Menschen aus Häusern gerettet Heftiges Unwetter flutet Keller und Straßen in NRW
09.09.2025, 10:14 Uhr Artikel anhören
Dutzende Liter Regen pro Quadratmeter fallen in NRW seit der Nacht. Während bei der Feuerwehr mehr Meldungen einlaufen, als die Einsatzkräfte bewältigen können, zieht der Starkregen weiter. Eine Gefahr besteht nun allerdings nicht mehr.
Starkregen hat am Morgen im Südwesten von Nordrhein-Westfalen für zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehr gesorgt. Nach Polizeiangaben liefen Keller und Wohnungen voll und ganze Straßenzüge wurden überflutet.
In Mönchengladbach rückten Einsatzkräfte demnach bis zum frühen Morgen bereits mehr als 70 Mal aus. Unter anderem befreite die Feuerwehr eine Familie aus einer vollgelaufenen Wohnung. Auch Autofahrer mussten aus ihren Autos gerettet werden. 300 Meldungen lagen den Einsatzkräften am Morgen vor, die noch nicht bearbeitet waren. Wegen des starken Regens durften Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder am Morgen zur Schule schicken wollten, wie die Stadt mitteilte.
In Bedburg im Rhein-Erft-Kreis steht ein Neubaugebiet im Ortsteil Kaster laut Feuerwehr bis zu 60 Zentimeter hoch unter Wasser. Teils hätten Hausbewohner sich in die oberen Stockwerke gerettet, teils seien sie von der Feuerwehr aus den Häusern gebracht worden, sagte Sprecher David Kunze. Im Ortsteil Oppendorf seien 14 Menschen aus ihren Häusern geholt worden. Sie wurden vorübergehend in einem Schulzentrum untergebracht.
Die Feuerwehr baue dort mit Sandsäcken und Schaufelradbaggern einen künstlichen Damm gegen die Fluten, sagte der Sprecher. THW und Feuerwehr pumpten an über 100 Einsatzstellen Keller leer und versuchten, Häuser mit Sandsäcken zu schützen, berichtete der WDR.
Unwetterwarnungen aufgehoben
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob am Mittag seine Warnungen vor Gewittern mit erhöhter Starkregengefahr in mehreren westlichen Bundesländern auf. In Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie Teilen von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg seien bis zum Vormittag Regenmengen bis zu 60 Liter pro Quadratmeter möglich, "insbesondere in Verbindung mit Gewittern auch deutlich mehr", hieß es in den Warnungen. In der Eifelregion könnten bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, in Staulagen bis 90 Liter innerhalb sechs bis neun Stunden, so der DWD am Morgen.
Der Starkregen sorgte auch auf den Straßen für Probleme. Auf der A4 bei Frechen stürzte ein Lastwagen um - laut Polizei vermutlich wegen Aquaplanings. Es bildeten sich kilometerlange Staus. Autofahrer mussten laut WDR ungefähr eine Stunde Wartezeit einkalkulieren. Auf der A46 in Düsseldorf lief ein Autobahntunnel voll.
Am Autobahnkreuz Leverkusen-West wurde die Verbindung von der A1 auf die A59 Richtung Düsseldorf gesperrt. Die Abflüsse könnten die Regenmengen derzeit nicht mehr aufnehmen, teilte die Autobahn-Gesellschaft mit. Es sei nicht abschätzbar, wie lange die Sperrung dauern werde. Ein Sprecher appellierte dringend an die Autofahrer, langsam zu fahren und mehr Abstand zu halten als sonst üblich.
Die Erft erreichte am Pegel Neubrück bei Grevenbroich zeitweise die höchste von drei Meldestufen ("erhebliche Gefahr"). Deutlich erhöhte Wasserstände gab es auch an der Wurm, einem Nebenfluss der Rur, in Herzogenrath.
Keine neue Ahrtal-Katastrophe zu befürchten
Die Unwetter sollen noch bis zum Vormittag anhalten und ab Mittag nach Nordosten ziehend nachlassen. Nachmittags und abends kann es in Nordrhein-Westfalen noch kleinräumig Starkregen geben. Das Unwetter sei aber nicht so extrem wie während der Ahrtal-Flutkatastrophe 2021. Ein Sprecher der Polizei erklärte nachts, es sei sehr ruhig geblieben. Erst am frühen Morgen habe es im Ahrtal zu regnen begonnen. Bei der Hochwasserkatastrophe vor mehr als vier Jahren hatte es mindestens 135 Tote gegeben.
Der ADAC warnt Autofahrer in den betroffenen Gebieten vor schlechter Sicht und Aquaplaning. "Wer mit dem Auto unterwegs sein muss, sollte defensiv fahren, die Geschwindigkeit reduzieren, mehr Sicherheitsabstand halten und sich voll auf die Straße konzentrieren", teilte ADAC-Experte Roman Suthold mit.
Zu Aquaplaning kommt es, wenn die Reifen den Kontakt zur Straße verlieren. Der Automobilclub empfiehlt, in so einer Situation den Fuß vom Gas zu nehmen und keine abrupten Brems- oder Lenkmanöver durchzuführen. Drohendes Aquaplaning erkennen Autofahrer an Wassergeräuschen, Veränderungen der Motordrehzahl oder einer leichtgängigen Lenkung.
Durch überflutete Bereiche sollten Autofahrer nicht durchfahren, um Motorschäden zu vermeiden. Parkt ein Auto in einem überfluteten Bereich, rät der ADAC von Startversuchen im Wasser ab.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa