Panorama

Verheerende Waldbrände Feuersbrunst in Los Angeles aus der Luft nicht beherrschbar

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Ein Hubschrauber wirft im Stadtteil Pacific Palisades von Los Angeles Wasser auf das sich ausbreitende Feuer.

Ein Hubschrauber wirft im Stadtteil Pacific Palisades von Los Angeles Wasser auf das sich ausbreitende Feuer.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

An der kalifornischen Pazifikküste treiben die Brände Zehntausende Menschen in die Flucht. Auch Prominente fliehen in und um Los Angeles vor dem Inferno. Die Brandbekämpfung aus der Luft gestaltet sich schwierig.

Starker Wind verhindert den Einsatz von Löschflugzeugen im Kampf gegen zwei verheerende Waldbrände im Umkreis der US-Metropole Los Angeles. Die Brandbekämpfung aus der Luft sei nicht wirkungsvoll, da sich Wasser und Löschmittel aufgrund des extremen Windes nicht richtig verteilen ließen, berichten US-Medien unter Berufung auf kalifornische Behörden. Die Wetterbehörde hat für die Region trockene Starkwinde vorhergesagt, die das Feuer weiter schnell vorantreiben können.

Der größere Brand in der Umgebung des Stadtteils Pacific Palisades hat sich mittlerweile auf eine Fläche von mehr als 11 Quadratkilometern ausgebreitet, wie die kalifornischen Behörden melden. Rettungskräfte, die sich nicht im Dienst oder im Urlaub befinden, sind aufgerufen, sich zum Einsatz zu melden. Laut der Seite poweroutage.us sind in der Umgebung von Kalifornien rund 192.000 Haushalte ohne Elektrizität.

In und um Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien haben heftige Waldbrände Tausende Menschen in die Flucht getrieben. Panische Bewohner des Stadtteils Pacific Palisades ließen ihre Autos am Dienstag auf einer der wenigen Ausfallstraßen stehen und flohen zu Fuß vor dem Flammenmeer. In Pasadena nördlich der Stadt gingen ebenfalls Hunderte Hektar in Flammen auf. Die US-Regierung hat laut dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom bereits Hilfe zugesagt.

Trotz der chaotischen Evakuierungen seien bislang weder Tote noch Verletzte gemeldet worden, sagte die Feuerwehrchefin der Stadt Los Angeles, Kristin Crowley. Hunderte Feuerwehrleute kämpften am Boden oder aus der Luft gegen den Waldbrand. Rund 30.000 Menschen waren von Evakuierungsanordnungen betroffen.

Feuer wütet in Nobelviertel

Das Feuer war am späten Dienstagvormittag (Ortszeit) ausgebrochen und breitete sich im wohlhabenden Pacific Palisades, wo millionenschwere Villen an die Hänge der Santa-Monica-Berge gebaut sind, rasant aus. Mehrere Häuser wurden bereits von den Flammen verschlungen. Auf einer blockierten Ausfallstraße schob die Feuerwehr Dutzende Fahrzeuge mit einem Bulldozer an den Straßenrand, wo viele Autos zerdrückt und mit schrillenden Alarmanlagen liegen blieben.

Am Dienstagabend (Ortszeit) brach dann noch ein zweiter Brand aus: In Pasadena nördlich von Kalifornien gingen nach Angaben der Brandschutzbehörde CalFire binnen kurzer Zeit mehr als 400 Hektar Vegetation in Flammen auf. "Wir sind nicht außer Gefahr", sagte der Chef der Feuerwehr im Bezirk Los Angeles, Anthony Marrone. Es sei mit zunehmendem Wind zu rechnen.

"Alle gerieten in Panik und rannten los"

Ein Mann aus dem Ort Sea Ridge sagte dem Lokalsender KTLA, auf seinen Wohnort sei heiße Asche heruntergeregnet. "In der Ferne war Rauch zu sehen, und man versicherte mir, dass es nicht über den Hügel kommen würde. Fünf Minuten später kam es den Hügel hinunter", berichtete er. "Alle gerieten in Panik und rannten los."

Die evakuierte Anwohnerin Kelsey Trainor sagte, das Feuer habe sich enorm schnell ausgebreitet. Auf ihrem Weg aus dem Brandgebiet sei die Straße plötzlich auf beiden Seiten von Flammen gesäumt gewesen, sagte sie. "Keiner wusste, was er tun sollte. Alle haben gehupt." Sie habe Menschen mit Koffern zu Fuß gehen sehen, mit ihren Kindern und Hunden, berichtete Trainor.

Das Feuer verursachte riesige Rauchwolken, die in der gesamten Stadt zu sehen waren. In der Nachbarstadt Malibu, die bereits im Dezember von einem Großbrand heimgesucht worden war, wurden die Schulen geschlossen.

Es gilt die höchste Waldbrandgefahrenstufe

Das Feuer wurde durch heftigen Wind angefacht: Die für den kalifornischen Winter typischen warmen Santa-Ana-Winde könnten sich laut Vorhersagen zum schlimmsten Sturm des Jahrzehnts entwickeln. Dem US-Wetterdienst zufolge wurden Windstärken von bis zu 160 Kilometern pro Stunde erwartet. Die höchste Waldbrandgefahrenstufe gilt voraussichtlich bis Donnerstagabend. US-Präsident Joe Biden hielt sich am Dienstag in Los Angeles auf, um in Kalifornien zwei neue National Monuments auszurufen. Angesichts des Sturms wurde die Verkündung jedoch abgesagt.

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Kaliforniens Gouverneur Newsom erklärte, Biden habe sofort Unterstützung des Bundes für den Kampf gegen die Brände genehmigt. "Der Präsident der Vereinigten Staaten hat gesagt: 'Ja. Was brauchen Sie noch?'", sagte Newsom bei einer Pressekonferenz. Der künftige Staatschef Donald Trump hatte zuvor gedroht, dem demokratisch regierten Kalifornien Brandhilfe zu verweigern.

Waldbrände sind im Westen der USA üblich und spielen eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur. Wissenschaftlern zufolge verändert der menschengemachte Klimawandel jedoch die Wettermuster. Nach zwei Jahrzehnten der Dürre gab es in Südkalifornien zuletzt zwei außergewöhnlich feuchte Jahre, in denen sich die Vegetation erholte. Nun erlebe die Region den "trockensten Winterbeginn aller Zeiten", sagte der Meteorologe Daniel Swain. Alles, was üppig gewachsen ist, wirkt nun als Brennstoff für das Feuer.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

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