Panorama

Islam als Herausforderung Christentum in Afrika

Rund vier Jahre hat es gedauert, bis Papst Benedikt XVI. jetzt Afrika seinen Antrittsbesuch abstattet. Es ist nicht nur einer der problembeladensten Kontinente der Welt - es ist zugleich einer, auf dem das Thema Religion eine dominierende Rolle spielt. Und einer, auf dem die Zuwachszahlen bei den Gläubigen weltweit am schnellsten wachsen. Der südafrikanische Bischof Mvume Dandala sieht Afrika gar als "neues Zentrum des Christentums".

Rund 140 Millionen der knapp 900 Millionen Afrikaner sind Katholiken. Neben Anglikanern, Methodisten oder Muslimen sind es vor allem aber die charismatischen Kirchen, die enormen Zulauf haben und in denen Gottes direkte Intervention erfleht wird. In Kenia, Uganda oder Nigeria gibt es zehntausende registrierte Freikirchen und Glaubensgemeinschaften. Sie werden mit zum Teil abenteuerlichen Botschaften für die großen christlichen Kirchen zur Herausforderung.

Freikirchen punkten

Vor allem in jenen Staaten, in denen der Katholizismus auch die Religion der französischen oder portugiesischen Ex-Kolonialherren war, wird die katholische Kirche auch heute noch als die Religion betrachtet, die das herrschende System stützte. Das gilt auch für Kamerun und Angola - die Staaten, die der Papst besuchen wird. Die Freikirchen dagegen punkten mit sozialem Engagement als "Kirchen der kleinen Leute". In Johannesburgs Township Soweto etwa drängen sich Jung und Alt sonntags auf Plastikstühlen, um enthusiastisch Gott zu preisen und auf eine Besserung der Mühsal auf Erden zu hoffen.

Gospel-Musik ist weitaus kommerzieller als etwa der Kwaito genannte populäre Township-Hiphop. Auch in Ostafrika verdrängen Gospel-CDs in den Ladenregalen die Hits aus den Charts, auch Buchläden mit religiösen Titeln boomen. Afrikas Freikirchen stellen häufig auch politische Macht dar - kein Wunder, dass sie von Politikern hofiert werden. Zudem gibt es immer wieder Berichte über Kirchen, die sehr großzügig mit den Spenden ihrer Mitglieder umgehen.

Muslime in Afrika

Eine andere Herausforderung für die Kirche in Afrika ist der Islam, gerade in den Ländern der Sahelzone. In Ländern wie dem Sudan, wo Christen im Norden der Minderheit angehören, hatten in der Vergangenheit ethnische Spannungen auch eine religiöse Komponente. Dies gilt auch für den noch immer ungelösten Darfur-Konflikt. In religiös gemischten Ländern wie etwa Kenia oder Südafrika dagegen ist das Zusammenleben der verschiedenen Religionen überwiegend friedlich - konservative Moralvorstellungen einigen die afrikanische Gesellschaft über Religionsgrenzen hinweg.

Auch in Ländern wie Senegal, Kamerun und Mali ist der Islam überwiegend gemäßigt, gibt es Kirchen und Moscheen im Straßenbild. Doch Furcht vor einem erstarkenden islamischen Fundamentalisten gibt es überall dort, wo Christen in der Minderheit sind. Dabei gehen im traditionellen Afrika Religion, Kultur und Sozialleben oft Hand in Hand. Ein komplexer Kosmos aus Göttern, Geistern und Ahnen beschränkt oft die Eigenverantwortung, der Glaube an übernatürliche Kräfte ist häufig ebenso präsent wie die Aussicht auf Wunderheilungen.

Aids und Religion

Das ist besonders problematisch beim Thema Aids, der Geisel Afrikas. Sie provoziert Widerspruch gegenüber der christlichen Sexuallehre, die Kondomen etwa ablehnend gegenübersteht. Ein Landsmann des Papstes, Stefan Hippler, ist einer der Wortführer dieses Widerstands. Der Priester betreut Kapstadts deutsche katholische Gemeinde und hat eine Streitschrift zum Thema Aids und Religion verfasst. Darin geht es um die Antwort der Kirche auf die Herausforderung der Immun-Schwächekrankheit. Hippler macht sich stark für einen "neuen Dialog" mit Kirchenlehrer Augustinus, der die meisten Prinzipien der christlichen Sexualmoral definiert hat.

Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk und Ralf E. Krüger, dpa

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