Aufsichtsbehörde ermittelt gegen Bahn Schikanen bei Reklamationen
24.07.2010, 14:43 UhrBahnkunden, die Entschädigungen für verspätete Züge einfordern, werfen dem Unternehmen Schikanen vor. Fahrkarten würden bei der Bearbeitung der Fälle verschwinden, heißt es. Eine Bahnsprecherin sagt, bei den vielen zu bearbeitenden Fällen, könne das vorkommen.
Gegen die Deutsche Bahn gibt es Vorwürfe, sie schikaniere Reisende bei der Reklamation von Fahrkarten für stark verspätete Züge. Wie "Der Spiegel" berichtet, bekamen Kunden auf ihre Beschwerdebriefe in mehreren Fällen die Antwort, sie sollten die Fahrkarte als Beleg einreichen. Die meisten Kunden hatten das Ticket aber bereits ihrer Reklamation beigefügt. Angaben über die Zahl der Fälle machte das Magazin nicht.
Seit 2009 muss der Bahnkonzern bei von mehr als 60 Minuten bis zur Hälfte des Ticketpreises erstatten. Die Beweislast liegt allerdings beim Kunden. "Ich hoffe doch sehr, dass das Verlieren von Fahrkarten durch die Deutsche Bahn nicht ein Weg ist, Kunden von ihrer zustehenden Entschädigung abzuhalten", zitiert das Magazin aus einem Beschwerdebrief an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Laut einem Sprecher des EBA, der Aufsichtsbehörde der Bahn, ist die Problematik "derzeit Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens".
Eine Bahnsprecherin sagte, bei der Vielzahl an Reklamationen "kann es leider vorkommen, dass Unterlagen verloren gehen". Im Sinne der Kunden strebe der Konzern aber eine "kulante Lösung" an und akzeptiere auch alternative Nachweise für den Ticketkauf, etwa einen Zahlungsbeleg.
Bisher 3800 Hitzeopfer entschädigt
Als Konsequenz aus der Serie von bei Zügen fordert die FDP einen Umbau des Vorstands. Der Staatskonzern brauche hier ein Mitglied, welches nur für Verbraucherfragen zuständig ist, sagte Verbraucherschutzexperte Erik Schweickert der "Süddeutschen Zeitung"."Das Bahnmanagement muss endlich einen besseren Kundenservice und wirkungsvollen Verbraucherschutz sicherstellen."
Nach dem Hitzechaos hat die Deutsche Bahn bisher etwa 3800 betroffene Fahrgäste entschädigt. Dies sagte eine Bahnsprecherin. Demnach wurden in den vergangenen elf Tagen insgesamt 219.000 Euro in Form von Reisegutscheinen an Fahrgäste ausgegeben, die in Zügen mit ausgefallenen Klimaanlagen schwitzen mussten.
Insgesamt waren rund 50 Zugverbindungen von defekten Klimaanlagen betroffen. In einem dramatischen Fall am 10. Juli wurde ein Zug in Bielefeld gestoppt. Mehrere Schüler waren wegen der Hitze im ICE kollabiert. Neun von ihnen kamen ins Krankenhaus. In den 219.000 Euro sind die von Bahnchef Rüdiger Grube zugesagten Schadensersatz für betroffene Fahrgäste noch nicht enthalten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts