Panorama

Mit dem Feuer kam die Angst "Allegra"-Passagiere erleichtert

Die Passagiere der "Costa Allegra" werden diese Reise so schnell nicht vergessen.

Die Passagiere der "Costa Allegra" werden diese Reise so schnell nicht vergessen.

(Foto: dpa)

Die Passagiere der "Costa Allegra" haben es geschafft. Die quälende Hitze und schlimme hygienische Zustände liegen hinter ihnen. Nach drei Tagen und Nächten einer Kreuzfahrt der anderen Art wollen viele Passagiere nur noch heim – aber nicht alle.

Der Alptraum-Urlaub für die 627 Passagiere der "Costa Allegra" hat ein Ende: Nach drei Tagen und Nächten in tropischer Hitze, ohne Klimaanlagen und mit blockierten Toiletten ist ihr havariertes Kreuzfahrtschiff in den Hafen der Seychellen-Hauptinsel Mahé geschleppt worden. Seit einem Feuer im Maschinenraum war das Schiff komplett lahmgelegt. Die Reisenden gingen erleichtert an Land. Busse brachten sie in Hotels.

Die Havarie der "Costa Allegra" trifft erneut ein Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei Costa Crociere. Erst Mitte Januar war vor der toskanischen Küste die "Costa Concordia" verunglückt.

Gepäck-Memory im Hafen Victoria auf Mahé.

Gepäck-Memory im Hafen Victoria auf Mahé.

(Foto: REUTERS)

Nach der Ankunft auf Mahé sagte der 36 Jahre alte Sebastian Veit aus Schwäbisch Gmünd einer Reporterin: "Es ging überhaupt nichts mehr. Ich habe schnell gemerkt, dass das kein kleiner Schaden war." Am Montag war im Maschinenraum ein Feuer ausgebrochen. Das Schiff habe sich nach Backbord geneigt. Das stritt Kapitän Nicolò Alba ab: "Das Schiff war immer stabil", sagte Alba bei einer Pressekonferenz auf Mahé.

Rettungsboote schon klar gemacht

Passagier Franz Mayer aus der Nähe von Koblenz erzählte, die Besatzung der "Costa Allegra" habe die Beiboote nach dem Feuer bereits heruntergelassen: "Wir waren alle schon bereit, in die Rettungsboote zu gehen." Zuvor waren nach und nach auch die drei Notfallgeneratoren ausgefallen. Warum es dazu kam, ist bisher unklar, ebenso wie die Ursache des Brandes.

Menschen aus 25 Ländern machten auf dem Schiff Urlaub, insgesamt waren etwa 1000 Menschen an Bord. "Wir haben die Passagiere gefragt, und von den 38 deutschen Gästen wollten 15 unmittelbar zurück nach Hause", sagte der Sprecher von Costa Kreuzfahrten in Deutschland, Werner Claasen. Sie fliegen voraussichtlich über Paris zurück in die Heimat.

Die 23 anderen Reisenden aus Deutschland hätten sich entschieden, zunächst auf den Seychellen auszuspannen. Insgesamt wollen mehr als 350 Urlauber noch weiter auf den Inseln im Indischen Ozean bleiben. Die Costa-Reederei hatte den Passagieren beide Alternativen angeboten – entweder nach Hause zu fliegen oder einen Urlaub auf Kosten des Unternehmens zu verbringen. Sehr "großzügig" seien die Verantwortlichen gewesen, meinte Veit. "Da kann man sich nicht beklagen." Er selbst will noch zwei Wochen bleiben.

Sechs Armbrüche

Die Reederei ist nach dem zweiten Schiffsunfall in Folge unter Druck und versucht, die Passagiere möglichst gut zu versorgen. Viele Reisende lobten Crew und Kapitän, sie hätten umsichtig gehandelt. Nach Angaben eines Mitarbeiters des Gesundheitsministeriums auf den Seychellen sollen sich sechs Passagiere die Arme gebrochen haben.

Die für die Seychellen zuständige deutsche Botschafterin in Kenia, Margit Hellwig-Bötte, sagte über die deutschen Reisenden: "Sie scheinen aber alle gesundheitlich in guter Verfassung." Sie müssten sich erst einmal vom dem Schreck erholen.

Viel Lob für den Schlepper

Nach dem Brand war das Kreuzfahrtschiff manövrierunfähig und musste geschleppt werden. "Die meiste Zeit über zog der französische Fischtrawler 'Trevignon' das Schiff alleine", sagte Costa-Sprecher Claasen. Zu Beginn seien zwar zwei Schlepper zur Verstärkung geholt worden, diese hätten die "Costa Allegra" dann aber mit einem Boot der Marine vor allem begleitet. Kapitän Alba lobte seinen französischen Kollegen vom Trawler: Er habe einen "sehr guten Job" gemacht.

Die "Trevignon" der Reederei Chevannes-Merceron-Ballery (CMB) war nach dem Notruf direkt zu Hilfe geeilt und hatte die "Costa Allegra" seit Dienstag im Schlepp bis in den Hafen von Victoria manövriert. An Bord waren mehr als 100 Passagiere aus Frankreich. Einige sprachen in französischen Medien von schlimmen hygienischen Verhältnissen, lobten aber ebenfalls die Umsicht der Besatzung. Die meisten Urlauber klagten über die unerträgliche Hitze, vor der es wegen der ausgefallenen Klimaanlagen nirgends Zuflucht gab.

Helikopter hatten die Menschen mit dem Nötigsten versorgt. Auch Lebensmittel wie frisches Brot sowie Batterien für Handys, Plastikgeschirr und Medikamente wurden auf das Schiff gebracht. Die 26-Tage-Seereise sollte eigentlich von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen.

Quelle: ntv.de, dpa

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