Panorama

Tod bei Sado-Maso-Spiel Bankiersgeliebte vor Gericht

Mehr als vier Jahre nach dem Tod des französischen Großbankiers Edouard Stern während eines Sado-Maso-Spiels hat in Genf der Prozess gegen dessen damalige Geliebte begonnen.

Die frühere Frau Sterns, Beatrice David-Weill und ihre Kinder Mathilde und Louis, vor dem Gericht.

Die frühere Frau Sterns, Beatrice David-Weill und ihre Kinder Mathilde und Louis, vor dem Gericht.

(Foto: dpa)

Das Schwurgericht soll klären, ob die Französin den 50-jährigen Bankier vorsätzlich oder im Affekt getötet hat. Die heute 40-Jährige gesteht die Tat, bestreitet aber, Stern aus Geldgier ermordet zu haben.

Am ersten Tag des Prozesses sagte die Angeklagte, wie sehr sie die Tat bedauere. Sie würde die Familie gerne um Verzeihung bitten, wisse aber, dass es für "etwas derart Abscheuliches" keine Entschuldigung gebe, sagte Cécile B. vor der Ex-Frau des Bankiers und zwei seiner drei Kinder. Das einzige, was sie tun könne, sei "die Wahrheit so gut es geht zu erklären". B. beschrieb den Bankier als "intelligenten, in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Mann." Sie wolle nicht, dass die Erinnerung an ihn durch den Prozess "beschmutzt" werde.

Stern war Ende Februar 2005 in seiner Genfer Wohnung erschossen worden. Er trug einen Ganzkörperanzug aus Latex, wie er bei Sado-Maso-Spielen benutzt wird. Seine langjährige Geliebte gestand nach ihrer Festnahme zwei Wochen später, den Großbankier mit vier Schüssen aus seiner Pistole getötet zu haben. Auslöser der Tat war offenbar ein Streit um eine Million Dollar, die Stern seiner Geliebten zunächst überwiesen, dann aber wieder gesperrt hatte.

"Teuer bezahlt für eine Hure"

Laut Verteidigung hatte der Satz des Bankiers: "Eine Million ist teuer bezahlt für eine Hure" zu B.s Kurzschlussreaktion geführt. Die Verteidigung stellt B. als Opfer eines harten, skrupellosen Mannes dar, der sie über Jahre hinweg psychisch unter Druck gesetzt habe.

Die Anklage geht von vorsätzlicher Tötung aus - nach ihrer Auffassung konnte B. dem Bankier nicht verzeihen, dass er das Geld sperren ließ. Vor Gericht beschrieben die Ermittler die 40-Jährige als notorische Lügnerin. Nur mit Mühen hätten sie ihr das Geständnis entreißen können.

An dem Prozess nahmen neben Sterns geschiedener Frau auch seine beiden älteren Kinder, die 24-jährige Mathilde und die 22-jährige Louis teil. Sie wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit angehört. Sterns Ex-Frau beschrieb den Bankier als "ausgesprochen liebenswürdig". Er habe "seine Fehler gehabt", sei cholerisch und aufbrausend gewesen. Doch sei er stets gerade heraus gewesen, "fordernd sich selbst und denjenigen gegenüber, die er liebte".

Der Prozess dauert voraussichtlich bis Ende nächster Woche. Sollte sie wegen mutmaßlicher Tötung verurteilt werden, drohen der Französin bis zu 20 Jahre Haft, bei Totschlag im Affekt nur bis zu zehn Jahre.

Einer der reichsten Franzosen

Stern stand in einem Ranking der reichsten Franzosen auf dem 38. Platz. Der 50-Jährige war für seine harten Geschäftsmethoden bekannt. Bereits als 22-Jähriger hatte er seinen Vater aus der Leitung des ehrwürdigen, aber inzwischen schwächelnden Bankhauses Stern verdrängt, das er 1988 nach seiner Sanierung veräußerte. Später herrschte er über einen 600 Millionen Euro schweren Investmentfonds, den er von Genf aus verwaltete.

Quelle: ntv.de, AFP

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