Acht Tote bei Unfällen in NRW Massenkarambolage im Nebel
19.11.2011, 16:19 Uhr
"Trümmerfeld" auf der A31. Dutzende Autos sind ineinander verkeilt.
(Foto: dapd)
Es begann mit einem Blechschaden im Nebel - und wurde zur tödlichen Massenkollision. Mehr als 50 Autos sind an einem Horrorunfall im Münsterland beteiligt. Drei Menschen sterben, Dutzende werden teils schwer verletzt. "Es war schrecklich, es waren Schreie zu hören, es stank nach Benzin, wie in einem schlechten Katastrophenfilm", berichtet ein Unfallopfer.
Eine Massenkarambolage mit mehr als 50 Autos und ein Frontalzusammenstoß: Acht Menschen sind in der Nacht zum Samstag im Münsterland und in Aachen bei Verkehrsunfällen gestorben.
Bei der Massenkarambolage im Münsterland kamen drei Menschen um. Der Hergang: Es ist Freitagabend, Autobahn 31 Richtung Emden, zwischen Heek und Gronau-Ochtrup. Zwei Limousinen stoßen zusammen, es gibt nur einen Blechschaden, niemand wird verletzt - bis im dichten Nebel 50 Wagen in die Unfallstelle krachen. Eine 44 Jahre alte Frau aus Köln, ein 28-jähriger Mann aus Nordhorn und ein 50 Jahre alter Mann aus dem Kreis Borken kommen ums Leben. 35 Menschen werden verletzt. Weitere 50 Menschen, die körperlich unversehrt bleiben, müssen betreut werden.
So schilderte die Polizei den Unfallhergang. Es wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt eingeleitet. Die Autobahn blieb wegen der Ermittlungen und der Bergungsarbeiten auch am Samstagnachmittag noch in beiden Richtungen gesperrt. Der Kreis Borken hat eine telefonische Auskunftstelle eingerichtet, bei der sich besorgte Menschen nach dem Verbleib ihrer Angehörigen erkundigen können.
Flucht aus dem Auto endet tödlich
Zwei der Opfer starben, nachdem sie ihr Unglücksauto bereits verlassen hatten. Der dritte Tote wurde im Wrack seines Wagens an einer Böschung gefunden. Der Verkehr fließt auf dieser Strecke nach Angaben der Polizei normalerweise nicht sehr dicht. Die Wagen könnten also über einen Zeitraum von mehreren Minuten aufeinandergeprallt sein. Möglicherweise hatten zwei Insassen versucht, aus ihren Autos Richtung Leitplanke zu fliehen, als sie von anderen Fahrzeugen erfasst und tödlich verletzt wurden.
Bei Tageslicht waren die ineinander verkeilten Autos, aufgeschweißte Wracks, Sachverständige mit Kameras und Kranwagen zu sehen. Die Unfallstelle erstreckte sich über mehrere hundert Meter. Auf der zweispurigen Autobahn standen stellenweise vier Wracks nebeneinander. Autodächer, die von den Rettern abgeschweißt worden waren, um eingeklemmte Opfer zu bergen, lagen auf anderen Wagen. Viele der Unfallautos trugen aufgesprühte Nummern, die den Hilfskräften und Ermittlern bei der Orientierung helfen sollten.
"Es hörte einfach nicht auf zu knallen."
"Ich war mit meiner Freundin und einer Nachbarin bei freier Sicht auf der linken Spur unterwegs und sah den Wagen vor mir in sicherem Abstand ganz klar", berichtet ein Unfallopfer. "Plötzlich habe ich gar nichts mehr gesehen, und einen Moment später hatte ich schon die Bremslichter der ersten Unfallwagen vor mir, gefühlte zehn Meter."
"Ich bin nach rechts ausgewichen, habe dabei scharf gebremst und bin bis zur rechten Leitplanke gekommen." Dort seien dann nachfolgende Autos auf seines geprallt. "Es hörte einfach nicht auf zu knallen." Er habe seine Mitfahrerinnen gedrängt, durch die Seitenscheibe zu entkommen. "Der Wagen hat uns das Leben gerettet", sagte er. Nur die Fahrgastzelle habe den Aufprall der nachfolgenden Autos überstanden, alle Airbags seien aufgegangen. Außen sei der Wagen total zerstört. "Es war schrecklich, es waren Schreie zu hören, es stank nach Benzin, wie in einem schlechten Katastrophenfilm."
Schlimme Szenen auf der B 258
Der Frontalzusammenstoß bei Aachen, bei dem in der Nacht fünf Menschen ums Leben kamen, wurde wahrscheinlich durch zu schnelles Fahren verursacht. Ein 24 Jahre alter Mann habe die Kontrolle über sein Auto verloren und sei in den Gegenverkehr geraten, teilte die Polizei mit. Der Mann selbst sowie ein 19-Jähriger und eine 22 Jahre alte Frau in seinem Wagen kamen ums Leben. Eine 20 Jahre alte Mitfahrerin erlitt schwere Verletzungen. Im entgegenkommenden Auto starben ein 47 Jahre alter Mann und eine 45 Jahre alte Frau; eine 32-Jährige wurde schwer verletzt. Das Unglück ereignete sich gegen 01.20 Uhr auf der Bundesstraße 258.
Nebel kann nicht die Ursache gewesen sein. "Hier war es sternenklar", sagte Polizeisprecher Paul Kemen . Die Verletzten, die Zeugen, die Helfer und die Polizei seien wegen der schlimmen Szenen von drei Notfallseelsorgern betreut worden.
Quelle: ntv.de, dpa