Reiter im All "Discovery" gestartet
04.07.2006, 11:26 UhrNach zwei vergeblichen Anläufen ist die amerikanische Raumfähre "Discovery" am Dienstag mit dem Deutschen Thomas Reiter an Bord gestartet. Die "Discovery" fliegt zur Internationalen Raumstation ISS. Reiter wird dort für sechs bis sieben Monate bleiben.
Das Space Shuttle hob am Abend (MESZ) vom Cape Canaveral in Florida ab. Nach neun Minuten hatte das Shuttle die Erdumlaufbahn erreicht, wie die NASA mitteilte. Am Samstag und Sonntag war der Start wegen schlechten Wetters noch verschoben worden.
Der Flug gilt als entscheidend für das Shuttle-Programm. Sollte es ernste Probleme geben, könnte es das Ende für die gesamte Flotte bedeuten. Die "Discovery" war zuletzt im Juli 2005 gestartet. Dabei war erneut die Art von technischen Problemen aufgetaucht, die zur "Columbia"-Katastrophe im Jahr 2003 geführt hatten. Seitdem hat die US-Raumfahrtbehörde NASA zahlreiche Verbesserungen vorgenommen.
Thomas Reiter und die Crew mussten bereits kurz nach 04.00 Uhr Ortszeit aufstehen. Beim gemeinsamen Frühstück mit der traditionellen Torte waren die sieben Raumfahrer bester Stimmung. Sie lachten und scherzten. Rund achteinhalb Minuten nach dem Start, und damit kurz vor Beginn des WM-Halbfinalspieles Deutschland-Italien, soll die "Discovery" 110 Kilometer über der Erde in einen Orbit einschwenken. Am Donnerstag um 10.52 Uhr Ortszeit (16.52 Uhr MESZ) soll sie dann an der ISS andocken.
Der 48-Jährige Thomas Reiter fliegt als erster Deutscher zur Weltraumstation. Als erster Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird er mindestens sechs Monate zu einem Langzeitbesuch auf der ISS bleiben. Reiter wird dort als Bordingenieur arbeiten, 25 Experimente – darunter acht deutsche – betreuen und zu einem Außeneinsatz in den Weltraum aussteigen. Reiter hat sich fünf Jahre lang auf den Flug mit der "Discovery" vorbereitet.
Der für Dienstag geplante Start des Spaceshuttles stand wegen eines technischen Problems am 47 Meter hohen Außentank zwischenzeitlich in Frage. NASA-Techniker stießen bei einer Routineinspektion auf einen etwa zwölf Zentimeter langen Riss in einem Stück Isolierschaum. Nach mehreren Tests am Montag gab das Shuttle-Management jedoch einstimmig grünes Licht für einen Start. Nach Angaben von NASA-Manager John Shannon ist das betreffende Stück Schaumstoff zu klein, um Schaden am Hitzeschild der Raumfähre anzurichten, falls es beim Start abplatzen sollte.
Der Riss im Isolierschaum sorgte in den USA für großen Wirbel und weckte Erinnerungen an das tödliche Unglück der Raumfähre "Columbia" am 1. Februar 2003. Damals platzte ein etwa 700 Gramm schweres Stück Schaumstoff vom Außentank ab und schlug ein Loch in die Hitzekacheln am linken Flügel der Raumfähre.
Wegen der danach notwendigen technischen Änderungen am Außentank startet die "Discovery" jetzt erst zum zweiten Mal seit dreieinhalb Jahren. Sie bringt nach NASA-Angaben mehr als zwölf Tonnen Ausrüstung, Wasser, Nahrung und Kleidung zur Weltraumstation. Während des zwölftägigen Aufenthalts sind mindestens zwei sechseinhalb Stunden lange Außeneinsätze für Reparatur- und Wartungsarbeiten vorgesehen.
Quelle: ntv.de