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Wirkung am Boden verheerend Was sind eigentlich Kugelbomben?

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Feuerwerk für Profis in den falschen Händen? Nach einer gewaltigen Explosion in der Berliner Silvesternacht vermuten Experten eine Kugelbombe hinter der Zerstörung. Was unterscheidet diese Art von herkömmlichem Feuerwerk? Und was macht Kugelbomben so gefährlich?

Eine gewaltige Explosion demolierte in der Silvesternacht im Berliner Stadtteil Schöneberg viele Häuserfassaden. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr sprach hinterher von einem "Schlachtfeld". Fenster gingen massenhaft zu Bruch, 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar. Experten gehen davon aus, dass dort verbotenerweise eine sogenannte Kugelbombe gezündet wurde. Aber was ist das eigentlich?

Durch die Explosion einer mutmaßlichen Kugelbombe zerstörte Fensterscheiben in der Vorbergstraße im Berliner Stadtteil Schöneberg.

Durch die Explosion einer mutmaßlichen Kugelbombe zerstörte Fensterscheiben in der Vorbergstraße im Berliner Stadtteil Schöneberg.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das klassische Silvesterfeuerwerk umfasst Batterien, Böller oder Raketen. Es wird in die Kategorie F2 eingeordnet und darf ab 18 Jahren gekauft und verschossen werden. Kugelbomben hingegen werden bei professionellen Feuerwerkshows eingesetzt. Es handelt sich dabei um Großfeuerwerk der Kategorie F4 und erzeugt gigantische Effekte am Himmel. Allerdings darf es nur von Profis gekauft und verwendet werden.

Mehrere Kilogramm Schwarzpulver

Kugelbomben haben in der Regel einen Durchmesser von etwa 5 bis 30 Zentimeter, seltener bis zu 40 Zentimeter. Ihr Gewicht kann von einigen Hundert Gramm bis zu mehreren Kilogramm betragen. Sie werden aus einem Abschussrohr auf bis zu 100 bis 300 Meter Höhe geschossen, wo sie in Effekten detonieren, die ihrerseits einen Durchmesser von mehreren Dutzend bis mehreren Hundert Metern haben können. Leicht vorstellbar, was dies in Bodennähe für eine Wirkung hat.

Die kugelrunden Geschosse bestehen aus zwei Halbschalen aus Pappe oder Plastik. Sie enthalten eine Schwarzpulverladung, die nach dem Einsetzen in das Abschussrohr gezündet wird und die Kugel aus dem Rohr hoch in die Luft katapultiert. Gleichzeitig wird ein Verzögerungszünder an der Unterseite der Kugel aktiviert, der die Bombe auf dem Höhepunkt ihres Fluges zur Explosion bringt. Das setzt dann eine Vielzahl kleinerer Leuchteffekte frei, die kugelförmig in allen Richtungen auseinanderfliegen.

"Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg."

Anders als frei verkäufliches Silvesterfeuerwerk dürfen Kugelbomben nur von Profis mit einer speziellen Genehmigung bedient werden. Zudem muss man beim Erwerb mindestens 21 Jahre alt sein. Auch dürfen Kugelbomben nur in einem zugelassenen Lager aufbewahrt werden.

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Wenn es sich bestätigt, dass es sich in Berlin-Schöneberg um eine Kugelbombe handelte - wie konnte diese in die falschen Hände geraten? "Kugelbomben, die wir im Profi-Bereich verwenden, werden gerne am Schwarzmarkt verkauft und dann als Böller missbraucht", sagte der Pyrotechnik-Experte Andreas Voigt dem "Tagesspiegel". Das Gefährliche an ihnen, so Voigt: "Die haben eine sehr lange Zündschnur, die aber in einer einzigen Sekunde abbrennt. Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg."

Der innenpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, geht davon aus, dass Kugelbomben aus Polen oder Tschechien eingeschmuggelt werden, wie er im RBB24 Inforadio sagte. Auch berichtet der Sender mit Verweis auf die Direktorin des Berliner Unfallkrankenhauses, Leila Harhaus-Wähner, dass es einen erkennbaren Trend zu selbst gebastelten Kugelbomben gäbe. "Primär explodieren sie in der Hand, sodass wir wirklich die schwersten Hand- und Amputationsverletzungen gesehen haben, in Verbindung mit schweren Verbrennungen. Dann waren aber eben auch Gesicht, Hals, Augen betroffen", so Harhaus-Wähner.

Quelle: ntv.de, kst

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