Wurde er in Falle gelockt? Schwuler Mann wegen Dating-App Grindr in Katar verurteilt
06.06.2024, 16:34 Uhr Artikel anhören
Manuel Guerrero (r.) mit seinem Bruder Enrique.
(Foto: privat)
Der Brite Manuel Guerrero wird in Katar zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der Staat wirft ihm Drogenbesitz vor. Seine Familie ist sich sicher: Guerrero geriet in eine gezielte Falle des Staates, weil er die Dating-App Grindr nutzte.
Der britische und mexikanische Staatsbürger Manuel Guerrero ist in Katar nach einer Verabredung über die Dating-App Grindr, die vor allem von Homosexuellen genutzt wird, festgenommen und zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Zudem muss er eine Geldstrafe von umgerechnet rund 2500 Euro zahlen. Wie mehrere Menschenrechtsorganisationen mitteilten, wurde er im Februar in seiner Unterkunft in Doha festgenommen, kurz nachdem er sich über Grindr mit einem anderen Nutzer zu einem Treffen verabredet hatte. Bei dem Treffen im Eingangsbereich zu seiner Wohnung sei er von Sicherheitsleuten in Zivil überrascht worden, sagte James Lynch, Mitvorsitzender der britischen Organisation FairSquare.
Ein Vertreter Katars erklärte, Guerrero sei "ausschließlich wegen des Besitzes illegaler Substanzen" festgenommen worden. Menschenrechtler sprachen von einem "mehr als unfairen" Verfahren. Katarische Sicherheitsleute hätten den Mann zu einem Geständnis gezwungen.
Familie spricht von Folter und untergeschobenen Drogen
Guerrero werde Katar nach Zahlung der Geldstrafe verlassen können, teilte das Außenministerium in Mexiko mit. Katarische Staatsanwälte haben nach der Verkündung des Strafmaßes aber 30 Tage Zeit, um dieses anzufechten. Deshalb kann der 44-Jährige nicht unmittelbar ausreisen.
Die Familie geht davon aus, dass der Mann über die App Grindr in eine Falle gelockt wurde. Sein Bruder Enrique spricht gegenüber ntv.de von menschenunwürdigen Haftbedingungen, Folter und dem Versuch, die Namen von Guerreros Sexualpartnern herauszukriegen. Die Drogen seien ihm untergeschoben worden und er habe unter "Druck" bestätigt, dass sie ihm gehören. FairSquare und weitere Organisationen teilten mit, die Behörden wollten Angehörige der LGBTQI-Gemeinde mit dem Urteil ausgrenzen und zu Straftätern machen.
Im Golfemirat Katar ist gleichgeschlechtlicher Sex verboten und kann mit einer Höchststrafe von sieben Jahren Haft belegt werden.
Quelle: ntv.de, toh/dpa