Der Reporter, der Nixon stürzte Carl Bernstein wird 65
14.02.2009, 16:24 UhrZornig werden kann Carl Bernstein auch heute noch: Beispielsweise beim Klagen über den qualitativen Niedergang der Medien, die sich immer mehr den sogenannten "bunten", unpolitischen Themen widmeten, Klatsch und Tratsch in den Mittelpunkt stellten. Dann schimpft der US-Starreporter, dessen Name unwiderruflich mit dem Watergate-Skandal verbunden ist, auch mal über die "Medienkrise" oder die "Idiotenkultur". Noch immer kann er sich der Aufmerksamkeit der amerikanischen Öffentlichkeit sicher sein. Denn gemeinsam mit seinem Kollegen Bob Woodward hatte Bernstein vor mehr als drei Jahrzehnten die größte politische Affäre in der jüngeren US-Geschichte aufgedeckt.
Bernstein wurde 1944 in der Hauptstadt Washington als Sohn jüdischer Eltern geboren, die, wie er später enthüllte, Kommunisten waren. Bernstein begann nach abgebrochenem Studium seine Reporterlaufbahn bei der "Washington Post". Als jungem Journalisten gelang ihm gemeinsam mit Woodward die Aufdeckung des Watergate-Skandals. 1972 waren fünf Männer bei dem Versuch, ins Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Hotel in Washington einzubrechen, festgenommen worden. Bernstein und Woodward wurden misstrauisch und vermuteten letztendlich US-Präsident Richard Nixon hinter der illegalen Aktion, bei der wohl Wanzen installiert und Dokumente der Partei zum Präsidentschaftswahlkampf ausgespäht werden sollten.
Journalistische Ikonen
Während Woodward seine hochrangigen Kontakte in die Politik nutzt, klappert Reporter Bernstein Wahlkampfbüros ab und geht bei den Republikanern von Tür zu Tür. In dunklen Tiefgaragen treffen sich die beiden Reporter mehrmals mit dem Regierungsspitzel "Deep Throat", der ihnen wichtige Informationen liefert. Bernstein und Woodward verschweigen die Identität ihrer Quelle über Jahrzehnte, bis sich 2005 der frühere FBI-Vizechef Mark Felt schließlich selbst als "Deep Throat" zu erkennen gibt.
Zwei Jahre nach dem Einbruch in das Watergate-Hotel können die Reporter nachweisen, dass der Präsident selbst in die Machenschaften verwickelt war - was den Republikaner schließlich zu Fall bringt. 1974 wirft Richard Nixon das Handtuch und tritt als bisher einziger US-Präsident von seinem Amt zurück.
Dank ihrer sensationellen Enthüllungen werden die Lokalreporter Bernstein und Woodward nicht nur in den USA zu journalistischen Ikonen. 1973 erhalten sie den Pulitzer-Preis. Beide Journalisten schreiben zahlreiche Bücher über Watergate, das politische Washington und die USA. Die Watergate-Geschichte selbst wird unter dem Titel "Die Unbestechlichen" verfilmt. Bernstein wird darin von Hollywood-Star Dustin Hoffmann dargestellt.
Nachdem sich der Wirbel um Watergate gelegt hatte, trennen sich die Wege der Starreporter. Während Woodward zunächst bei der "Washington Post" Karriere macht, zu einer hoch angesehenen Persönlichkeit in Washington wird und bis heute politische Bestseller schreibt, folgt für Bernstein ein eher turbulentes Leben. Er verlässt 1976 die "Washington Post", macht zuweilen mehr mit Affären als mit ausgezeichnetem Journalismus (für den TV-Sender ABC und das Magazin "Time") oder seinen Vorlesungen an der Universität von New York auf sich aufmerksam. In den vergangenen Jahren widmete er sich wieder vor allem der seriösen Arbeit: Als freier Journalist lebt er mit seiner Frau Christine in New York, nimmt an politischen Veranstaltungen teil, schreibt Artikel und Bücher, zuletzt eine Biografie über US-Außenministerin Hillary Clinton.
Quelle: ntv.de, Nico Pointner, dpa