Panorama

Entstehung einer Kultur Kaffee sorgt für klaren Verstand

Früher wurde der Kaffee in einem sogenannten Trogmörser gemahlen.

Früher wurde der Kaffee in einem sogenannten Trogmörser gemahlen.

(Foto: dpa)

Latte, Espresso und Coffee to Go - die Kaffeekultur hat sich in den vergangenen 300 Jahren rasant verändert. Das zeigt eine Ausstellung in Aachen. Kaffeekränzchen und Kaffeetafel sind aber geblieben.

Coffee to Go in Pappbechern mit Trinkschlitz im Plastikdeckel - unsere Vorfahren vor 300 Jahren hätten wohl die Nase gerümpft. Kaffee, das war im 18. Jahrhundert das Getränk der feinen Gesellschaft, genossen aus feinen Tässchen, edel zelebriert - aber bitte mit einigen Löffelchen Zucker und recht viel Milch. Das Aachener Couven-Museum führt mit seiner Ausstellung „Die Ernüchterung des Abendlandes. Kaffee und Tee erobern Europa“ in die kulturellen Anfänge der beiden Heißgetränke.

Es mag ein kleiner Kulturschock gewesen sein, der mit dem ersten Schluck Kaffee verbunden war. Bis dahin wurden Bier, Schnaps und Wein gereicht in handfesten Humpen, Bechern aus Zinn, bestenfalls aus Gläsern. „Pures Wasser hat man damals nicht getrunken wegen der Verkeimung. Deshalb wurde morgens auch schon mal ein Bier getrunken“, sagte Museumsleiterin Dagmar Preising.

Streben nach Klarheit

So sieht ein Kaffeeröster aus dem vergangenen Jahrhundert aus.

So sieht ein Kaffeeröster aus dem vergangenen Jahrhundert aus.

(Foto: dpa)

Die Verbreitung von Kaffee und Tee fiel in die Zeit der Aufklärung - mit dem Streben nach Wissen, Klarheit, Vernunft. „Man wollte bei klarem Verstand sein. Dazu passte der Alkohol natürlich nicht“, sagt Preising. Gute Startbedingungen für Kaffee und Tee, obwohl sich die Geschmacksnerven wohl erst daran gewöhnen mussten. Darauf lassen die stattlichen Milchkännchen und Zuckerdosen der edlen Kaffeegeschirre mit ihren feinen kleinen Tässchen schließen.

Kostbar war das handbemalte Porzellan. Sonst bei jedem kleinsten Handgriff auf die Dienerschaft fixiert, legte die feine Gesellschaft beim Spülen des Porzellans selbst Hand an. Zum feinen Geschirr gehörte eine Krumme, eine mit Wasser gefüllte Schale. „Die Herrschaft hat darin selbst am Tisch gespült“, erklärt die Museumsleiterin. Aus dieser Zeit stammen auch die Kaffeekränzchen der feinen Damen, während sich die Herren in Kaffeehäusern trafen.

Entwicklung zum Volksgetränk

Die ersten Kaffeemaschinen entstanden noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Lebrun-Dampfdruck-Kanne von 1838 zeigt die Ausstellung eine der frühesten Espressomaschinen. Bei einer Kaffeemaschine mit Boiler aus dem gleichen Jahr wurde das kochende Wasser auf den Kaffee gekippt und umgerührt. Wenn sich der Kaffee gesetzt hatte, konnte das Getränk über einen etwas höher liegenden Hahn abgezapft werden.

Mit der Entwicklung zum Volksgetränk um 1850 wurde auch die Ausstattung einfacher: Es gab Kaffeemühlen aus Holz und Kaffeeröster für den Herd. Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands ist Kaffee mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 150 Litern inzwischen das Lieblingsgetränk der Deutschen.

Quelle: ntv.de, Elke Silberer, dpa

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