Doch nur ein unbekannter Römer? Berühmte "Brutus"-Büste in Berlin
23.02.2010, 14:49 UhrSeit dem Sturz von Napoleon hat sie ihren Platz in Rom nicht mehr verlassen. Nun ist die "Brutus"-Büste in Berlin zu bestaunen. Aber, handelt es sich wirklich um Brutus den Älteren?
Die Büste des "Brutus", eine der berühmtesten und wertvollsten antiken Bronzebüsten Roms, ist für gut zwei Monate in Berlin zu Gast. Das Alte Museum zeigt die Leihgabe aus Italien in einer Ausstellung (24. Februar bis 2. Mai), die den Einfluss des Kunstwerks auf die Weltgeschichte nachzeichnet.
In der Französischen Revolution galt der Bronzekopf als Bildnis des sagenhaften ersten römischen Konsuls Lucius Iunius Brutus, der im späten 6. Jahrhundert v. Chr. die etruskischen Könige vertrieben und die römische Republik herbeigeführt haben soll. Die Büste des unerschütterlichen Republikaners diente damit als Rechtfertigung für die Hinrichtung König Ludwigs XVI. und für die zunehmende Radikalisierung der Revolution, wie das Museum erläuterte.
Die Sonderausstellung in der Antikensammlung des Museums kam durch die Zusammenarbeit mit den Kapitolinischen Museen in Rom und der italienischen Botschaft zustande. Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, sprach von einem "außergewöhnlichen Entgegenkommen" der römischen Seite.
Heute ist allerdings umstritten, ob die Büste wirklich Brutus den Älteren darstellt. Möglicherweise handelt es sich Museumsangaben zufolge auch um einen unbekannten Römer. Der spätere Caesarmörder Marcus Iunius Brutus berief sich gleichwohl voller Stolz auf seinen angeblichen Vorfahren und prägte 54 v. Chr. dessen bärtiges Bildnis auf die Vorderseiten seiner Münzen. Auch ihm diente das legendäre Vorbild dazu, den Tyrannenmord an Caesar als republikanischen Rettungsakt zu rechtfertigen.
Für Napoleon gehörte der "Brutus"-Kopf zu den Kunstwerken, die er im Triumphzug durch Paris führen ließ. Erst nach seinem Sturz kehrte die Büste nach Rom zurück und verließ seither ihren Platz im Konservatorenpalast nicht mehr - bis sie nun nach Berlin reiste.
Quelle: ntv.de, dpa