Verrat in den eigenen Reihen? "El Chapos" Sohn soll Drogenboss "gewaltsam entführt" haben
28.07.2024, 07:36 Uhr Artikel anhören
Mit diesem Flugzeug sollen Zambada und El Chapos Sohn in die USA gebracht worden sein.
(Foto: REUTERS)
Ausgerechnet der Sohn seines früheren Partners soll hinter der Verhaftung des berüchtigten Drogenbosses "El Mayo" Zambada stecken. Wie sein Anwalt beklagt, habe "El Chapos" Sohn ihn überfallen, in ein Flugzeug gezwungen und in die USA gebracht.
Der berüchtigte Drogenboss Ismael "El Mayo" Zambada ist nach Angaben seines Verteidigers in den USA von einem Sohn seines früheren Partners Joaquin "El Chapo" Guzman "gewaltsam entführt" worden. Anwalt Frank Perez sagte am Freitag vor dem Bundesgericht in El Paso im US-Bundesstaat Texas aus: "El Chapos" Sohn Joaquin Guzman Lopez und sechs Männer in Militäruniformen hätten Zambada in der Nähe von Culiacan im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa überfallen, ihn in ein Flugzeug gezwungen und gegen seinen Willen in die Vereinigten Staaten gebracht. Dort waren beide verhaftet worden.
Der Vorfall habe bei Zambada Probleme am Rücken und den Beinen verursacht. Zambada, der bei einer ersten Anhörung im Rollstuhl vor Gericht erschien, plädierte in Bezug auf Drogenvorwürfe gegen ihn auf "nicht schuldig". Guzman Lopez' Anwalt Jeffrey Lichtman wollte sich zu dem Entführungsvorwurf nicht äußern. Das US-Justizministerium und das Büro des mexikanischen Präsidenten waren für einen Kommentar nicht zu erreichen.
Die Festnahme der beiden Anführer eines der mächtigsten Drogenkartelle der Welt war ein großer Erfolg für die US-Behörden. Zambada ist einer der größten Drogenhändler in der mexikanischen Geschichte. Die Beziehung zwischen ihm und den Söhnen von "El Chapo" galt als angespannt, seit ihr Vater 2017 an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wurde. Dort verbüßt "El Chapo" eine lebenslange Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado.
Joaquin Guzman Lopez soll nächste Woche zum ersten Mal vor einem Bundesgericht in Chicago erscheinen, wo er wegen Drogenhandels und Geldwäsche angeklagt ist. Zambada soll am Donnerstag wieder vor Gericht erscheinen.
Schlag angeblich monatelang vorbereitet
Auch US-Medien hatten zuvor unter Berufung auf Sicherheitsbeamte berichtet, dass Zambada getäuscht und in eine Falle gelockt worden sei. Das "Wall Street Journal" schrieb, er habe sich mit Guzman Lopez in ein Privatflugzeug gesetzt und gedacht, sie würden geheime Landeplätze in Mexiko besichtigen. Stattdessen sei die Maschine über die Grenze in die USA geflogen und auf einem kleinen Flugplatz in Texas gelandet, wo beide dann festgenommen worden seien.
Die "New York Times" schrieb, Guzman Lopez selbst habe Zambada in das Flugzeug gelockt. Der Schlag sei monatelang vorbereitet worden, hieß es in den Berichten weiter. Mexikanische Medien schrieben dagegen, die beiden hätten sich freiwillig den US-Behörden gestellt - möglicherweise nach einem Deal mit der Justiz. Im Gegensatz zu anderen Drogenbossen, die gerne ein extravagantes Luxusleben zur Schau stellten, habe Zambada sehr zurückgezogen und eher diskret gelebt, hieß es.
Zugleich habe der 76-jährige Ex-Kompagnon von "El Chapo" im großen Stil Politiker und Sicherheitsbeamte geschmiert. Dadurch habe er in seinen rund 50 Jahren im Drogengeschäft bislang nie gefasst werden können. Nach außen habe er sich als wohlhabender Rancher gegeben.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa