Kölner "Tatort" im Schnellcheck "Niemals ohne mich" mit Ballauf und Schenk
22.03.2020, 22:07 Uhr
Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth untersucht die Leiche von Monika Fellner, neben ihm die Kommissare Freddy Schenk und Max Ballauf.
(Foto: Martin Valentin Menke/WDR /dpa)
Als Jugendamtsmitarbeiterin hat es Monika Fellner täglich mit zahlungsunwilligen Vätern und finanzgeschwächten Müttern zu tun. Als sie schließlich ermordet aufgefunden wird, sehen sich Ballauf und Schenk mit jeder Menge kaputter Beziehungen und potenziellen Tätern konfrontiert.
Das Szenario
Ein Arbeitstag wie aus der Vorhölle: Erst versucht Stefan Krömer (Gerdy Zint) sie vom Dach zu stoßen, später auf dem Amt wird Monika Fellner (Melanie Straub) vom vogelwilden Rainer Hildebrandt (Peter Schneider) derart aggressiv angegangen, dass sie jeden Moment mit einem Schlag ins Gesicht rechnen muss. Und zu Hause stapeln sich Anträge, Fotos, Aufzeichnungen über unerledigte Fälle und Nachforschungen, die Fellner nach Feierabend noch anstellt. Immer stehen Unterhaltszahlungen, ausstehende und vergeblich eingeforderte, im Mittelpunkt.
Im Gegensatz zum eher laschen Amtschef Markus Breitenbach (Christian Erdmann), den ganz andere Triebe in Bewegung halten, und der eher nachsichtigen Kollegin Ingrid Kugelmeier (Anna Böger) zählt Fellner zu den toughen Vertreterinnen der Behörde. Ein Ruf, der ihr zum Verhängnis wird: Eines Abends liegt sie erschlagen auf dem kalten Asphalt ihrer Straße. Für die Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) werden die Ermittlungen zu einem anstrengenden Parcours durch zwischenmenschliches Kriegsgebiet.
Die eigentliche Botschaft
"Und alle haben sich mal so geliebt", resümiert ein völlig resignierter Ballauf am Ende, als ihm Schenk vor der geschlossenen Currywurstbude ein wohlverdientes Feierabendbier reicht. In der Tat, das ist die Konklusion dieses ebenso gelungenen wie fordernden Kölner Falles: Was bleibt, wenn die Liebe geht? Wirklich nur Gebrüll, Geschubse und Pulverdampf - oder geht das nicht auch anders?
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht sprechen die betroffenen Frauen über die Zahlungsmoral ihrer Ex-Männer, über den Spagat zwischen Job und Erziehung, zwischen Wahn und Würde, erkalteter Liebe und den Anforderungen des Alltags - während die Verlierer des ganzen Dramas, die Kinder, mit zitternden Lippen und Tränen in den Augen dazwischen stehen.
Der Plausibilitätsfaktor
Regisseurin Nina Wolfram: "In diesem Film geht es um zerstörte Familien, um gescheiterte Liebesbeziehungen und um die Kinder, die dabei die eigentlichen Verlierer sind. Insofern ist der Krimi in seiner Tonalität vor allem auch ein Sozialdrama. Die Realitätsnähe und die Authentizität standen bei meiner Inszenierung immer im Fokus." Ein Vorhaben, das Wolfram unaufgeregt, mit nüchterner Klarheit und Härte einlöst.
Die Bewertung
8 von 10 Punkten. Abgesehen von Jüttes (Roland Riebeling) völlig obsoleten Kampf mit der Beleuchtungstechnik ein konsequent durcherzählter, harter Fall, dessen Schlusseinstellung - im wahrsten Sinne des Wortes - ein herber Schlag ist.
Quelle: ntv.de