"Sing meinen Song" Als "Weltretter" Tim Bendzko von seiner Mutter gerettet wurde
28.05.2024, 22:17 Uhr Artikel anhören
		                      Beim Abend für Eko Fresh enthüllt Tim Bendzko Erschreckendes aus seiner Jugend.
(Foto: RTL / Markus Hertrich)
Der Format-Abend von und für Eko Fresh bringt musikalisch und thematisch viele emotionale Drehungen und Wendungen mit sich. Für einen Kandidaten endet die Folge mit einem aufwühlenden Blick in die Vergangenheit.
Wenn sich die "Tauschkonzert"-Kandidaten mit ihrem Kollegen Eko Fresh beschäftigen, reißen die Komplimente einfach nicht ab. "Eko ist der netteste Mann, dem man begegnen kann", erklärt Tim Bendzko. Auch Johannes Oerding ("Eko bringt ganz viel Licht in diese Staffel") und Eva Briegel sind hin und weg vom geerdeten Charme des gebürtigen Kölners mit türkischen Wurzeln. Die Juli-Sängerin bringt es für alle Anwesenden wie folgt auf den Punkt: "Wir sind einfach alle verliebt in Eko!", gesteht Eva.
Der einstige Bravo-Rapper vom Niederrhein hat in seiner Karriere schon vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Aber der 40-jährige Gemahl von Sängerin Sara Bora hat auch schon früh damit angefangen, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Den Umgang mit Armut und den daraus resultierenden Minderwertigkeitskomplexen thematisiert Eko in dem Song "Das wird schon", eine Nummer, der sich an diesem Abend Punkrocker Sammy Amara annimmt. Der Broilers-Frontmann macht aus dem Lied eine stimmungsvolle Ska-Nummer, die so auch auf der großen Homeband-Bühne funktionieren würde.
"Rap ist eine richtige Disziplin!"
Nach einem groovenden Ausflug in die Welt des Sprechgesangs ("Geh raus"), zieht auch Juli-Sängerin Eva Briegel den Hut vor der Yo-Baby-Yo-Branche. Für Soul-Granate Joy Denalane steht das Rappen schon ganz lange auf einer Ebene mit dem Singen: "Rap ist eine richtige Disziplin!", erklärt die Berlinerin. Zwischen der Musik, die mal dramatisch und pompös ("Stärker als Gewalt" - Tim Bendzko), mal im Neo-Jazz-Gewand ("Du bist anders" - Joy Denalane), mal ultramodern mit poppigem Hip Hop-Anstrich ("1994" - Emilio) und mal mit reduzierten Singer-Songwriter-Vibes ("Was ist mit der Welt passiert?" - Johannes Oerding) daherkommt, berichtet Eko aus seinem Leben.
Zum Rap kam er als kleiner Junge durch einstige Branchenkönige wie Snoop Dogg und Tupac. Spätestens als Eko zum ersten Mal mit dem Schaffen von deutschen Rappern à la Samy Deluxe und Cool Savas konfrontiert wurde, war es um den Rheinländer geschehen. "Von da an wollte ich nur noch Rapper werden!", erzählt Eko mit leuchtenden Augen. Der Enkel eines klassischen Gastarbeiter-Großvaters holte sich Ende der Neunziger "für 800 Mark" zwei Rapper des legendären "Royal Bunker"-Labels aus Berlin in seine Wohnung nach Mönchengladbach: "Ich habe denen dann meine Sachen vorgerappt und die waren völlig geflasht!", sagt Eko. Kurze Zeit später war der Name Eko Fresh in aller Munde.
Plattenvertrag, Schulabbruch, Berlin-Umzug
  Im Gespräch mit Johannes Oerding erzählt Eko Fresh von seinem musikalischen Werdegang.
(Foto: RTL / Markus Hertrich)
Bravo, Viva, The Dome: Eko tanzte in den Nullerjahren auf Dutzenden Hochzeiten - ein Umstand, den der harte Rap-Zirkel in Deutschland kritisch beäugte: "In der Szene wurde ich damals von vielen Kollegen gedisst und nicht ernst genommen", erinnert sich Eko. Die Anfänge glichen einer wahren Achterbahnfahrt ("Nach dem Plattenvertrag kam der Schulabbruch und der Umzug nach Berlin"), aber mittlerweile zählt Eko Fresh zu den gereiften Speerspitzen der Branche. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen rappt Eko auch über Dinge, die ganze Generationen beschäftigen. Neben Migrationsproblemen, Gastarbeiterträumen und gesellschaftlichen Zukunftsängsten beschäftigt sich Eko Fresh in seinen Texten auch mit häuslicher Gewalt.
Als Tim Bendzko erklärt, warum er sich den Song "Stärker als Gewalt" rausgepickt hat, erfahren die Zuschauer daheim und die sichtlich aufgewühlten Couchgäste, dass auch Tim in seiner Jugend Zeuge und Opfer von häuslicher Gewalt wurde: "Ich bin meiner Mutter unendlich dankbar dafür, dass meine Mutter meinen Bruder und mich damals da irgendwie rausgeholt hat", erklärt der junge Vater mit glasigen Augen. Nicht nur der Erzähler, sondern auch alle aufmerksam zuhörenden Kollegen und Kolleginnen verfallen nach dem erschütternden Jugendbericht aus dem Bendzko-Privatarchiv in eine kurzzeitige Schockstarre.
Gut, dass Host Johannes Oerding am Ende noch ein paar schunkelnde Dynamikwellen in seine Abschlussperformance mit einbaut. Well done, Herr Gastgeber! Natürlich wandert die "Song des Abends"-Protea direkt im Anschluss in die Hände des Sängers, der mit seiner privaten Enthüllung vielen stummgewordenen Leidensgenossen zumindest für einen Augenblick eine weitreichende Stimme verleihen konnte.
Quelle: ntv.de