"Wer wird Millionär?" Blitzeisen, Pauli Klamroth, Philipp Rösler: Jauch entgleitet alles
03.03.2025, 23:50 Uhr Artikel anhören
Kandidat Kjell Möller tiefenphilosophisch: "Warum bin ich eigentlich hier?"
Der 19-Jährige schämt sich, sein Joker ist eine Katastrophe. Da zeigt Jauch Erbarmen. Doch der Azubi ist nicht zu retten. Bei St. Pauli Klamroth fällt Jauch endgültig vom Glauben ab. Philipp Rösler macht den Sack zu.
"Genscher, war das DDR?" Diese Frage des ersten Kandidaten bei "Wer wird Millionär?" (WWM) zeigte, wohin die Reise am Montagabend gehen sollte. "Ich wünschte, ich wäre lieber zu Hause geblieben", grämte sich Kandidat Nummer zwei, Kjell Möller. Bei dem 19-jährigen Auszubildenden wurde es schnell so schlimm, dass Günther Jauch eine Rettungsaktion mit Seltenheitswert startete. Es half alles nichts. Diese Ausgabe am Rosenmontag kannte nur eine Richtung: bergab - bis zum Vizekanzler von der FDP.
Bereits bei der 1000-Euro-Frage fühlte sich Möller heillos überfordert und geriet in eine existenzielle Krise. "Warum bin ich eigentlich hier?", fragte der angehende Versicherungskaufmann. Jauch nahm das da noch gelassen. "Gibt's nicht, oder?", fragte er in Richtung von Möllers Großvater im Publikum. Dem schwante womöglich bereits Böses. Am Ende musste der Vater des Kandidaten als Telefonjoker helfen, weil sein Sohn noch nie etwas von Büttenrede und Bütt gehört hat.
Azubi leidet bei Jauch
So ein früher Ausrutscher ist nicht selten bei "Wer wird Millionär?". Doch zwei Fragen später war der junge Kandidat erneut überfordert. Jauch wollte wissen, was die Folge eines Unwetters sein kann: Blitzeisen, Hagelasphalt, Sturmholz, Gewitterstein? Dieser Spaß aus der Fragenredaktion wurde zum bitteren Ernst. "Ich fühle mich hier wie bei der Eine-Million-Frage", machte Möller aus seiner Überforderung keinen Hehl.
Der 19-Jährige konnte einem wirklich leidtun. "Ich blamier' mich hier ja komplett. Schande für meine Stadt. Die ist schon Schande genug", verlor der Elmshorner vor laufenden Kameras auch noch das letzte bisschen Selbstvertrauen. Dann hatte das Häufchen Elend auch noch Riesenpech. Möller zog den Zusatzjoker und wählte aus dem Meer an willigen Zuschauern vermutlich den Einzigen, der Unsinn antwortete.
"Der Hagelasphalt ist das Einzige, was ich je gehört habe", sagte der Krankenhausmitarbeiter im Brustton der Überzeugung. "Und was ist das?", fühlte sich Jauch bemüßigt nachzufragen. Na klar: Asphalt, der aussieht, als ob er einen Hagelschaden hat. Die Zuschauer im Hintergrund mussten sichtlich an sich halten, um den Kandidaten nicht über Mimik oder Körpersprache zu warnen. Das übernahm dafür Jauch.
Gerade hatte sich der nichts ahnende Möller bei seinem Joker bedankt, da fiel Jauch ihm ins Wort: "Ich überlege gerade, ob ich - (er zögerte) - heute eine Spendierhose anhabe." Das Studiopublikum reagierte erlöst mit tosendem Applaus. Jauch riet: "Nehmen Sie um Gottes willen den 50:50-Joker". Es half leider alles nichts.
Möller ignorierte zwar den Hagelasphalt, loggte dafür aber seine erste Vermutung "Blitzeisen" ein und fiel auf 500 Euro. Der sympathische Hoodie-Träger hat auf jeden Fall keinen Grund zur Scham und sollte unbedingt von RTL zum nächsten Zweite-Chance-Special eingeladen werden. "Machen Sie sich keinen Kopf. Unterhaltsam war es auf keinen Fall", verabschiedete sich Jauch - und ahnte noch nicht, dass das bloß der Anfang war.
WWM: Jauch fehlen die Worte
Denn nachdem Überhangkandidat Christoph Cepok zu Beginn von "Wer wird Millionär?" 64.000 Euro geholt hatte, kämpften die anderen Kandidaten bloß um das nackte Überleben. Linda Kotzur aus Zülpich erschien wie ein Glückskind, als sie nach dem Sieg in der Auswahlrunde mit einer Fußballfrage verkündete: "Ich hab komplett geraten, ich hatte keine Ahnung." Schon bei der 500-Euro-Frage wurde klar: Vielleicht war damit bloß die Richtung vorgegeben, die auch diese Kandidatin einschlagen sollte.
Auch die Hobbypilotin und Mitarbeiterin aus dem Vertriebsinnendienst strauchelte bereits in den Anfangsrunden. Jauch fragte für 500 Euro, wie der "Hart aber fair"-Moderator Klamroth nach der Heiligsprechung heißen würde. Angesichts der Alternativen St. Pauli, St. Gallen und St. Tropez wäre diese Frage auch zu beantworten gewesen, wenn man noch nie von Louis Klamroth gehört hat.
Kotzur aber tendierte kurz sogar zu St. Pauli. Sie zog den 50:50-Joker. Jauch prophezeite "Es wird Ihnen nichts helfen" und behielt recht. Der Moderator konnte nur noch ungläubig lachen: "Gibt's nicht, oder, was ist heute hier los? Das ist der Wahnsinn, oder? Bei 500 Euro!" Mit Engelsgeduld versuchte Jauch dann, die Kandidatin über die Namensgebung katholischer Heiliger ("Sankt" plus Vorname) zur einzig möglichen Antwort zu lotsen.
"Ich gucke nicht viel Fernsehen", verteidigte sich Kotzur wenig überzeugend, als endlich der Groschen gefallen war. Bei 8000 Euro wäre sie eigentlich schon rausgeflogen, hätte die Regie nicht mit dem Einloggen gewartet. Kotzur dachte, die deutsche Systemgastronomie hätte mit einem Schnellrestaurant angefangen, das Hamburger servierte. Richtig waren aber Grillhähnchen aus dem Wienerwald. Die FDP machte das Debakel dann passenderweise perfekt.
WWM: Lindner-Vorgänger versagt
"Der war mal Vizekanzler", rief Jauch, als Kotzurs Telefonjoker eingeblendet wurden. Philipp Rösler sollte dann tatsächlich für 16.000 Euro wissen, dass Nassau sowohl auf den Bahamas als auch in Rheinland-Pfalz liegt. "Kennen Sie den?", schien sich Kotzur der Prominenz des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und FDP-Chefs nicht bewusst zu sein. Die beiden haben sich beim Fliegen kennengelernt. "Wenn das ein ehemaliger Vizekanzler nicht weiß, dann haben wir eine Geschichte", meinte Jauch. Wer nicht mehr viel von der FDP erwartet, der wurde nicht enttäuscht.
Rösler konnte erst mal berichten, dass er mittlerweile in Zürich lebt und eine Beratungsfirma hat. "Gucke so aus der Ferne manchmal auf die deutsche Politik und bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich jetzt nicht so direkt aktiv mehr bin", sagte der Vorgänger von FDP-Chef Christian Lindner. Dem hat er (noch) etwas voraus: Rösler war zurückgetreten, nachdem die Liberalen 2013 von den Wählern aus dem Bundestag verbannt worden waren.
Nichts mehr beizusteuern hatte Rösler schließlich auch an diesem Abend bei "Wer wird Millionär?" Es blieb einfach nur still, nachdem die Kandidatin die Frage vorgelesen hatte. "Ganz selten, dass einer von der FDP, wenn er was gefragt wird, erst mal nichts sagt", stellte Jauch fest. Kotzur stieg notgedrungen mit 8000 Euro aus, fand es aber trotzdem nicht unangebracht, sich gleich mal um Jauchs Nachfolge bei der RTL-Quizshow zu bewerben.
Der Moderator ließ die gescheiterte Kandidatin abblitzen. Bewerbungen würden in der Reihenfolge ihres Eingangs abgearbeitet "und vor zwei Stunden hat sich schon Kai Pflaume bei mir gemeldet", verabschiedete sich Jauch. "Weiter geht die wilde Fahrt", leitete er fast schon schicksalsergeben die Suche nach dem letzten Kandidaten dieser Ausgabe ein und die letzten Auswahlkandidaten enttäuschten nicht. Keiner konnte den zweiten Satz des Grundgesetzes zur Würde des Menschen korrekt zusammensetzen.
Am Ende kam der Berliner Gastronom Justus Will auf den heißen Stuhl. Sein Pech liegt hoffentlich bereits hinter ihm. Die Lage in der Branche sei ja gerade nicht so gut, meinte Jauch. "Deswegen bin ich hier", erwiderte der 38-Jährige. Er hatte allerdings bis zur 8000-Euro-Frage schon zwei Joker gezogen und kehrt nächsten Montag zurück.
Quelle: ntv.de