würdest du das inzwischen als deine Heimat bezeichnen?
Nee. Ich wohne dort einfach. Aber meine Heimat ist schon Spanien. Ich habe in Madrid zusammen mit meiner Freundin ein kleines Apartment. Das ist für mich das Zuhause und der Ort, an dem ich Ruhe haben kann. In Berlin lebe ich dagegen in einer WG mit einer Freundin aus der Schulzeit und ihrem Freund. Das ist eher Open-Hostel und Neukölln-Lifestyle. Mein Bruder war zum Beispiel gerade da und hat in meinem Bett geschlafen.
Spanien ist in jüngster Vergangenheit durch ziemlich unruhige Zeiten gegangen, wenn man an die Katalonien-Frage denkt. Als jemand, der in Barcelona geboren ist: Was denkst du darüber?
Ich bin für den Zusammenhalt der Menschen und nicht dafür, alles zu trennen. Ich finde es okay, zu demonstrieren und seine Meinung kundzutun. Aber das Ganze ist zu weit gegangen. Spanien hat allerdings auch nicht alles richtig gemacht. Deswegen sind wir jetzt an diesem Punkt angelangt. In Barcelona haben aber eigentlich alle keinen Bock mehr auf das alles. Sie wollen einfach, dass wieder Normalität herrscht.
Wenn du nicht Musiker geworden wärst, würdest du heute wahrscheinlich irgendetwas mit Autos machen. Du bist ein richtiger Auto-Fan. Was für einen Wagen fährst du?
Ich habe einen 911er SC von 1983. Und einen Mercedes 230 CE als Coupé. Mir gefallen so 80er-Autos. Und stimmt: Eigentlich wollte ich Autodesign studieren. Das kommt von der Familie. Mein Vater liebt auch Autos und hat uns das alles vermittelt.
Also schlägst du diesen Weg vielleicht irgendwann noch einmal ein ...
Na ja, mal gucken. Aber zumindest fahre ich jetzt auch bei der Mille Miglia in Italien mit - das ist ein Rennen, das es seit 70 Jahren gibt. Bei ihm fahre ich einen 300er SL Gullwing zusammen mit der Eigentümerin. Das wird sicher auch total cool.
Mit Alvaro Soler sprach Volker Probst
Quelle: ntv.de