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Großes Klabauter-Ehrenwort Was für ein Glück, der Pumuckl ist zurück

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Neues Dreamteam: Florian Eder (Florian Brückner) und Pumuckl.

Neues Dreamteam: Florian Eder (Florian Brückner) und Pumuckl.

(Foto: RTL / NEUESUPER)

Am ersten Weihnachtsfeiertag erlebt "Neue Geschichten vom Pumuckl" seine Free-TV-Premiere bei RTL. Mit einem neuen Meister Eder und Künstlicher Intelligenz, aber zugleich einem Kobold, der auch nostalgische Herzen höherschlagen lässt. Eine Gratwanderung, die durch und durch gelungen ist.

Der Pumuckl hat schon einen echt langen Weg hinter sich. Und das nicht nur, weil er als Nachfahre der Klabauter ganz sicher schon alle sieben Weltmeere unsicher gemacht hat. Nein, seit ihn seine Schöpferin Ellis Kaut Anfang der 60er-Jahre zur Welt brachte, hat er einen Marsch durch nahezu sämtliche Institutionen angetreten: Radio-Hörspiele, Bücher, Schallplatten, Kassetten und CDs, Film, Fernsehen, Hörbücher, Streaming und sogar ein Musical.

Pumuckl in TV und Stream

"Neue Geschichten vom Pumuckl" feiert an den Weihnachtsfeiertagen 2023 bei RTL seine Free-TV-Premiere. Am 25. Dezember ab 15.45 Uhr sind sechs Folgen am Stück zu sehen. Am 26. Dezember werden ab 15.15 Uhr sieben Folgen nacheinander gezeigt. Natürlich ist die gesamte Serie auch auf RTL+ abrufbar.

Drei Meister Eder hat Pumuckl in dieser Zeit bereits verschlissen. In den ersten Hörspielen ursprünglich vom Münchner Volksschauspieler Franz Fröhlich gesprochen, übernahm nach dessen Tod alsbald Opernsänger Alfred Pongratz die Aufgabe, dem Schreinermeister seine Stimme zu verleihen. Doch auch er überlebte den Kobold nicht. So rückte nach seinem Tod 1977 schließlich Gustl Bayrhammer an seine Stelle - und damit der Schauspieler, den viele immer noch vor Augen haben dürften, wenn es um den Meister Eder geht. Auch deshalb, weil es Bayrhammer war, der die Rolle innehatte, als Pumuckl auf der Leinwand und im TV nicht nur das Sprechen, sondern als Zeichentrickfigur auch das Laufen lernte.

Apropos Sprechen: Nur einer konnte sich über all die Jahre hinweg behaupten - in gewisser Weise der Pumuckl selbst, genau genommen aber Hans Clarin, der dem Kobold von seinem ersten Radio-Atemzug an Sätze wie "Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt, niemand was meckt" in den Mund legte. Das unverwechselbare Organ des Schauspielers verschmolz mit dem von Zeichnerin Barbara von Johnson gestalteten Erscheinungsbild des rothaarigen Pimpfs zu einem Gesamtkunstwerk, an dem alsbald nicht mehr zu rütteln schien. Pumuckl mit einer anderen Stimme als der von Hans Clarin? Undenkbar!

Der Segen der KI

Doch auch Clarin war letztlich nicht mit der anscheinend immerwährenden Jugend eines Kobolds gesegnet. Er starb 2005 im Alter von 74 Jahren - zwölf Jahre nach Bayrhammer. Dies dürfte auch ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein, dass die bis dahin schon über vier Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte von Meister Eder und seinem Pumuckl abrupt ausgebremst wurde. Nach Clarins Tod wurden keine neuen Hörspiele oder gar Film- und Fernsehformate mit den beiden mehr produziert. Bis jetzt: Mit "Neue Geschichten vom Pumuckl" sind RTL und RTL+ das Wagnis eingegangen, den Spuk in der Werkstatt endlich noch einmal von vorne vom Zaun zu brechen.

Die Ängste und Sorgen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (KI) mögen berechtigt sein. In diesem Fall sind die Möglichkeiten, die sich aus der Technik ergeben, jedoch ein Segen. So spricht nun der Kabarettist Maxi Schafroth den Pumuckl. Mit Hilfe von KI wird seine Stimme aber derart verfremdet, dass sie der von Hans Clarin doch ziemlich nahekommt. Wer will, kann sich dank Zweikanalton aber zumindest auf RTL+ auch Schafroths unveränderte Vertonung anhören.

Dass jedoch selbst die KI-Variante Clarin nicht bis in die allerletzten Winkel seiner legendär-exaltierten Pumuckl-Intonation nachahmen kann, mag zum einen Technik-Skeptiker ein wenig beruhigen. Zum anderen ist das vielleicht der einzige Mini-Kritikpunkt, der eingefleischten Groupies des Kobolds zu "Neue Geschichten vom Pumuckl" einfallen mag. Denn ansonsten, man kann es nicht anders sagen, ist die Serie vor allem eins: brillant. Großes Klabauter-Ehrenwort!

Kobolds-Charme trifft Bierseligkeit

Das liegt in erster Linie daran, dass die Macher und Macherinnen rund um Regisseur Marcus H. Rosenmüller genau das richtige Augenmaß dabei beweisen, Pumuckl an moderne Zeiten anzupassen, ohne ihn dabei mit zu viel Rücksicht auf scheinbare politische Korrektheit seiner Seele zu berauben. Zigarettenkaufen geht der neue Meister Eder zwar nicht mehr, aber an einem Stamperl Bier darf auch der Pumuckl im Jahr 2023 noch immer nippen. Das soziale Umfeld des Schreinermeisters besteht zwar nicht mehr aus lauter Seppelhut-Bayern, ist deswegen aber nicht weniger schrullig. Die Werkstatt liegt noch immer in einem Münchner Hinterhof, der wie aus der Zeit gefallen anmutet, aber damals wie heute durchaus so existieren könnte - nur die Zeit für Geranien vor dem Fenster ist aber ja wohl mal definitiv vorbei!

Am Grundrezept, anarchischen Kobolds-Charme und bayerische Bierseligkeit aufeinander loszulassen, wurde nichts geändert. Ein Rezept, das maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass der Pumuckl auch über 60 Jahre nach seinem ersten Leimtopf-Malheur noch Star-Qualitäten hat, da es bei Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen verfängt. Und da es - bei aller Pädagogik, die mitunter mitschwingt, wenn Pumuckl seine Lektion mal wieder gelernt hat - nie mit dem Zeigefinger daherkommt.

Auch den Fehler, den alten Eder mit einer abermaligen Neubesetzung irgendwie reanimieren zu wollen, die am Vergleich mit Bayrhammer eh nur hätte scheitern können, begingen Rosenmüller und Co. nicht. Stattdessen ließen sie sich den genialen Kniff einfallen, Eders Neffen Florian, gespielt von Florian Brückner, in die Bütt zu schicken. So gelingt ein behutsamer Neuanfang und Generationenwechsel. Allein sein Nachname lässt auch den Neffen zum "Meister Eder" werden, ohne ihn aber den ebenso gutmütigen wie grantelnden Eigenbrötler, der sein Onkel einst war, mehr schlecht als recht imitieren zu lassen. Als leicht verpeilter, aber ebenso liebenswürdiger Millennial hat er stattdessen seine ganz persönlichen, mitunter nicht weniger skurrilen Eigenheiten im Gepäck.

Pumuckl und das "Sterbseln"

So clever wie es ist, beim Charakter des Eders nicht in der Vergangenheit zu verharren, so schlau ist es, bei der Bildsprache der Serie genau dies zu tun. Pumuckl kommt nicht etwa mit allen Mitteln der Animationskunst gepimpt daher gehüpft, sondern genau als die Zeichentrickfigur, als die ihn das Publikum lieben und schätzen gelernt hat. Nicht nur das verleiht dem Ganzen wiederum genau den richtigen Nostalgie-Faktor, sondern etwa auch der Auftritt einer Ilse Neubauer als Hausmeisterin Stürzlinger neben neuen Darstellerinnen und Darstellern wie Katharina Thalbach, Milan Peschel oder Eko Fresh. Neubauer zählt zu den wenigen Mitwirkenden der Original-Serie aus den 80ern, die noch am Leben sind.

Um den Tod geht es auch in der dritten Folge bei "Neue Geschichten vom Pumuckl" - den Tod des alten Meisters Eders, den Pumuckl natürlich nicht so recht begreifen will. Das "Sterbseln" scheint seine Zunft ja nun mal nicht zu betreffen. "Irgendwann muss ja mal Schluss mit dem Tod sein", echauffiert er sich, während er am Friedhof seinen einstigen Ziehvater am liebsten sofort ausbuddeln würde. Das ist ebenso anrührend wie zum Schmunzeln und verdeutlicht, mit wie viel Herzenswärme die Serie umgesetzt wurde.

"Hurra, Hurra, der Kobold mit dem roten Haar, Hurra, Hurra, der Pumuckl ist da", schallt es einem vertraut am Anfang jeder Episode von "Neue Geschichten vom Pumuckl" entgegen. Man könnte auch sagen: "Was für ein Glück, der Pumuckl ist zurück." Oh, das reimt sich ja. Und was sich reimt, ist gut.

Quelle: ntv.de

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