Fabers Monster von nebenan Der Dortmunder "Tatort" im Schnellcheck
02.02.2020, 21:45 Uhr
"Monster" ist ganz harter Fernseh-Tobak.
(Foto: WDR/Thomas Kost)
Kindesmissbrauch ist ein sensibles Thema, Kommissar Faber nicht unbedingt der sensibelste Ermittler in der deutschen TV-Landschaft. Und dann kommt es mit dem Erzfeind des Ermittlers auch noch zum Showdown - eine explosive Mischung.
Das Szenario
In einem Dortmunder Vorort ersticht eine junge Frau den Besitzer eines Online-Spielzeughandels. Was zuerst wie ein "ganz normaler" Mord aussieht, entpuppt sich rasch als Teil eines größeren Ganzen: Die blutüberströmte Evelyn (Luisa-Céline Gaffron), die noch immer im Hobbykeller des Toten hockt, will nur mit Kommissar Faber (Jörg Hartmann) sprechen - und sich erst danach ergeben. Als das Dortmunder Team am Tatort ankommt, bekommt Fabers Kollege Pawlak (Rick Okon) einen verstörenden Anruf von seiner sechsjährigen Tochter und eilt nach Hause. Von Mia fehlt jede Spur, dafür liegt seine Frau mit einer Überdosis Heroin auf dem Boden des gemeinsamen Eigenheims.

Bönisch (Anna Schudt) und Faber (Jörg Hartmann) sind einem Pädophilen-Ring auf der Spur.
(Foto: WDR/Thomas Kost)
Bald stellt sich heraus, dass Fabers Nemesis Markus Graf (Florian Bartholomäi) die kleine Mia entführt hat und über einen Pädophilen-Ring im Darknet zur Auktion freigibt. Der mehrfache Mädchenmörder will Faber in den Suizid treiben und Mia erst dann wieder freilassen. Während die Ermittler immer tiefer in eine verstörende Parallelwelt eintauchen, läuft Mias Zeit langsam ab.
Die eigentliche Botschaft
Die wahren Monster sind selten als solche zu erkennen, es sind häufig genug vermeintlich liebevolle Familienväter oder der nette Bäcker von nebenan. In einer Szene, in der die als Kind jahrelang missbrauchte Evelyn von ihrem Martyrium erzählt, wird das besonders deutlich: "Uns war dann immer kalt, weil sie uns die Decken weggenommen haben, um die Autos zuzudecken (um sie vor herabfallenden Eicheln zu schützen, Anm. d. Red.)." Die "Banalität des Bösen" hat die Holocaust-Chronistin Hannah Arendt diese Kombination aus Kleinbürgertum und unvorstellbarer Unmenschlichkeit einmal in einem anderen Zusammenhang treffend genannt.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Die Szene, in der ein pädophiler Bäcker nur mit Schürze und Shirt bekleidet Teiglinge knetet und über den köstlichen Geruch von frisch gebackenem Brot philosophiert, während sich im Nebenraum der Junge krümmt, den er gerade vergewaltigt hat.
Der Plausibilitätsfaktor
Generell hoch: Pädophilie ist in unserer Gesellschaft eines dieser Themen, die so schrecklich sind, dass sie gerne verdrängt werden - "Monster" legt den Finger in die Wunde. Dass der durch die Entführung seiner Tochter traumatisierte Pawlak große Teile der Ermittlungen führen darf, ist aber natürlich großer Quatsch und wenig plausibel.
Die Bewertung
8,5 von 10 Punkten. "Monster" ist der würdige Abschluss des Erzählstrangs rund um Kommissar Faber und seine Nemesis Markus Graf - und ein eindringlicher Appell, im Antlitz des Unfassbaren nicht wegzuschauen.
Quelle: ntv.de