Panorama

Öl sprudelt ungehindert ins Meer BP muss Test verschieben

Ohne Einschränkung fließt das Öl derzeit in den Golf von Mexiko (Aufnahme vom Morgen des 14. Juli).

Ohne Einschränkung fließt das Öl derzeit in den Golf von Mexiko (Aufnahme vom Morgen des 14. Juli).

(Foto: AP)

BP kann nicht so schnell wie erhofft die neue Absaugglocke über dem Bohrloch im Golf von Mexiko in Betrieb nehmen. Die Hoffnung ist groß, dass mit der Vorrichtung der Ölfluss endlich gestoppt wird. Trotzdem wird an einem Plan B gearbeitet. Solange sprudelt das Öl weiter ins Meer - die US-Regierung schickt eine vierte Millionen-Rechnung an BP.

Der britische Ölkonzern BP hat die mit Spannung erwarteten Belastungstests der neu installierten Absaugvorrichtung über dem lecken Bohrloch im Golf von Mexiko um einen Tag verschieben müssen. Zunächst seien weitere Analysen notwendig, sagte US-Krisenkoordinator Thad Allen am. Die drei Ventile des 75 Tonnen schweren Absaugstutzens, der in der Nacht zum Dienstag im 1,6 Kilometern Tiefe installiert wurde, sollen nun im Lauf des heutigen Tages eines nach dem anderen geschlossen werden.

Die Arbeiten in mehr als 1000 Meter Tiefe gestalten sich sehr schwierig.

Die Arbeiten in mehr als 1000 Meter Tiefe gestalten sich sehr schwierig.

(Foto: REUTERS)

Im Idealfall kann die Kappe den Austritt des Öls ganz stoppen oder zumindest so weit eindämmen, dass es von Schiffen an der Oberfläche vollständig abgepumpt werden kann. Damit würde zum ersten Mal seit dem Unglück auf der Plattform "Deepwater Horizon" im April der Ölfluss ins Meer gestoppt. Es ist die schlimmste Umweltkatastrophe in der US-Geschichte.

Die Ingenieure hoffen im Zuge der Tests auf einen Druckanstieg in der Vorrichtung, was bedeuten würde, dass die neue Absaugkappe das Bohrloch tatsächlich verschließt und auch an anderer Stelle kein Öl entweicht. Sollte es zu einem Druckverlust kommen, müsste die neue Saugglocke wieder entfernt werden, um nicht Gefahr zu laufen, dass das Öl an anderer Stelle austritt. "Wir müssen sicherstellen, dass das Öl nicht neben dem Bohrloch ausströmen kann", sagte BP-Manager Doug Suttles. Die neue Vorrichtung soll genauer als die vorherige Absaugglocke passen, die am Samstag entfernt worden war.

Plan B steht bereit

Sollte der Versuch mit der neuen Absaugkappe ebenfalls wieder scheitern, setzt BP auf zwei Entlastungsbohrungen, die bis Anfang August fertiggestellt sein sollen. Die von BP betriebene Plattform "Deepwater Horizon" war am 20. April explodiert und zwei Tage später gesunken. Dies verursachte die größte Ölkatastrophe in der US-Geschichte, das ausströmende Öl bedroht die Ökosysteme im Golf von Mexiko und an den Küsten im Süden der USA.

Vom Ölfilm überzogen: Der Golf von Mexiko - aus dem All betrachtet. Und das ist nur das Öl, das man an der Oberfläche sieht.

Vom Ölfilm überzogen: Der Golf von Mexiko - aus dem All betrachtet. Und das ist nur das Öl, das man an der Oberfläche sieht.

(Foto: AP)

Aber auch bei einem Erfolg am Bohrloch seien die Folgen der Ölpest längst nicht ausgestanden, mahnte die US-Regierung. In den nahezu drei Monaten seit dem Sinken der Bohrinsel sei so viel Öl in den Golf von Mexiko geflossen, dass die Rettungs- und Aufräumarbeiten bis in den Herbst dauern werden, sagte Allen.

Vierte Rechnung für die Katastrophe

Weite Teile der US-Küste sind verseucht, darunter das ökologisch sensible Mississippi-Delta. Viele Badestrände sind durch Teer verschmutzt. Nach wie vor seien etwa 30 bis 35 Prozent der Küstengewässer für die Fischerei gesperrt. Endgültig solle das Leck ohnehin erst Mitte August am Ursprung der Quelle tausende Kilometer unter dem Meeresboden versiegelt werden.

Unterdessen hat die Obama-Regierung die vierte Rechnung für die Kosten im Kampf gegen die Ölpest an BP geschickt. Die Forderung unter anderem für die Reinigung der mit Öl verschmutzen Strände betrage 99,7 Millionen Dollar (rund 78,5 Mio Euro), teilte das Weiße Haus mit. Mit dem Geld sollen auch Bürger in den betroffenen US-Bundesstaaten entlastet werden, die durch die Ölpest finanzielle Verluste erlitten haben.

Quelle: ntv.de, tis/dpa/AFP/rts

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