Lufthansa prüft Flugplan China erlebt plötzlichen Reiseboom
27.12.2022, 14:10 Uhr
Auf besonderes Interesse stießen Reisen nach Macau, Hongkong, Japan, Thailand und Südkorea.
(Foto: picture alliance / Kyodo)
Nachdem China das Ende der Quarantänepflicht verkündet hat, meldet die Reisebranche im Land einen massiven Ansturm. Das Interesse an Flügen ins Ausland sei um 850 Prozent gestiegen, berichten Reiseanbieter. Angesichts der steigenden Corona-Zahlen im Land überprüft die Lufthansa ihren China-Flugplan.
Das angekündigte Ende der Corona-Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Ausland hat in China zu einem Ansturm auf Flugbuchungen geführt. Die Online-Suchen nach Flügen ins Ausland stiegen rasant an, wie die chinesischen Staatsmedien berichteten. Da China derzeit von einer Corona-Infektionswelle heimgesucht wird, führte Japan hingegen eine Testpflicht für alle Einreisenden aus der Volksrepublik ein. In Deutschland wird der zu erwartende Reiseboom unterschiedlich bewertet.
Die chinesische Reise-Plattform Tongcheng verzeichnete eine Zunahme der Suchanfragen nach Flugreisen um 850 Prozent sowie zehnmal so viele Suchen nach Visa-Vorschriften, wie die Staatsmedien weiter berichteten. Beim Konkurrenten Trip.com verzehnfachten sich die Suchanfragen im Vergleich zum Vorjahr innerhalb von einer halben Stunde nach der Ankündigung. Auf besonderes Interesse stießen demnach Reisen nach Macau, Hongkong, Japan, Thailand und Südkorea.
Quarantäne-Ende ab 8. Januar
Die Regierung in Peking hatte am Montagabend ein Ende der Quarantäne-Pflicht für Rückkehrer aus dem Ausland vom 8. Januar an angekündigt. Reisende müssen dann nur noch einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorlegen.
Visa für Touristen und Studenten aus dem Ausland bleiben zurzeit weitgehend ausgesetzt, doch kündigte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin, an, Peking werde seine Visa-Politik "weiterhin wissenschaftlich und dynamisch in Übereinstimmung mit der epidemischen Lage anpassen". Die angekündigten Reise-Erleichterungen stießen in China auf Begeisterung. "Es ist vorbei. Der Frühling kommt", schrieb ein Nutzer des Onlinedienstes Weibo, der zahlreiche positive Reaktionen erhielt. "Ich bereite meine Reise ins Ausland vor!", schrieb ein anderer. Die Aktienmärkte in Asien und Europa reagierten ebenfalls positiv.
Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seither breitet sich das Coronavirus in China rasant aus, das Land erlebt den weltweit höchsten Anstieg an Infektionen. Schätzungen zufolge könnten in China in den kommenden Monaten etwa eine Million Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion sterben. Am Sonntag hatte China die Veröffentlichung täglicher Corona-Daten eingestellt.
Gelassenheit oder Grund zur Sorge?
Angesichts des sich abzeichnenden Reise-Ansturms gilt von Freitag an in Japan eine Testpflicht für alle Einreisenden aus China. Wer aus der Volksrepublik kommt oder sich innerhalb der vergangenen sieben Tage dort aufgehalten hat, muss sich bei der Ankunft in Japan testen lassen, sagte Ministerpräsident Fumio Kishida. Positiv Getestete müssen sich sieben Tage in einer dafür vorgesehenen Einrichtung isolieren. Tokio werde zudem die Zahl der Flüge aus China begrenzen.
In Deutschland riet der Grünen-Gesundheitsexperte im Bundestag, Janosch Dahmen, zur Gelassenheit. Deutschland sei auch dank der Impfungen "heute viel besser auf den Winter vorbereitet als in den vergangenen zwei Jahren", sagte Dahmen der "Rheinischen Post". "Das hilft uns auch mit Blick auf die Situation in China."
Derweil prüft der Lufthansa-Konzern nach Angaben einer Sprecherin, wie der Flugplan zum chinesischen Festland angepasst werden könne. Angesichts der Infektionszahlen in China hatte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, zuvor einen Stopp aller Flugverbindungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik gefordert. Das Bundesverkehrsministerium wies den Vorstoß mit Blick auf die geringe Zahl der Flüge zurück. Derzeit fliegt Lufthansa vier Mal pro Woche nach Peking und Shanghai.
Quelle: ntv.de, lno/AFP