Nach Rücktrittsgesuch von Marx Kardinal Woelki denkt nicht ans Aufhören
06.06.2021, 05:05 Uhr
Will "die Schwachen schützen": Rainer Maria Woelki
(Foto: imago images/Future Image)
Anstelle seines Amtskollegen Marx wäre Kardinal Woelki für viele Gläubige der geeignetere Kandidat für ein Rücktrittsgesuch. Doch der Kölner Erzbischof will weitermachen und gelobt Aufklärung im Missbrauchsskandal. Ob seine Erklärung die kritischen Stimmen überzeugen kann, bleibt dabei fraglich.
Auch nach dem Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx ist der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki offenbar zum Weitermachen entschlossen. "Hier in unserem Erzbistum werde ich als Bischof alles dafür tun, dass die Aufarbeitung weitergeht und ich und wir dem Auftrag Jesu gerecht werden, die Schwachen zu schützen und Missbrauch zu verhindern. Dafür will ich meine ganze Kraft einsetzen", versicherte Woelki in einer Botschaft für das Kölner Domradio.
Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche hat Marx dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Woelki hätte für einen solchen Schritt nach Meinung seiner Kritiker deutlich mehr Gründe. Das Verhältnis zwischen dem konservativen Kardinal und der Mehrheit der Gläubigen in seinem Bistum gilt als zerrüttet, in den vergangenen Monaten kam es zu einer Welle von Kirchenaustritten.
Deutscher Reformprozess bleibt unerwähnt
In seiner Erklärung lässt Woelki aber keinen Zweifel daran, dass er sich weiter an der Spitze des größten deutschen Bistums sieht. "Mit allen Kräften will ich mich dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung weitergeht. Und ich will die Veränderung vorantreiben." Den Reformprozess der deutschen Katholiken, den Synodalen Weg, erwähnt Woelki mit keinem Wort.
Marx und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatten am Freitag betont, dass fundamentale Reformen für die katholische Kirche unerlässlich seien. Woelki gilt jedoch neben dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer als entschiedenster Kritiker des Reformprozesses.
Woelki verweist stattdessen auf die weltweite Bischofssynode, die der Papst angekündigt habe. "Diese Debatte ist auch dort richtig verortet, da wir eine Weltkirche sind." Woelki hatte in der Vergangenheit mehrfach davor gewarnt, dass der Synodale Weg der deutschen Katholiken zu einer Abspaltung von der Weltkirche führen könne. Bätzing hatte das entschieden zurückgewiesen.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa