Hoffnung auf deutsche Hilfe FBI sucht Schwerverbrecher
21.02.2008, 13:06 UhrEr soll mindestens 18 Morde begangen, Menschen gequält und gefoltert sowie jahrelang eine Angstherrschaft in der organisierten Kriminalität der USA ausgeübt haben. Eine Million Dollar (680.000 Euro) hat das FBI für die Ergreifung von James J. Bulger (78) ausgesetzt und hofft dabei vor allem auf die deutsche Bevölkerung. "Das Problem ist, dass er aussieht wie jedermanns Großvater", sagte Michael Kradolfer, Ermittler in einer Spezialtruppe des FBI für Gewaltverbrecher in München. Am Vorabend hatten die US-Spezialagenten mit dem Fall an der ZDF-Fahndungssendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" teilgenommen.
Nach Ausstrahlung der Sendung seien in der Redaktion zahlreiche Hinweise auf den Gesuchten eingegangen, der derzeit mit seiner Lebensgefährtin Catherine Greig durch Europa reisen soll. In einem Filmausschnitt war das Paar, in dem die Ermittler Bulger und Greig zu erkennen glauben, während einer Reise im sizilianischen Taormina im April 2007 gezeigt worden. "Kann gut sein, dass einer der zahlreichen Hinweise tatsächlich auf die Spur von James J. Bulger führt", hieß es dazu beim ZDF.
FBI-Spezialagent Richard E. Teahan sagte mit Blick auf seinen Fernsehauftritt: "Es ist wichtig, dass sich die Menschen dieses Gesicht einprägen", denn noch immer sei der alternde Schwerverbrecher Bulger vermutlich bewaffnet und hochgefährlich, wenn ihm jemand in die Quere komme oder er Entdeckung befürchten müsse. "Seine Opfer waren ganz unterschiedlich und die Art der brutalen Morde ebenfalls", sagte Teahan. Ein 15 Jahre altes Mädchen etwa sei stranguliert worden, weil es angeblich mit der Polizei kooperiert hatte. Eine weitere getötete Frau und mindestens 16 ermordete Männer in den USA werden Bulger zugerechnet, "vielleicht sind es auch viele weitere mehr".
Bulger soll in den 70er und 80er Jahren im Raum Boston Kopf einer irischen Gruppe der organisierten Kriminalität gewesen sein, die mit Erpressung, Folter, Mord, Drogengeschäften und Geldwäsche extrem hohe Einnahmen erzielte. Er gehe mit äußerster Brutalität vor - könne aber auch ein charismatischer und gewinnender Mensch sein. "Und er ist sehr klug, zahlt nur mit Bargeld, hat auf zahlreichen Banken unter falschen Namen Geld deponiert und hinterlässt wenig Spuren", sagte Kradolfer. Es sei nachgewiesen, dass Bulger immer wieder auch nach Deutschland gereist sei und dort Fluchtorte gesucht haben soll. Zudem seien im beschlagnahmten Besitz des historisch interessierten Bulger zahlreiche Videobänder von geschichtsträchtigen Schauplätzen aus Deutschland gewesen, ebenso Dokumente aus deutschen Museen.
Quelle: ntv.de