Er erdrosselte seine Frau Ex-Bürgermeister bekommt lebenslang
07.05.2013, 21:06 Uhr
Als Kommunalpolitiker war Heinrich Scholl angesehen und beliebt.
(Foto: dpa)
Ein Mann fühlt sich von seiner dominanten Ehefrau gekränkt und tötet sie. So beschreibt der Vorsitzende Richter die Tat Heiner Scholls. Das Gericht verurteilt den ehemaligen Bürgermeister von Ludwigsfelde zu lebenslanger Haft.
Der frühere Bürgermeister Heinrich Scholl aus Brandenburg soll wegen Mordes an seiner Ehefrau lebenslang ins Gefängnis. Das Landgericht Potsdam sprach das ehemalige Stadtoberhaupt von Ludwigsfelde bei Berlin schuldig, seine Frau im Dezember 2011 bei einem Waldspaziergang mit einem Schnürsenkel heimtückisch erdrosselt zu haben. Auslöser für das Verbrechen seien Eheprobleme gewesen. In der Urteilsbegründung zeichnete der Vorsitzende Richter Frank Tiemann das Bild eines Mannes, der sich von seiner dominanten Frau seit langem gedemütigt fühlte und sie deshalb loswerden wollte.
Scholl, einst angesehener und beliebter Kommunalpolitiker von Ludwigsfelde, hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Zunächst hatte er sich kämpferisch gegeben und per Zeitungsanzeige nach Entlastungszeugen gesucht. Seine Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert, Nebenkläger-Anwalt Sven Rasehorn, der den Sohn des Paares vertritt, auf Totschlag. Das Gericht folgte mit der Verurteilung wegen Mordes nach gut sechs Monaten Verhandlung der Forderung der Staatsanwaltschaft. Rund 100 Zeugen und 7 Sachverständige hat das Gericht gehört, um zu klären, was in den Mittagsstunden des 29. Dezember 2011 geschehen ist.
Scholls Ehefrau litt unter den Seitensprüngen ihres Mannes
Die Ehe, sei schon lange stark belastet gewesen, sagte Richter Tiemann. So habe die 67-jährige unter den vielen außerehelichen Beziehungen gelitten, die ihr Mann jahrelang pflegte, und zeitweise sogar Selbstmord erwogen. Bereits 2005 habe es eine Liaison zu einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung gegeben; später dann hatte Scholl eine thailändische Geliebte, besuchte Single-Clubs und Bordelle. Nachdem er zwischenzeitlich eine eigene Wohnung in Berlin-Zehlendorf bezogen hatte, kehrte er Ende November 2011 ins gemeinsame Heim zurück. Seine Geliebte hatte sich zuvor von ihm getrennt - auch, weil der Ex-Bürgermeister seine Ersparnisse aufgebraucht hatte und sie nicht mehr wie gewohnt finanziell unterstützen konnte.
Wieder zu Hause in Ludwigsfelde bezieht Scholl das Souterrain und wird Tiemann zufolge nur "geduldet". Der gelernte Werkzeugmacher habe nicht wieder ins alte Leben zurückkehren wollen, sondern sich vorgenommen, seine Frau zu töten. Am 28. Dezember 2012, dem 47. Hochzeitstag, schenkt der SPD-Politiker ihr noch einen Strauß roter Rosen, einen Tag später ist sie tot. Dabei habe er noch versucht, ein Sexualdelikt eines Dritten vorzutäuschen, indem er seine Frau nahezu entkleidete und mit Moos bedeckte. Schon im Januar 2012 geriet er jedoch in Verdacht und kam in Untersuchungshaft.
Als Bürgermeister war Scholl erfolgsverwöhnt
Scholl war von 1990 bis 2008 Bürgermeister der prosperierenden 24 000-Einwohner-Stadt Ludwigsfelde am Südrand Berlins. Smart und erfolgsverwöhnt - so kannten die die Einwohner ihren Ex-Bürgermeister. In seiner fast 18-jährigen Amtszeit hat Scholl viel bewegt. Einige nannten ihn "König Heinrich" - ein steiler Aufstieg für den nur 1,59 Meter großen Mann, der vom Werkzeugmacher zum Projektleiter wuchs. In der Wendezeit der DDR gehörte er zu den Mitbegründern der ostdeutschen SPD. Als Stadtoberhaupt sei er durchaus erfolgreich gewesen, stellte der Vorsitzende Richter fest. "Er war ein Macher." In dem Amt habe er einen Ausgleich zu seinen Eheproblemen gesucht.
Der Angeklagte konnte während des gut sechsmonatigen Verfahrens kein Alibi nachweisen - und am Tatort wurden DNA-Spuren von Scholl gefunden. Den Urteilsspruch nahm er äußerlich teilnahmslos auf.
Quelle: ntv.de, dpa