Panorama

Brennende Autos in Berlin Polizei setzt Belohnung aus

Mit einer beispiellosen Serie von nächtlichen Brandanschlägen auf Autos halten Unbekannte in Berlin Polizei und Bevölkerung in Atem. Eine Belohnung soll helfen, die Täter zu fassen. Der Kriminologe Pfeiffer vermutet "Action-orientierte junge Männer" hinter den Anschlägen, "die mangelnde Erfolge im realen Leben kompensieren wollen".

Fast jede Nacht das gleiche Bild.

Fast jede Nacht das gleiche Bild.

(Foto: ZB)

Mit Hilfe einer Belohnung von 5000 Euro versucht die Polizei Hinweise auf die nächtlichen Auto-Brandstifter in Berlin zu erhalten. In der Nacht zu Mittwoch wurden erneut 15 Fahrzeuge angezündet, womit die Gesamtzahl seit Jahresbeginn auf 138 stieg. Der Staatsschutz ermittelt, doch bisher gibt es wenige Ergebnisse.

"Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren", erklärte die Berliner Polizei. In drei Nächten zündeten unbekannte Täter in den vergangenen Tagen 29 Autos an. Die Zahl der in Brand gesetzten Fahrzeuge lag damit bereits im August mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, als insgesamt 54 Fahrzeuge angesteckt wurden.

"Gefühl der Macht"

Der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer vermutet in der Häufung der Anschläge einen Nachahmungseffekt der Straßenkrawalle von Großbritannien. "Das sind vermutlich Action-orientierte junge Männer, die mangelnde Erfolge im realen Leben kompensieren wollen", sagte Pfeiffer.

Es sei unsicher, ob hinter ihrem Handeln eine politische Aussage stecke. Pfeiffer sah einen Zusammenhang zwischen dem starken Anstieg von Brandanschlägen auf Autos in Berlin und den Krawallen in Großbritannien. "Einen Protest größeren Ausmaßes können die Täter nicht organisieren, soviel Power haben sie nicht", sagte der Kriminologe. Das Anzünden von Autos verschaffe ihnen ein "Gefühl der Macht", weil sie die Polizei "austricksen" könnten.

Senat lehnt Soko ab

Nach Polizeiangaben sind "seit geraumer Zeit" jede Nacht mehr als hundert zusätzliche Beamte im Einsatz. Die Einrichtung einer polizeilichen Sonderkommission lehnte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) aber ab. Körting sagte im RBB-Inforadio, das Landeskriminalamt habe eine eigene Abteilung, die sich mit Brandanschlägen befasse. Das sei ausreichend. Der CDU-Landeschef Frank Henkel hatte eine Sonderkommission gefordert.

Körting sagte weiter, er habe "als Bürger eine ungeheure Wut auf das, was da passiert". Man wisse nichts über den oder die Täter. Es gebe teilweise einen linksextremistischen Hintergrund. Inzwischen spiele aber auch Nachahmung eine große Rolle.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief die Bürger zur Wachsamkeit auf. "Ich hoffe sehr, dass es der Polizei schnell gelingt, die Täter zu fassen und Nachfolgetaten zu verhindern." Die Polizei müsse ihre Kräfte bündeln, um möglichst wenig Raum für Brandstiftungen zu lassen. "Gleichzeitig ist aber auch die Wachsamkeit der Bürgerinnen und Bürger gefragt, weil die Polizei in einer Metropole wie Berlin nie überall gleichzeitig präsent sein kann."

Bislang nur drei Prozesse

Verdächtige konnte die Polizei bisher nur selten fassen. In den vergangenen zwölf Monaten gab es nach Informationen der Justizpressestelle lediglich drei Prozesse, von denen einer mit einem Freispruch, die anderen mit Verurteilungen endeten.

Den Brandstiftern fielen in der Nacht zu Mittwoch vor allem teure Autos zum Opfer. Die meisten Brände gab es im gutbürgerlichen Bezirk Charlottenburg im Westen. Doch es brannte auch in anderen Bezirken wie Spandau und später auch in Friedrichshain im Osten.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa

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