Schlappe für Tierschützer "Schimpansen haben keine Menschenrechte"
05.12.2014, 07:04 Uhr
Sie schmiegen sich an, tragen Kindersachen und äffen Mimiken nach: Schimpansen stimmen genetisch zu 98,7 Prozent mit dem Menschen überein.
(Foto: imago stock&people)
Genetisch unterscheiden sich Menschenaffen kaum von uns. Stehen unseren nächsten Verwandten daher nicht auch Menschenrechte zu? Nein, urteilt ein US-Gericht und zerstört damit die Hoffnung auf Freiheit für Tommy, Kiko, Hercules und Leo.
Biologisch gehört der Mensch wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zur Gruppe der Menschenaffen. Etwa 99 Prozent unseres Erbguts teilen wir mit dem Schimpansen, der uns sozial und kognitiv verblüffend ähnelt. Sollten wir ihnen dann nicht auch die gleichen Rechte zugestehen?
Tierschützer versuchten mit einer Klage, Schimpansen dem Menschen in Teilen rechtlich gleichzustellen. Ein Gericht im Bundesstaat New York entschied nun, dass der Rechtsbegriff der Person nicht auf die Primaten angewendet werden könne. "Ein Schimpanse ist keine 'Person' im Sinne des Habeas Corpus Act", dem Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit, hieß es in der schriftlichen Urteilsbegründung der Richter in Albany.
Die Organisation The Nonhuman Rights Project wollte mit der Klage vor allem erreichen, dass vier nach ihrer Ansicht unter nicht artgerechten Bedingungen eingesperrte Schimpansen freigelassen werden sollten. Im Oktober trug die Organisation ihre Argumente vor einem Berufungsgericht vor: Da Schimpansen dem Menschen in vielen Bereichen so ähnlich seien, müssten sie als juristische Personen anerkannt werden.
Tierschützer: Recht muss der Wissenschaft angepasst werden
Die Richter urteilten nun jedoch, dass Schimpansen, anders als Menschen, keine rechtlichen Verpflichtungen eingehen, noch für ihre Taten rechtlich zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Diese Unfähigkeit zu "jeglicher rechtlichen Verantwortlichkeit und zu gesellschaftlichen Pflichten" oder einer "Übernahme von Verantwortung" machten es unmöglich, den Tieren Rechte zuzusprechen wie sie Menschen zustünden.
Als Reaktion auf das Urteil erklärten die Tierschützer, die Justiz habe erstmals über einen derartigen Fall verhandelt. Das Gericht habe außer Acht gelassen, dass angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auch das Recht Änderungen unterworfen sei.
Das Nonhuman Rights Project setzt sich für den Schimpansen Tommy ein, der in dem Ort Gloversville im Bundesstaat New York in einem Käfig haust. Die Organisation will auch den 26-jährigen Kiko befreien, den Privatleute in der Stadt Niagara Falls bei sich im Haus halten. Außerdem kämpft sie für die Freiheit der Schimpansen Hercules und Leo, an denen ein Forschungsinstitut in der Nähe der Metropole New York Tierversuche durchführt.
Quelle: ntv.de, dsi/AFP