Panorama

Patriarchalischer Exzess Im Namen der Familienehre

Gestorben im Namen der "Familienehre": Gülsüm S. aus Rees.

Gestorben im Namen der "Familienehre": Gülsüm S. aus Rees.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In Deutschland wurden bisher vor allem Musliminnen im Namen der Familienehre misshandelt oder getötet. Spätestens der Mord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü im Februar 2005 in Berlin setzte eine bundesweite Debatte über die so genannten "Ehrenmorde" an muslimischen Frauen in Gang. Nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes sind die Taten allerdings kein religiöser, sondern ein patriarchalischer Exzess.

Wie die 23-jährige Berlinerin mussten in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland etwa 50 Frauen sterben, weil sie aus Sicht der Familie traditionelle Normen verletzt hatten: Sie trugen keine Kopftücher mehr, lehnten den für sie ausgesuchten Ehemann ab, ließen sich scheiden oder führten ein westliches Leben. Die "Ehrlosen", wie die 16-jährige Morsal aus Hamburg, wurden von Verwandten umgebracht, die sich zu Wächtern der Sittlichkeit berufen fühlten.

Auch in Tübingen wurde 2003 eine 16-Jährige aus dem Kosovo getötet, weil sie die Familienehre "beschmutzt" hatte. Ihr Vater erwürgte sie, weil sie in die Disco ging und nicht von ihrem Freund lassen wollte. Der Mann wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine junge Frau aus Ingolstadt kam mit dem Leben davon. Sie war als 16-Jährige zwangsverheiratet und bis 1998 sechs Jahre lang von der Familie ihres Mannes schwer misshandelt worden.
 

Quelle: ntv.de, dpa

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