Panorama

Unmut über Leichtsinn wächst Fünf Alpinisten sterben am Mont Blanc

Paraglider vor dem Mont Blanc: Viele Anwohner beklagen den Leichtsinn, mit welchem dem fast 5000 Meter hohen Gipfel begegnet wird.

Paraglider vor dem Mont Blanc: Viele Anwohner beklagen den Leichtsinn, mit welchem dem fast 5000 Meter hohen Gipfel begegnet wird.

(Foto: REUTERS)

In den französischen Alpen stürzt wohl eine Seilschaft von fünf Kletterern in den Tod. Seit Jahren sterben bei Touren am Mont-Blanc-Massiv jede Saison Dutzende - zum Leidwesen der Anwohner. Ein US-Vater bricht kürzlich gar den "Rekord in Dämlichkeit".

Der Aiguille d'Argentière liegt auf der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz.

Der Aiguille d'Argentière liegt auf der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz.

Am höchsten Berg der Alpen sind fünf Bergsteiger einer Seilschaft tödlich verunglückt. Am Mont-Blanc-Massiv in Frankreich seien fünf Leichen von einer Suchmannschaft gefunden worden, wie die Präfektur vor Ort mitteilte. Bei den Toten handelt es sich offenbar ausschließlich um französische Alpinisten. Insgesamt sechs Bergsteiger wurden seit Dienstagabend am gut 3900 Meter hohen Aiguille d'Argentière zwischen dem französischen Département Haute-Savoie und dem Schweizer Kanton Wallis vermisst.

Die Gruppe, bestehend aus fünf Teilnehmern und einem Bergführer, hatte an einem Trainingskurs der Nationalen Vereinigung der Freiluft-Sport-Zentren teilgenommen. Die Wetterbedingungen am Dienstagabend am Aiguille d'Argentière wurden als schlecht bezeichnet. Die Gruppe wurde möglicherweise von einem Wetterumschwung überrascht. Laut der Nachrichtenagentur AFP hatten zwischen dem 15. und 30. Juli schon sechs Bergsteiger am Mont Blanc den Tod gefunden, darunter zwei Iren, zwei Finnen, ein Deutscher und ein Franzose.

Mit Kindern in den "Todeskorridor"

In den Dörfern rund um den Berg hatte sich in den letzten Wochen immer stärker Wut über den Leichtsinn vieler Kletterer breitgemacht, die den fast 5000 Meter hohen Berg ohne ausreichende Vorsicht besteigen wollen. Besonderen Ärger erzeugte jüngst ein US-amerikanischer Vater, der seine beiden minderjährigen Kinder durch den sogenannten "Todeskorridor", den Couloir du Goûter auf 3700 Metern Höhe, in Richtung Gipfel lotsen wollte.

Patrick Sweeney, der sich selbst als "Adrenalin-Junkie" bezeichnet, war von der Kritik an seiner Aktion völlig überrascht: Er habe "den Weltrekord des jüngsten Bergsteigers brechen" wollen, indem er seinen neunjährigen Sohn P.J. auf den Gipfel brachte, rechtfertigte er sich danach. "Er hat vor allem einen Rekord in Dämlichkeit gebrochen", kommentierte Denis Crabière, der Vorsitzende der nationalen Bergführer-Vereinigung. Auf einem Video, das der US-Sender ABC News ausstrahlte, war zu sehen, wie die Kinder von einer beginnenden Lawine mitgerissen wurden. Ihr Vater konnte sie knapp vor dem Sturz in die Tiefe retten.

Für Christophe Boloyan von der Vereinigung zur Vorbeugung und Rettung im Gebirge ist der US-Vater zwar eher ein "Einzelfall". Die meisten Bergsteiger am Mont Blanc würden sich an die Regeln halten. Er räumt aber ein, dass der Mont Blanc, der jedes Jahr fast 25.000 Besucher in der Saison anzieht, zu einem internationalen "Konsum"-Objekt geworden sei. Laut Bergwacht kommen am gesamten Massiv jedes Jahr etwa 40 Menschen ums Leben.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP/dpa

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