"Was will die Polizei von mir?" Raketen-Influencer versteht die Wut der Deutschen nicht
04.01.2025, 10:28 Uhr Artikel anhören
Die Rakete flog durch ein anscheinend geöffnetes Fenster in ein Kinderzimmer und explodierte dort.
(Foto: Screenshot: instagram.com/atallah.younes.31)
In der Silvesternacht schießt Atallah Younes anscheinend bewusst eine Rakete in ein Kinderzimmer. Es wird niemand verletzt, doch die Empörung ist groß. Der Influencer entschuldigt sich, versteht aber die Ermittlungen nicht. Deutschland hält er für ein rassistisches Land, das er endlich verlassen kann.
Der Influencer, der eine Rakete in eine Berliner Wohnung feuerte, kann nicht nachvollziehen, dass gegen ihn ermittelt wird. Von den Ermittlungen habe er auf X gelesen, sagt Atallah Younes in einem Interview, das er der "Zeit" am Telefon gegeben hat. "Was will die Polizei denn von mir? Denken die, ich bin ein Flüchtling?"
Younes hatte in der Silvesternacht eine Rakete gezielt auf ein Wohnhaus in Berlin-Neukölln geschossen. Die Rakete flog durch ein anscheinend geöffnetes Fenster in ein Kinderzimmer und explodierte dort. Younes ließ sich dabei filmen und veröffentlichte das Video auf seinem Instagram-Profil. Nach massenhafter Kritik löschte er den Beitrag und entschuldigte sich dafür.
Verletzt wurde niemand. Dass Younes dennoch eine Straftat begangen haben könnte, scheint ihm der "Zeit" zufolge nicht bewusst zu sein. "Ach, ya alman", habe er darauf angesprochen erwidert, also "Mann, ihr Deutschen".
"Weiß nicht, wie eine Rakete funktioniert"
Younes ist eigenen Angaben zufolge 24 Jahre alt und stammt aus dem Westjordanland. Er hat zwei Pässe, einen jordanischen und einen palästinensischen. Auf Instagram veröffentlicht er Beiträge für 313.000 Follower, vorwiegend auf Arabisch.
In dem Interview mit der "Zeit" erklärt er, dass er kein Deutsch versteht und Silvester das erste Mal in Deutschland gewesen sei. Er kenne die deutschen Gepflogenheiten nicht, sagt er. "Ich weiß auch nicht, wie eine Rakete funktioniert."
"Ich wollte einfach nur Silvester feiern", sagt Younes weiter. Er habe gesehen, dass die Leute in Berlin viel knallen, offenbar Spaß haben, Lärm machen. Das wollte er demzufolge auch mal erleben, deshalb sei er in einen Laden gegangen und habe sich Raketen gekauft. "Ich wollte niemanden absichtlich verletzen."
Für Younes ist der Vorfall anscheinend bereits erledigt. An der Decke und an der Wand der Wohnung waren demnach ein paar Brandspuren zu erkennen, der Teppich habe etwas abbekommen, ansonsten sei nichts passiert, sagt er der "Zeit". "Wir haben das persönlich geklärt. Von Araber zu Araber, von Angesicht zu Angesicht."
Der 24-Jährige spielt auf ein weiteres Video an, das er am 2. Januar auf Instagram veröffentlicht hatte. Darin spricht er eigenen Angaben zufolge mit dem Besitzer der Wohnung, in die seine Rakete flog. "Es war falsch", erklärt er darin. Das gehe nicht. Seine Follower bittet er, so etwas nicht nachzumachen.
"Ich bin nur ein Tourist"
Doch das Raketen-Video haben Younes zufolge nicht nur seine Follower gesehen. Am Neujahrsmorgen sei seine Inbox mit Hassnachrichten und rassistischen Beleidigungen voll gewesen, berichtet er der "Zeit". Er sei "Schwein" und "Scheiß Araber" genannt worden und ihm sei der Tod gewünscht worden. "Ich war geschockt", erklärt Younes. "Ich erlebe das erste Mal Rassismus."
Unter seinen Beträgen wird unter Verwendung von Flugzeug-Emojis oder des Begriffs "Remigration" augenscheinlich auch die Abschiebung des 24-Jährigen verlangt. Dies ist jedoch nicht notwendig. "Ich bin nur ein Tourist", erklärt Younes in dem Interview. "Ich fliege morgen (Samstag) endlich zurück in meine Heimat."
Eine baldige Rückkehr ist ihm zufolge ebenfalls nicht geplant. Das sei sein vorerst letzter Besuch in Deutschland gewesen, sagt Younes. Es gebe hier anscheinend viele Rassisten.
Quelle: ntv.de, chr