Panorama

"System tötet Volk und Kinder" Iranische Lehrergewerkschaft ruft zu Streik auf

Der Tod Mahsa Aminis am 16. September löste im Iran die größten Proteste seit Jahren aus.

Der Tod Mahsa Aminis am 16. September löste im Iran die größten Proteste seit Jahren aus.

(Foto: picture alliance / abaca)

Bei den Protesten im Iran sind bislang mindestens 122 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden, darunter 27 Kinder. Daher ruft die iranische Lehrergewerkschaft zum zweitägigen Streik auf. Die Proteste würden so lange fortgesetzt, bis "das System aufhört, das Volk und die Kinder zu töten".

Wegen der "gnadenlosen" Tötung von zahlreichen Kindern und Schülern durch die Sicherheitskräfte hat die iranische Lehrergewerkschaft ab kommenden Sonntag zu einem zweitägigen Streik aufgerufen. Die Lehrkräfte würden "an den Schulen anwesend sein, aber nicht am Unterricht teilnehmen", schrieb der Koordinierungsrat der Lehrergewerkschaften im Onlinedienst Telegram. Mit ihrem Aufruf reagierten die Gewerkschafter auf das gewalttätige Vorgehen der Sicherheitskräfte auch gegen Minderjährige bei den seit Mitte September andauernden Protesten im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini.

Die 22-Jährige war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie dort zuvor von der sogenannten Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen worden war, ihr islamisches Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Aktivisten werfen den Sicherheitskräften vor, die junge Frau misshandelt zu haben. Ihr Tod hatte landesweit die größten Proteste in der Islamischen Republik seit Jahren ausgelöst. Angeführt wurden die Proteste von jungen Frauen, Universitätsstudentinnen und Schülerinnen, die ihre Kopftücher abnahmen, regierungsfeindliche Parolen riefen und sich auf der Straße den Sicherheitskräften entgegenstellten.

Die Lehrer beschuldigten nun das Militär, die Sicherheitskräfte und die Polizisten in Zivil, "gewalttätig gegen Schulen und Bildungszentren" vorzugehen. "Während dieser systematischen Unterdrückung haben sie einer Reihe von Schülern und Kindern gnadenlos das Leben genommen", schrieben die Gewerkschafter. Erst am 20. Oktober hatte der Koordinierungsrat der Lehrergewerkschaften den Tod der 15-jährigen Asra Panahi bekannt gegeben. Die Schülerin war in ihrer Schule in der nordwestlichen Stadt Ardabil an den Folgen von Schlägen durch Sicherheitskräfte gestorben, eine weitere Schülerin liegt den Angaben zufolge im Koma.

Wie die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights mitteilte, wurden bei den landesweiten Protesten bislang mindestens 122 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden - darunter 27 Kinder. Das UN-Komitee für Kinderrechte sprach von mindestens 23 getöteten Kindern. Die Gewerkschafter stellten sich hinter die Protestbewegung im Iran. Die iranische Führung solle wissen, dass Irans Lehrerinnen und Lehrer "diese Gräueltaten und Tyrannei nicht dulden". Die Proteste würden solange fortgesetzt, bis "das System aufhört, das Volk und die Kinder zu töten".

Quelle: ntv.de, lar/AFP

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