Eisheilige verdrängen Sommerintermezzo Die letzte Kälte kommt
11.05.2012, 12:26 Uhr
(Foto: dpa)
Warm war es in den letzten Tagen, doch damit ist jetzt erst einmal Schluss. Aus Nordwesten strömt kühle Luft herein und hat Unwetter und sogar Tornados im Gepäck. Bis ins Flachland hinein kann es zu Nachtfrost kommen, das dürfte den Grillabend am Wochenende zittrig ausfallen lassen. Doch vermutlich ist das die letzte Kälte, bevor dann endlich der Sommer kommt.
n-tv.de: Björn, warm war es ja in den letzten Tagen. Aber dass es überall schön war, kann man nicht sagen, oder?
Björn Alexander: Das stimmt. Denn wie so oft bei den letzten Warmluftvorstößen gab es Gewinner und Verlierer. Die Nase vorn hatten immer wieder die Regionen im Süden und Südosten. Die Nordwesthälfte hingegen bekam deutlich weniger Sonne und damit auch spürbar weniger Wärme mit. Die Unterschiede in der Maibilanz bisher: In Düsseldorf oder Köln kamen im ersten Maidrittel jeweils nur rund 30 Sonnenstunden zusammen. Zwischen den Alpen und der Lausitz sind es dagegen teilweise schon über 70 Stunden. Und dort war das erste Maidrittel dementsprechend ein bis drei Grad zu warm. Zwischen der Eifel und der Ostsee war es hingegen etwas kühler als im Durchschnitt. Jetzt werden die Unterschiede aber geringer.
Weil es für alle warm wird?
Ganz im Gegenteil. Denn zum Start ins Wochenende setzt sich von Nordwesten her die kühle Luft auch in den südlichen Landesteilen durch. Beim Luftmassenwechsel kann es dabei leider weiterhin zu teils schweren Gewittern mit entsprechenden Nebenerscheinungen kommen. Immerhin geht es von rund 27 bis 30 Grad vor den Gewittern am Freitag um rund 15 Grad runter. Der Samstag bringt uns somit nur noch Tageshöchsttemperaturen von meist 8 bis 17 Grad.
Oh je. Was sind die denn die Nebenwirkungen, die uns dieser Temperatursturz bringt?
Das sind die üblichen Verdächtigen. Wenn es von zunehmend schwül und warm bis heiß auf atlantisch frisch geht, dann sind auch dieses Mal Gewitter möglich, die Unwetter durch Platzregen, Hagel und schwere Sturmböen bringen können. Selbst das Potenzial für einzelne Tornados ist vorhanden.
Und ich dachte immer, die gibt es nur in Amerika. Spricht man bei uns nicht von "Windhosen"?
Der Begriff der "Windhose" wird bei uns natürlich oft verwendet. In der ursprünglichen Verwendung beschreibt er auch dasselbe Phänomen. Nur dass sich die "Windhose" irgendwie niedlicher anhört. Das ist aber eben in der Realität nicht so. Ein Tornado ist ein Tornado. Sowohl in den USA wie auch bei uns. Nur dass die Häufigkeit des Auftretens sehr unterschiedlich ist. Bei uns werden im Jahr etwa 30 bis 60 Tornados bestätigt. In den USA sind es über 1000 pro Jahr. Dort sind dementsprechend auch die Vorwarnungen deutlich ausgereifter. Aber auch bei uns versucht man natürlich auf ein entsprechendes Potenzial hinzuweisen. Immer vor dem Hintergrund, dass das Auftreten der zerstörerischen Luftwirbel deutlich seltener ist als in Texas oder Oklahoma.
Zurück zum Wetter bei uns: Es wird also kälter.
Ja. Die sommerlichen Temperaturen sind auf unseren Wetterkarten vorläufig passé. Das heißt, in München beispielsweise müssen Sie sich nach Werten um 30 Grad am Freitag zunächst einmal mit Temperaturen um 15 Grad anfreunden. Auch in Berlin folgt auf Sommerwärme die Abkühlung auf rund 15 Grad. Nicht ganz so groß ist der Unterschied für die Kölner, wo es am Wochenende zwar auch nur noch für maximal 15 Grad reichen wird. Jedoch sind am Rhein bereits zu Beginn der nächsten Woche bis 20 Grad drin. Darauf müssen Sie zwischen den Alpen und dem Berliner Raum wahrscheinlich noch bis zur zweiten Hälfte der nächsten Woche warten.
Wie sieht es mit Nachtfrost aus?

Björn Alexander
Die Nachtfrostgefahr steigt jetzt erst einmal an. Gerade wenn der zeitweise kräftige Wind zum Sonntag nachlässt, dann kann es unter längeren Aufklarungen selbst im Flachland wieder für Bodenfrost reichen. Luftfrost – also in zwei Metern Höhe – ist besonders im Mittelgebirgsumfeld möglich. Eine gute Nachricht gibt es aber natürlich auch noch: Die nordwestliche Strömung bringt uns nicht nur kalte, sondern auch trockene Luft. Damit wird es nach letzten Schauern am Samstag, die vor allem im Süden und im Norden unterwegs sind, am Sonntag freundlich bis sonnig und mehrheitlich trocken. Wenn also die frischen 10 bis 16 Grad am Muttertag nicht aufhalten, der kann in der Maisonne seinen Ausflug - ohne die Gefahr von Unwettern durch Schwergewitter - beruhigt angehen.
Am Grill wird es abends dann aber schon kalt.
Man wird sicherlich versucht sein, die Wärme des Grills außer für Würstchen oder Koteletts auch zur Eigenerwärmung zu nutzen. Schließlich liegen die Temperaturen am Wochenende gegen 20 Uhr oft nur noch bei 8 bis 14 Grad.
Nachdem wir letztes Wochenende von den "vorgezogenen Eisheiligen" gesprochen haben, sind das jetzt wohl die richtigen, oder?
Die Eisheiligen beginnen von Norden her am 11. Mai mit "Mamertus". Dann folgen Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie. Grundsätzlich ist es so, dass wir im Mai immer mal wieder Vorstöße kälterer Luft haben können. Schlussendlich hat die Sonne schon so viel Kraft wie im Juli und das Festland erwärmt sich entsprechend rasch, während die Wassertemperaturen dagegen noch kühl sind. Gute Voraussetzungen für Tiefdruckgebiete, uns kalte Luft aus nördlichen Breiten zu bringen. Eine Tendenz, die – statistisch gesehen – im Laufe des Monats geringer wird. Und auch wenn es in der nächsten Woche noch nicht wieder für Sommerwärme reichen dürfte: Die größte Kälte ist wohl spätestens mit der "kalten Sophie" am 15. Mai erst einmal gebannt.
Quelle: ntv.de