Polizei filzt Hells Angels im Norden Ein Verbot ist unwahrscheinlich
25.05.2012, 01:20 Uhr
Die Polizei durchkämmte rund 80 Wohnungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Rund 1200 Einsatzkräfte der Polizei durchkämmen Wohnungen und Geschäftsräume von Mitgliedern der Hells Angels in Norddeutschland. Die Großrazzia ist kein Einzelfall. Immer wieder müssen die Behörden im Kampf gegen Drogen- und Waffenhandel gegen sie vorgehen. Doch ein bundesweites Verbot hat wenig Aussicht auf Erfolg.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hält ein bundesweites Verbot der Hells Angels oder vergleichbarer Rockerbanden für kaum durchsetzbar. Den "Kieler Nachrichten" sagte er mit Blick auf die Großeinsätze gegen Rocker in Kiel und Hannover: "Wenn man eine Vereinigung verbieten will, muss es eine hinreichend verfestigte Struktur geben. Man kann ja nicht einfach Menschen verbieten." In den Ländern gebe es aber verschiedene Organisationen und Rockerbanden.
Am Donnerstag hatten rund 1200 Polizisten bei einer Groß-Razzia gegen Rockerkriminalität in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen rund 80 Objekte - insbesondere Bordelle, Gaststätten und Wohnungen - durchsucht. In Hannover durchforsteten Einsatzkräfte das Haus des "Hells Angels"-Boss Frank Hanebuth. Polizisten seilten sich von einem Hubschrauber ab. Fünf führende Mitglieder der verbotenen Kieler "Hells Angels" wurden verhaftet, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft in Kiel.
Ermittlungen im Rotlichtviertel
Hintergrund der Razzia seien Ermittlungen wegen Körperverletzung, Erpressung, Menschen- und Waffenhandel sowie Korruption, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) Schleswig-Holstein. Es sollten Beweismittel gesichert werden. Schwerpunkt war ihren Angaben zufolge das Rotlichtviertel in der Landeshauptstadt Kiel. Zudem wurden Objekte im Kieler Umland sowie in Niedersachsen durchsucht. Der Kieler Ableger der Hells Angels war am 31. Januar vom Landesinnenministerium verboten worden.
Mitglieder der "Hells Angels" und konkurrierender Rockergruppierungen wie den "Bandidos" gehören nach Angaben deutscher Ermittlungsbehörden zur organisierten Kriminalität, etwa im Bereich des Drogen- und Menschenhandels. Die Bundesländer verboten mehrfach regionale Ableger, weil sie nur zum Zweck der Begehung von Straftaten bestanden. In Schleswig-Holstein wurden bisher drei Clubs aufgelöst. Im April 2010 war bereits ein Verein der "Hells Angels" in Flensburg und ein weiterer der konkurrierenden Gruppierung "Bandidos" in Neumünster aufgelöst worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP