Panorama

Beamter schwebt über Puppen-Oma Photoshop-Stümperei erzürnt Chinesen

Neben dem tollpatschigen Täuschungsversuch erzürnt viele Chinesen auch die teuer wirkende Uhr eines Offiziellen.

Neben dem tollpatschigen Täuschungsversuch erzürnt viele Chinesen auch die teuer wirkende Uhr eines Offiziellen.

(Foto: Amt für Zivile Angelegenheiten Ningguo )

Erneut machen sich chinesische Behörden mit einem offensichtlich gefälschten Foto lächerlich. Diesmal ernten die Beamten auch Wut - denn für Normalbürger kann die Verbreitung von Unwahrheiten im Netz mit jahrelanger Haft enden.

Dieses Foto von "schwebenden" Beamten, die eine neue Straße inspizieren, sorgte in China schon 2011 für Lacher.

Dieses Foto von "schwebenden" Beamten, die eine neue Straße inspizieren, sorgte in China schon 2011 für Lacher.

(Foto: Screenshot n-tv.de)

Geisterhaft schwebt ein Oberkörper ohne Beine über einer Figur in Puppengröße, während eine Gruppe von Männern dem Miniaturmenschen andächtig zuzuhören scheint. Was wie eine Szene aus einem mittelmäßigen Fantasy-Film wirkt, ist in Wahrheit ein offizielles Foto der Behörden von Ningguo, einer Stadt im Südosten Chinas. Wieder einmal zeigen Beamte aus dem Reich der Mitte, dass sie zwar schöne Ideen für die Inszenierung ihrer täglichen Arbeit haben, deren Umsetzung aber leider durch mangelnde Photoshop-Fähigkeiten oft zur Lachnummer gerät.

Im letzten Fall von "Photoshop Made in China" sollte der stellvertretende Bürgermeister von Ningguo, Wang Hun, zusammen mit einer alten Dame gezeigt werden, die er im Rahmen des "Festes der doppelten Neun" besucht hatte. Bei diesem am neunten Tag im neunten Monat des chinesischen Kalenders stattfindenden Fest ehren die Chinesen ihre Vorfahren, was für die Offiziellen offenbar eine gute Gelegenheit bot, sich als bürgernah zu präsentieren.

Doch wegen des sensationell schlecht bearbeiteten Fotos ziehen sich die Behördenvertreter nun stattdessen den Spott der Bürger zu, für die ein solcher Täuschungsversuch durch die Obrigkeit momentan ein gefundenes Fressen bietet. Denn die chinesische Regierung brachte unlängst ein Gesetzt auf den Weg, mit dem gegen die Verbreiter von "Internetgerüchten" vorgegangen werden soll. Dabei drohen den Urhebern von unbestätigten Berichten im Internet bis zu drei Jahre Haft, wenn ihre Einträge mehr als 500 Mal verbreitet werden.

Entschuldigung der Behörde bringt wenig Beruhigung

Etliche Blogger in China zeigten sich erbost darüber, dass die Beamten in Ningguo sich für das offensichtlich gefälschte Bild lediglich entschuldigen mussten. Nachdem die Behörden das Foto gelöscht hatten, ließen sie in einer Stellungnahme mitteilen, dass der Vizebürgermeister tatsächlich bei der alten Dame zu Besuch gewesen war. Da es wegen Platzmangel auf dem Balkon, auf dem das Foto entstand, jedoch nicht möglich gewesen sei, alle Anwesenden vollständig vor die Linse zu bekommen, habe ein Mitarbeiter ganz einfach zwei Bilder zusammengefügt. Zudem bemühten sich die Offiziellen noch eine Reihe von Fotos zu veröffentlichen, auf denen Wang Hun wirklich mit der alten Dame zu sehen ist.

Doch zur Beruhigung der chinesischen Netzgemeinde schien es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät zu sein. Neben zynischen Kommentaren wie dem, dass die Darstellung von Regierungsvertretern als Riesen neben winzigen Bürgern ja im Grunde der Wirklichkeit entspreche, erbosten sich einige Internetnutzer über ein anderes Detail auf dem Bild. So wurde die Frage gestellt, ob die Uhr am Handgelenk von Yu Anlin, der auf links neben dem schwebenden Bürgermeisterstellvertreter zu sehen ist, nicht zu teuer für einen ehrlichen Staatsangestellten sei.

Korruption von offizieller Seite ist in China derzeit ein weiteres heikles Thema. Zuletzt bekam dies Yang Dacai zu spüren, der im September zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde. Auch der Sicherheitsbeamte war auf Zeitungsfotos mit einer Uhr zu sehen, die für sein eigentliches Gehalt deutlich zu kostspielig wirkte. Nachforschungen ergaben daraufhin, dass der Mann etliche tausend Euro Bestechungsgeld angenommen hatte.

Quelle: ntv.de, bwe

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