Musik

"Romeo & Julia" als Musical "Liebe, Sex und Tod sind unsere Lieblingsthemen"

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Ein gutes Team: Ulf Leo Sommer und Peter Plate.

(Foto: Jörn Hartmann)

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Mit "Ku'damm 56" begeisterten Peter Plate und Ulf Leo Sommer seit November 2021 gut 200.000 Musical-Fans, bis schließlich Mitte Februar im Berliner Theater des Westens der letzte Vorhang fiel. Nicht etwa, weil die Leute genug von der musikalischen Bühnenadaption der Geschichten rund um die aus der gleichnamigen ZDF-Serie bekannten Tanzschule von Familie Schöllack gehabt hätten. Vielmehr wurde so Platz geschaffen für das nächste Projekt der einstigen Rostenstolz-Musiker Plate und Sommer.

"Romeo & Julia - Liebe ist alles" wird nun ab dem 19. März an selber Stelle aufgeführt. Um die von August Wilhelm Schlegel übersetzten Shakespeare-Originaltexte ranken sich dann moderne Hybridsongs zwischen Pop und Klassik aus der Feder des langjährigen Schreiberduos. Mit ntv.de sprachen Peter Plate und Ulf Leo Sommer über ihre Liebe zur Musik, die Liebe im Musical, ihre Liebe zueinander und Sex ganz allgemein.

ntv.de: Ulf, du hast über "Ku'damm 56: Das Musical" mal gesagt, es sei das Highlight deiner Karriere. Könnte "Romeo & Julia - Liebe ist alles" in diese großen Fußstapfen treten?

Peter Plate: Das hast du gesagt? Du sollst doch ohne mich keine Interviews geben.

Ulf Leo Sommer: Das habe ich in einem gemeinsamen Interview gesagt. Und das ist doch ein bisschen wie "Liebe meines Lebens" zu sagen …

Plate: Das hat er zu mir immer gesagt. (lacht)

Sommer: Ja, aber dann trennt man sich … wird älter und findet hoffentlich noch eine Liebe, vielleicht auch eine heimliche. Dann sagt man am Ende, man hat mehrere Lieben gehabt. Das ist doch genial.

Aber die ganz große Liebe gibt es vielleicht ja doch nur einmal, und dazu mehrere kleinere …

Plate: Aber das weiß man eben auch erst am Ende.

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Paul Csitkovics und Yasmina Hempel sind Romeo und Julia.

(Foto: Ferran Casanova)

Sommer: Ich bin schon seit Ewigkeiten Single, und es kann nicht sein, dass das alles war. Vielleicht kommt mit 69 noch mal was ganz Heißes, Leidenschaftliches. Aber im Ernst. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?

Hat euch der Erfolg von "Ku'damm" für das neue Projekt beflügelt oder eher unter Druck gesetzt?

Plate: Das hat sich alles ja eher parallel entwickelt. Beim Start von "Ku'damm" befand sich die Welt gerade in dem ganzen Corona-Dilemma. Wir haben uns von einem Tag zum nächsten gehangelt. Noch am Tag vor der Premiere wussten wir nicht, ob die überhaupt stattfinden kann. Bei Musikveranstaltungen sind immer sonntags und freitags vom Senat neue Regeln ausgegeben worden. Wir wussten erst am Freitagabend, dass es passiert. Das war wirklich irre. Und als dann alles einigermaßen lief, haben wir schon an "Romeo & Julia" weitergeschrieben.

Sommer: Das mit dem Druck ist ja eh so eine Sache. Du weißt doch bis zum Schluss nicht, wie es wird. Manchmal ist es so, dass die schlimmsten Sachen ganz toll und die genialsten ganz mau werden. Es gibt oft Flop-Filme oder -Songs, das sind dann meist meine Lieblingslieder.

Plate: Deswegen bist du auch Abba-Fan. (lacht)

Sommer: Das sind eben diese kleinen Widersprüche im Leben. (lacht) Aber mein Lieblingslied von Abba ist "The Day Before You Came" - ihr größter Flop.

Plate: Das ist auch mein Abba-Lieblingslied.

Warum habt ihr euch ausgerechnet "Romeo & Julia" vorgenommen? Immerhin basiert "West Side Story" schon auf dem Shakespeare-Klassiker.

Plate: Die Ursprungsidee liegt jetzt schon acht Jahre zurück. Wir haben damals - nach Rosenstolz - die ersten Castings unseres Lebens veranstaltet und dabei Maxine Kazis kennengelernt. Wir haben uns für die Popkarriere damals gegen sie entschieden, aber uns sofort verliebt. Sie wurde dann vom Theater in Kiel engagiert und rief uns an, als dort "Romeo & Julia" mit ihr als Julia geplant war. Sie fragte, ob wir dafür nicht zwei oder drei Songs schreiben wollten. Wir schrieben dann in vier Wochen acht Lieder und setzten uns mit dem Thema auseinander. Es hat uns seither nicht mehr losgelassen.

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Die Darsteller Nico Went, Ilario Marco Russo und Riccardo Pastore (v.l.).

(Foto: Kasimir Weichert & Stefan Neuendorf )

Sommer: Es ist ja auch ein guter Stoff, der zu uns passt. Liebe, Sex, Tod, das sind doch unsere Lieblingsthemen. Der Hedonismus. Und wir haben die Schlegel-Übersetzung, diese schöne Sprache. Da kann man sich nur verneigen. Unsere eigene Sprache ist ganz klar simpler. Aber das Alte und das Neue zusammen finde ich sexy.

Plate: Vielleicht wird bei den Originaltexten von Shakespeare nicht jeder immer alles verstehen. Bei ein paar Sachen wusste ich auch nicht, wie sie gemeint sind. Aber wie hat Detlev Buck bei den "Bibi & Tina"-Filmen mal gesagt? Kinder muss man ernst nehmen, und sie finden dann etwas spannend, wenn sie nicht alles verstehen. Und Erwachsene sind doch auch irgendwie noch Kinder.

Sommer: Geile Filme und geile Bilder entschlüsselt man auch nicht bis ins Letzte, es bleibt immer ein Geheimnis. Denn das Leben ist genauso, irgendwie ungerade.

Ihr wart eine Weile ein Paar, seid heute befreundet und arbeitet erfolgreich zusammen. Das bekommen die wenigsten nach einer Trennung hin. Was ist euer Geheimnis für ein friedliches und fruchtbares Miteinander?

Sommer: Bei uns kann es auch heute noch ganz schnell von Null auf Hundert gehen. Wenn wir nicht die gleiche Betriebstemperatur haben - und das kommt oft vor, denn wir führen sehr unterschiedliche Privatleben -, dann kann es sein, dass wir uns richtig streiten. Wir sagen unserem Umfeld immer, dass das nicht schlimm ist, aber viele kommen damit nicht klar.

Wie Kinder, die Angst haben, dass sich die Eltern trennen?

Plate: Ja. Es wird aber auch richtig laut und schlimm dann. In den Phasen wird viel geschrien. Aber nach fünf Minuten ist dann auch wieder gut.

Für den kreativen Prozess ist es vermutlich sogar besser, wenn man sich nicht zu einig ist?

Plate: Absolut. Wenn Leute uns zum ersten Mal treffen, denken sie oberflächlich, wir seien total gleich, aber das stimmt natürlich nicht. Ulf ist zum Beispiel unfassbar geil im Drama … also in der Dramaturgie.

Sommer: Im Drama aber auch. (lacht)

Plate: Der weiß bei einem Kinofilm von vor zehn Jahren noch immer, was passiert. Er weiß also immer genau, wo wir gerade stehen. Das ist ein Vorteil. Ich glaube, dass ich eher im Kleineren gut bin.

Sommer: Du bist ja auch klein. (lacht)

Plate: Das stimmt. Wir haben eine gute Rollenverteilung, aber wir machen alles zusammen. Die Musik, die Texte …

Sommer: Die guten Sachen entstehen wirklich nur gemeinsam.

Plate: Ich kann es nicht alleine. Franz Müntefering hat mal gesagt: "Ich bin ein Alleiner". Das finde ich ein tolles Wort, aber ich bin es nicht.

Sommer: Wir sind ein Zweiner.

Plate: Ich hatte ja auch mal kurz eine Solokarriere. Die habe ich nach vier Wochen eingestellt, weil ich das nicht konnte. (lacht)

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Ein Außenstehender könnte sich jetzt fragen, warum ihr euch überhaupt getrennt habt?

Sommer: Wir hatten am Ende unserer Beziehung kein Sexleben mehr.

Plate: Zumindest kein gemeinsames. (lacht)

Sommer: Aber das hilft natürlich wahnsinnig, weil dann der Eifersuchtspegel wegfällt. Man hat die Chance, die wahre Liebe zu erkennen, abseits vom Körperlichen. Und unsere Liebe ist ungebrochen. Es war fast eine Erleichterung, als wir uns getrennt haben, weil wir beide noch mal die Leidenschaft innerhalb einer Beziehung wollten und nicht nur außerhalb.

Plate: Was aber auch geholfen hat war, sich professionelle Hilfe zu holen. Du brauchst einen guten Therapeuten oder eine Therapeutin - auch bei einer Trennung.

Sommer: Und ich finde Therapie schlimm, teils auch sehr anstrengend. Wir hatten allerdings auch tierisches Glück, dass wir so symbiotisch waren damals und uns zeitgleich in andere Leute verliebt hatten. Dadurch fiel das Drama weg, auch wenn wir unsere Beziehung noch gar nicht verarbeitet hatten.

Plate: Ich möchte die Dinge anders machen, als sie uns von der Generation davor noch vorgelebt wurden. Wenn da was schiefging, hat man nicht mehr miteinander geredet. Das finde ich ganz blöd. Ich denke, es ist schon eine echte Aufgabe, das anders zu machen - auch ohne Kinder.

Wobei man ja jetzt auch nicht zwingend mit jedem Ex Kontakt halten muss …

Sommer: Manchmal gefallen einem Personen auch nur, weil man guten Sex mit ihnen hat und man das mit Liebe verwechselt.

Plate: Guter Sex war nicht unsere Stärke. (lacht)

Sommer: Das Schöne am Älterwerden ist, dass man auch freundschaftliche Liebe finden kann. Freundschaft ist so wichtig. Man hat doch sowieso nur wenige gute Freunde, und der Ex kennt einen so intim, da kann man auch mal krank werden. Ihm muss man nichts vorspielen, sich nicht verstellen.

Ihr seid jetzt schon viele Jahre nicht mehr zusammen, werdet aber in jedem Interview noch immer auf diese Beziehung angesprochen - wie eben. Nervt euch das?

Plate: Ach, das Gute ist, dass wir seit einem halben Jahr keine Interviews mehr gegeben haben. (lacht)

Wie sehr hat euch eure Lebens- und Liebeserfahrung beim Schreiben von "Romeo & Julia" geholfen?

Plate: Na, sehr. Das Musical heißt nämlich eigentlich auch: "Romeo & Julia - Liebe ist alles - Hormone". (lacht)

Mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer sprach Nicole Ankelmann

Das Album zu "Romeo & Julia - Liebe ist alles" ist ab dem 10. März verfügbar.

Das Musical startet am 19. März im Theater des Westens in Berlin. Tickets gibt es hier.

Quelle: ntv.de

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