Zahl der Infizierten steigtGöttinger Schulen bleiben geschlossen

Nach dem Corona-Ausbruch in Göttingen bleiben die Schulen länger geschlossen als geplant. Statt am Montag zu öffnen, wird der Präsenzunterricht für eine weitere Woche ausgesetzt. Derweil werden weitere Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet.
Die Schulen in Göttingen bleiben nach dem Corona-Ausbruch in der Stadt eine weitere Woche geschlossen. Der Präsenzunterricht wurde bis einschließlich Freitag untersagt, wie die Stadt mitteilte. Auch zwei Kindertagesstätten bleiben noch zu. Zuvor hatte sich der Göttinger Elternrat gegen eine allgemeine Öffnung ausgesprochen. Die Entscheidung, ob die Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen oder zu Hause lernen, solle alleine von den Erziehungsberechtigten getroffen werden, forderte der Elternrat.
Die Zahl der aktuell an Covid-19 erkrankten Menschen in Stadt und Landkreis Göttingen stieg derweil um 21 auf 226. Die Gesamtzahl bestätigter Infektionen mit dem Coronavirus stieg auf 1025, davon 312 im Stadtgebiet.
Als Schwerpunkt des Ausbruchs gilt ein Hochhaus am Rande der Innenstadt. Die Stadt geht davon aus, dass Regelverstöße bei Privatfeiern von Großfamilien zum muslimischen Zuckerfest die Ursache sind. Die Familien weisen diese Vorwürfe zurück. Unter den Infizierten sind viele Schulkinder. In dem Hochhaus lässt die Stadt einen Massentest unter den Bewohnern durchführen. Bis Samstagabend waren 300 der 600 offiziell gemeldeten Bewohner untersucht worden. Die abschließenden Testergebnisse wurden bisher nicht mitgeteilt.
Gegensätzliche Angaben zu Feiern
Sozialdezernentin Petra Broistedt hatte von Verstößen gegen die Abstands- und Hygienevorschriften bei den privaten Feiern gesprochen und diese als "uneinsichtiges, unverantwortliches Verhalten" bezeichnet. Die Mehrzahl der Beteiligten stammt den Angaben zufolge aus dem früheren Jugoslawien. Nach unwidersprochenen Angaben handelt es sich zu einem Großteil um muslimische Roma.
Der "Roma Center e.V." in Göttingen beklagte dagegen eine zunehmende Hetze. Es habe zum Zuckerfest eine behördlich genehmigte Zusammenkunft der Familien in einer Moschee gegeben, heißt es in einer Mitteilung. Dort seien die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten worden. Weitere Feierlichkeiten habe es nicht gegeben. In einem als "Gegendarstellung" betitelten Facebook-Post, der mit "die betroffenen Familien" unterzeichnet ist, wird der Vorwurf, es habe beim Zuckerfest zum Abschluss des muslimischen Ramadan private Feierlichkeiten gegeben, zurückgewiesen.
Broistedt zeigte sich darüber verwundert. Die Informationen, dass zum Zuckerfest private Feiern stattgefunden hätten, stammen nach ihren Angaben von Mitgliedern der betreffenden Familien, wie sie am Samstag sagte. Zwar hätten nicht alle Infizierten an den Feiern teilgenommen. Die Teilnehmer hätten das Virus allerdings verbreitet.
Nach dem Corona-Ausbruch sind in Göttingen sämtliche Schulen und einige Kindertagesstätten geschlossen worden. Auch allen Vereinen wurde der Trainings- und Wettkampfbetrieb von Mannschaftssportarten untersagt. Viele Infizierte und Kontaktpersonen sind aktive Sportler. Die Schulen sollten ursprünglich am Montag unter strengen Auflagen wieder öffnen. Allerdings muss auch eine größere Zahl von Schülerinnen und Schülern für zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Betroffen sind Jungen und Mädchen, die mit infizierten Kindern in Kontakt gekommen sein könnten. Insgesamt befinden sich nach Angaben der Verwaltung in Göttingen derzeit mehrere Hundert Menschen in behördlich angeordneter Quarantäne. Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler schloss am Samstag weitere Einschränkungen nicht aus.