Panorama

Mützen und Schals raus Eis-Heike bringt den Winter

In Spanien ist der Winter schon da: Eine Pilgerin auf dem Jakobsweg in Galizien.

In Spanien ist der Winter schon da: Eine Pilgerin auf dem Jakobsweg in Galizien.

(Foto: dpa)

Der Kölner muss sich keine Sorgen um den großen Wintereinbruch machen. Im Südosten Deutschlands sinkt die Schneefallgrenze allerdings deutlich. In höheren Lagen sind zudem Schneeverwehungen wahrscheinlich. "Die Räumdienste im Süden und Südosten sowie generell in den Mittelgebirgen werden alle Hände voll zu tun haben", sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv.de: Björn, bei unserem letzten Gespräch wollte ich es kaum glauben. Aber es scheint sicher: Der Winter kommt.

Björn Alexander

Björn Alexander

Björn Alexander: Genauso ist es. Von den meisten hierzulande unbemerkt hat die großräumige und nachhaltige Umstellung der Wetterlage bereits am Dienstag begonnen. Denn während bei uns das eher langweilig-trübe und relativ milde Novembergrau den Tag bestimmte, hat sich am Mittelmeer ein Unwettertief gebildet. Getauft wurde es von den Kollegen der Freien Universität Berlin übrigens auf den Namen "Heike".

Klingt recht harmlos.

Ja, so kann das mit den Namen gehen. Man weiß nicht immer, was dahinter steht. Ist im Falle von "Heike" aber anders. Denn diese Entwicklung beschäftigt uns in den Prognosen schon einige Tage. "Heike" führt auf seiner Rückseite kalte Luft bis herunter ans westliche und zentrale Mittelmeer. Die sorgt dort für teils heftige Schauer und Gewitter. Auf seiner Vorderseite schiebt das Tief die feucht-milde Luft nordwärts. Dabei zieht es in den nächsten Tagen vom zentralen Mittelmeer nordostwärts. Also von Norditalien über Tschechien und Polen an die Ostsee.

Das ist jetzt schon sicher?

Ziemlich. Und dabei passiert folgendes: Die bereits angesprochene feucht-milde Luft wird vom Mittelmeer her in die Südosthälfte Deutschlands geführt. Damit intensiviert sich der Regen am Donnerstag im Süden und Südosten. Gleichzeitig verlagert sich "Heike" weiter nach Osten. Und damit dreht die Strömung bei uns auf nördliche Richtung und führt maritime Polarluft nach Deutschland.

Dass ihr beim Wetter auch immer so kompliziert sein müsst.

Keine Angst, der Rest ist einfach. Die kalte Luft lässt die Schneefallgrenze von Westen her am Donnerstag bis in die tiefsten Lagen sinken. Das betrifft, wie gesagt, die Regionen in der Südosthälfte, wo die starken Niederschläge passieren. Also Baden-Württemberg (wahrscheinlich mit Ausnahme des Oberrheingrabens), Bayern, Thüringen, Sachsen und vielleicht auch noch das südliche Bandenburg. Der Kölner an und für sich muss sich hingegen keine Sorgen um den großen Wintereinbruch machen. Denn im Westen und Norden wird sich der Wintereinbruch in den tieferen Lagen eher durch nasskaltes Wetter und weniger große Neuschneemengen bemerkbar machen. Hier liegt die Schneefallgrenze am Donnerstag in etwa bei 400 Metern. Allerdings sind gerade in den nordwestlichen Staulagen der Mittelgebirge schon mal größere Neuschneemengen zu erwarten. Und weil der Nordwestwind außerdem kräftig auflebt, sind in den höheren Lagen zudem Schneeverwehungen wahrscheinlich.

Mit Verkehrsbehinderungen?

Auch das ist sehr wahrscheinlich. Gerade auf den Autobahnen, die zwischenzeitlich höher gelegene Abschnitte der Gebirge passieren sowie generell im Süden und Südosten, wo die Schneefallgrenze bis zum Donnerstagabend bis in die Niederungen sinkt. Dabei rechnen wir momentan mit Neuschneemengen zwischen 5 und 15 Zentimeter in tieferen Lagen und rund 10 bis 30 cm auf den Bergen. Stellenweise aber auch durchaus mehr. Die Räumdienste im Süden und Südosten sowie generell in den Mittelgebirgen werden also alle Hände voll zu tun haben. Zumal der Winter mit frostigen Nächten auch anschließend bestehen bleiben wird.

Winter und kein Ende? Du erwähntest in diesem Zusammenhang in der letzten Woche den "Polarwirbelsplit".

Ja, das stimmt. Erst einmal zur Erklärung: Wenn man aus dem Weltall auf den Nordpol blicken würde, dann könnte man anhand der Wolkenbewegungen ein Strömungsmuster erkennen, das den Nordpol wie ein großer Kreis umschließt. Dort herrschen eisige Temperaturen und dieser Wirbel wabert mit wellenförmigen Ausbuchtungen um die Polarregion herum. Jedoch kann dieser Zustand unterbrochen werden. Vereinfacht gesagt: Zieht beispielsweise ein starkes Hoch von Süden über Island nordwärts, dann kann dieser Polarwirbel geteilt werden, weil das Hoch den Polarwirbel genau wie das Messer den Kuchen in zwei Teile teilt. Diese Konstellation würde uns eine ausgedehnte hochwinterliche Witterungsphase bringen.

Und das passiert in den nächsten Tagen?

Nach so vielen Worten, ist die Antwort leider etwas gemein: Nein. Letzte Woche sah es danach aus. In dieser Woche ist das Szenario nach den Modellen aber eher unwahrscheinlich. Nichts desto trotz: Es ist ja auch nicht die einzige Konstellation, die uns über längere Zeit den Winter bringen kann. Und so geht es dann auch am ersten Adventswochenende frühwinterlich weiter. Von Freitag bis Sonntag lassen die Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer nach, tagsüber können sich auch mal kurze sonnige Phasen einstellen. Die Temperaturen bewegen sich tagsüber oft zwischen minus 2 und plus 6 Grad. Und selbst im Flachland in den westlichen und nordwestlichen Landesteilen könnte es für etwas Schnee reichen. Eigentlich ein ganz guten Szenario für Winterspaziergänge, warmen Kakao oder Glühwein, Weihnachtsmärkte und alles, was man sonst gerne in der Adventszeit macht.

Warm anziehen gehört wohl auch dazu, oder?

Ich denke schon. Irgendwann müssen Mützen und Schals ja mal wieder an die frische Luft. Noch ein Wort zu den Nächten: Die bringen verbreitet Werte unter 0 Grad. Unter längeren Aufklarungen und über Schnee sind sogar zweistellige Minusgrade drin. Und damit kann es - trotz nachlassender Niederschläge - weiterhin zu Glätte durch gefrierende Nässe oder Schneematsch und Reif kommen.

Wie sieht der Trend in der kommenden Woche aus?

Im Detail noch recht wackelig. Das Temperaturniveau bleibt insgesamt auf frühwinterlichem Niveau mit meist minus 3 bis plus 4 Grad. Allerdings könnte sich zwischendurch ein Tief mit etwas milderer Luft einmischen. Damit wäre zum Wochenstart kurzzeitig gefrierender Regen möglich. Und auch wenn das in den Details noch recht unsicher ist: selbst über die Mitte der kommenden Woche hinaus bis mindestens Mitte Dezember deutet vieles auf einen Erhalt der winterlichen Witterung hin. Nach dem sehr milden November könnte der Dezember also deutlich zu kalt ausfallen.

Quelle: ntv.de

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