Ab wann wird das Wetter besser? Der Sommer kehrt noch einmal zurück
29.08.2014, 12:50 Uhr
Wolken am blauen Himmel ziehen über ein Weizenfeld im uckermärkischen Altkünkendorf nahe Angermünde (Brandenburg).
(Foto: dpa)
Gefühlt wechselt der Sommer zwischen Traum und Albtraum: Mal ist er zu heiß, dann zu kühl, zu nass, zu schwül. Laut Statistik ist aber alles im grünen Bereich, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander und macht Hoffnung auf einen sommerlichen September.
n-tv.de: Björn, gefühlt ist der Sommer schon lange vorbei. Und auch aus meteorologischer Sicht beginnt Anfang September der Herbst. Dabei interessiert euch Meteorologen ja eigentlich nur die Statistik, oder?
Björn Alexander: Im Prinzip schon. Zur korrekten Vergleichbarkeit der Jahreszeiten gibt es eben die meteorologischen Wechsel der Jahreszeit, der jeweils auf den Monatsbeginn rund drei Wochen vor dem kalendarischen Beginn der neuen Jahreszeit festgesetzt wurde. Grund ist, dass der kalendarische oder auch astronomische Startschuss für die neue Jahreszeit durch die Sonne definiert ist. Also: Sonnenhöchststand im Juni ist der Sommerbeginn. Der Winter startet nach dem Kalender mit dem Sonnentiefststand im Dezember. Das sind also der längste und der kürzeste Tag. Herbst und Frühling liegen dazwischen und haben ihren Anfang an den zwei Tagen, die genau so lang wie die Nächte sind, die sogenannte Tag-Nacht-Gleiche im Juni und im September. Das sind aber alles Termine, die eine kleine Varianz aufweisen. Und das mag die Statistik nicht.
Was meint denn die Statistik zu unserem Sommer 2014?
Alles im grünen Bereich. Juni, Juli und August waren alle zusammen betrachtet etwas wärmer als das langjährige Mittel. Es war etwas nasser als der Durchschnitt. Und die Sonne schien nicht mehr und nicht weniger als der klimatische Mittelwert, den uns die Sommer zwischen den Jahren 1961 und 1990 vorgeben.
Das überrascht mich. Denn irgendwie fühlte sich der August nur selten mal wie Sommer an.
Für den August betrachtet war das auch so. Allerdings macht die Statistik aus unserem Sommer 2014, der vielfach zwischen Traum und Albtraum wechselte, eine ganz durchschnittliche Geschichte. Die Extreme streichen sich gegenseitig raus.
Aus der Sicht eines Meteorologen: welche der Extreme sind denn besonders erwähnenswert?
Da ist natürlich zuerst einmal die erste Hitzewelle Anfang Juni, die ihren Höhepunkt zu Pfingsten mit Temperaturen bis zu über 38 Grad hatte. Ein Rekordpfingsten in Sachen Hitze. Gleichzeitig waren es auch schon häufig die höchsten Temperaturen des Jahres 2014. Zugleich folgten aber - vor allem im Westen - auch die heftigsten Unwetter des Jahres. Zu verdanken hatten wir diese dem Zusammenspiel aus der extrem energiegeladenen Luft und dem Tief "Ela". Böen von über 140km/h an Rhein und Ruhr hinterließen enorme Schäden und bei der Bahn ging tagelang wenig bis gar nichts mehr. Nach der Hitze folgte dann die Schafskälte und ein wechselhafter, aber vielfach eben auch trockener Monatsverlauf, der schlussendlich dafür sorgte, dass der Juni insgesamt "nur" knapp 1 Grad wärmer ausfiel als der Durchschnitt. Es regnete deutschlandweit gesehen zu wenig und wir erlebten überdurchschnittlich viel Sonne.
Was waren die Höhepunkte im Juli?
Als Einzelwert betrachtet würde ich sagen, die Niederschläge im Münsterland Ende Juli. Die Analysen der Radarbilder ließen dort auf Regenmengen von an die 300 Liter pro Quadratmeter binnen weniger Stunden schließen. Ein Jahrhundertwert in unseren Breiten, der uns normalerweise nur in den Tropen begegnet. Und insofern erhält der Juli auch das Gesamtprädikat "besonders tropisch", gestützt durch folgende Eckdaten: über 2 Grad wärmer als normal und deutlich zu nass. Gleichzeitig zeigten sich aber riesige regionale Unterschiede. Für viele Küstenregionen - vor allem an der Ostsee - war der Juli ein echter Knaller. Viel Sonne und fast schon mediterrane Hitze bei Wassertemperaturen an die 25 Grad. Dementsprechend sind in Schleswig nicht einmal 50 Prozent des ansonsten üblichen Regens zusammengekommen. In Münster oder Erfurt waren es hingegen über 400 Prozent. Und auch in Sachen Sonnenschein taten sich größere Unterschiede auf: der Norden sonnenverwöhnt mit teilweise über 300 Sonnenstunden im gesamten Juli. Der Süden hingegen war öfter schattig mit unter 200 sonnigen Betriebsstunden.
Was machte den August besonders?
Ein Start auf hohem Niveau, verursacht durch schwül-warme Luft aus südlichen Breiten. Dann allerdings griff Ex-Hurrikan "Bertha" in unser Wetter ein. Ein dauerhaftes Tief über Skandinavien ersetzte dadurch das Skandinavienhoch, das uns zuvor den Sommer brachte. Folglich verabschiedete sich der Sommer und es gab die ersten Vorstöße kalter Luft aus polaren Breiten. Im Zusammenspiel mit der sehr warmen Nordsee übrigens gerade für die Küstenregionen dort eine schauerlastige und entsprechend nasse Angelegenheit. In Teilen Nordfrieslands sind im August über 200 Liter Regen pro Quadratmeter zusammengekommen. Zeitgleich setzte sich bei uns der Frühherbst schrittweise durch. Gerade die Nächte wurden schon mal "gesäßkalt" mit örtlichem Bodenfrost. In der Summe war der August - das lässt sich schon jetzt sagen - fast 0,5 Grad zu kalt, brachte etwas zu viel Regen und zu wenig Sonne. Der August 2014 ist damit übrigens der erste zu kalte Monat seit dem Mai 2013.
Will der September denn irgendetwas anders machen?
Derzeitig sieht es wirklich so aus, als ob sich im September einiges ändern wird. Zunächst einmal wird das letzte Augustwochenende nochmals unbeständig und eher zu kühl. Dann dürfte aber ein neues und stabileres Hoch für mehr Sonne und Beständigkeit sorgen. Interessanterweise ist übrigens auch diesmal ein ehemaliger Hurrikan beteiligt. "Cristobal" zieht vor der Ostküste der USA entlang und greift ab Sonntag langsam ins europäische Wettergeschehen ein. Die Folge ist eine Umstellung unserer Großwetterlage, so dass wir endlich mal länger in den Genuss eines Hochs kommen werden.
Das wäre ein Traum. Wird es denn auch wieder sommerlich warm?
Im Laufe der kommenden Woche könnte es schon mal wieder gebietsweise auch 20 bis 27 Grad raufgehen. Allerdings gibt es natürlich noch ein paar Unsicherheiten. Und was auch nicht unerwähnt bleiben soll: die Nächte werden auch in den nächsten Woche zunächst einmal eine sehr frische Angelegenheit bleiben. Aber wie gesagt: es bestehen durchaus gute Chancen, dass wir im Laufe der nächsten Woche schönes Spätsommerwetter bekommen. Selbst für das folgende Wochenende und darüber hinaus könnte ich mir angesichts der aktuellen Wettermodelle vorstellen, dass es überwiegend trocken, vielfach sonnig oder freundlich und warm weitergeht.
Was erwartet uns davor? Wie wird dieses Wochenende?
Der Samstag verläuft in vielen Landesteilen freundlich und bringt höchstens mal einzelne Schauer mit. Ausnahmen finden sich am wolkigeren Alpenrand, wo auch Gewitter möglich sind, sowie im Nordwesten und Norden. Denn hier breiten sich im Tagesverlauf mehr Wolken mit neuen Schauern aus. Die Temperaturen erreichen oft 18 bis 23, am Oberrhein bis 25 Grad.
Werden wir denn am Sonntag schon etwas vom Wetterhoch merken?
Eigentlich eher nicht. Denn vielerorts ist es wechselhaft mit Schauern und sogar noch etwas kühler als am Samstag mit nur noch 15 bis 21 Grad. Höchstens im Südwesten gibt es schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Besserung bei meist schönen 23 Grad.
Und ab wann wird es dann für alle besser?
Am Montag setzt sich das sonnigere Wetter im Westen und Norden schon mal besser durch. Im Süden und Südosten sind noch mehr Wolken und Regengüsse drin. Dienstag sollten die Schauer dann aber nur noch selten anzutreffen sein und die Sonne kommt bei 17 bis 25 Grad immer besser ins Spiel. Und wenn alles gut läuft, dann ist es in den darauffolgenden Tagen nach Auflösung von Nebelfeldern vielfach schön bei angenehmen Höchstwerten von 18 bis 26 Grad, stellenweise mehr.
Quelle: ntv.de