Panorama

Vom Schuhverkäufer zum Retter Mister Tod's will Kolosseum sanieren

In einer kleinen Schuhfabrik hat er angefangen. Jetzt ist der Italiener Diego Della Valle Herr über einen Konzern der Luxuswaren. Jüngstes Steckenpferd: er will das marode Kolosseum in Rom retten.

Die bitter notwendige Restaurierung des Kolosseums in Rom kann jetzt angepackt werden.

Die bitter notwendige Restaurierung des Kolosseums in Rom kann jetzt angepackt werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er gibt sich gerne unkonventionell, ist kein Mann des lauten Disputs, hält sich eigentlich lieber im Hintergrund. Doch jetzt will Diego Della Valle, für alle Welt sichtbar, als Retter in der Not auftreten: Der 57-jährige italienische Schuhkönig aus dem Adria-Ort Sant'Elpidio a Mare in den Marken hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Restaurierung des weltbekannten, vom Zerfall bedrohten Kolosseums in Rom als privater Sponsor zu bezahlen. Ein werbewirksames Unterfangen.

Bis zu 25 Millionen Euro will der Chef eines Schuh- und Luxuswarenkonzerns ausgeben, um das größte Amphitheater der Antike in den kommenden Jahren auf Vordermann zu bringen. "Wir müssen jetzt etwas tun, denn es ist notwendig", sagt er. "Und wir empfinden Stolz dabei."

Auch wenn noch nicht alle Details geklärt scheinen, bei den Bauauflagen wohl noch verhandelt werden muss: die italienische Hauptstadt mit den leeren Kassen ist glücklich über das Engagement dieses Mannes, dessen Modekonzern "Tod's" zu den wichtigsten Luxusartikelherstellern des Planeten zählt.

Kultursymbol "Made in Italy"

Retter des Touristenmagnets in Rom: der italienische Unternehmer und Besitzer und Ehrenpräsident des toskanischen Spitzenvereins AC Florenz, Diego Della Valle. (Archivfoto von 2005)

Retter des Touristenmagnets in Rom: der italienische Unternehmer und Besitzer und Ehrenpräsident des toskanischen Spitzenvereins AC Florenz, Diego Della Valle. (Archivfoto von 2005)

(Foto: dpa)

Und der Konzernherr mit dem unitalienischen Vornamen schlägt, wenn das denn alles klappt, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Das jährlich von bis zu sechs Millionen Touristen besuchte Kolosseum erstrahlt in einem bitter nötigen neuen Glanz und stellt der Welt gleichzeitig vor, welcher großzügige Spender das ermöglicht. Und der gelernte Jurist gibt all jenen, die an "bella Italia" zweifeln, ein wichtiges Signal: wir können doch was.

Also krempelt Diego Della Valle die Ärmel auf, oder besser: er sorgt dafür, dass viele andere das tun können. Das marode Prunkstück, an dem der Zahn der Zeit nagt, von dem bereits Kalkplatten abfallen, hat mit den Spitzenprodukten des nach wie vor im Herzen der Marken angesiedelten Konzerns eines gemein - sie stehen für "Made in Italy", auf das Della Valle Wert legt und wovon seine Schuhe, seine Taschen und seine Lederaccessoires profitieren.

Vom Familienbetrieb zum Modelabel

Vor mehr als drei Jahrzehnten hat er damit begonnen, das vom Großvater Filippo gegründete Familienunternehmen, lange nur eine kleine Schuhfabrik, zu einer die Welt umspannenden Holding mit Tausenden von Mitarbeitern auszubauen. Er "erfand" die Mokassins neu, machte sie nicht zuletzt bei Hollywood-Prominenten beliebt. Neben diesem Freizeitschuh mit den 133 Gumminoppen traten die Hogan-Sneaker und die Fay-Jacken Mode-Karrieren an.

Der Mann aus der Nähe von Macerata schuf eben Symbole für dieses "Made in Italy". Nach dem Studium in Bologna arbeitete er für einige Zeit in den USA, bevor er 1975 in den Familienbetrieb einstieg. In dem Jahrzehnt danach wuchs und wuchs das Unternehmen, das dann auch an die Börse gebracht wurde. Der Blick nach Amerika blieb, Della Valle erwarb Anteile der US-Luxusmagazinkette Saks Fifth Avenue.

Stolz und Pflichtgefühl

Die sehr umfangreichen Arbeiten am Wahrzeichen Roms sollen Ende 2011 beginnen.

Die sehr umfangreichen Arbeiten am Wahrzeichen Roms sollen Ende 2011 beginnen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Als 1994 ein gewisser Medienzar namens Silvio Berlusconi in die wirre italienische Politik einstieg, unterstützt der Schuhpatron dessen aufstrebende neue Partei zunächst. Doch die beiden Unternehmer sind wohl zu unterschiedlich, jedenfalls gab es bald erste Risse in der Beziehung, die schließlich zum Krach und Bruch führten.

Wie Berlusconi leistet sich aber auch der Schuhmogul einen eigenen Fußballclub. Diego Della Valle ist Besitzer und Ehrenpräsident des toskanischen Spitzenvereins AC Florenz ("Fiorentina"). Er durchstand mit seinem Club einen großen Betrugsskandal (Calciopoli), führte die Florentiner Kicker wieder in die Erste Liga zurück und hat auch mit diesem - bei italienischen Wirtschaftsbossen doch so sehr beliebten - Steckenpferd noch einiges vor. Diego Della Valle will jetzt seiner "Fiorentina" ein neues modernes Stadion samt Shopping Mall bauen, doch sind die Verhandlungen darüber offensichtlich nicht so einfach.

Also zieht er nun an mehreren Strippen gleichzeitig, denn auch das knapp zwei Jahrtausende alte Kolosseum will aufgemöbelt sein: "Wir haben gesagt, dass wir mitmachen und der Welt zeigen werden, dass Italien funktioniert", erklärt er selbstbewusst. Und nennt es auch ein Zeichen der Anerkennung an dieses Land "von einem italienischen Unternehmen, das das Glück hat zu funktionieren". Von politischen und wirtschaftlichen Krisen gebeutelt, kann Italien das gut gebrauchen.

Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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