Panorama

Von kaum Regeln bis Lockdown So kämpft Europa gegen Omikron

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Omikron breitet sich in Europa immer weiter aus und sorgt für steile Infektionskurven. Darauf reagieren die Länder ganz unterschiedlich: Von Handlungsempfehlungen bis zu strengen Maßnahmen und harten Lockdowns wird alles versucht, um gegen die hochansteckende Corona-Variante anzukommen.

Die Omikron-Welle nimmt in Deutschland Fahrt auf. An diesem Freitag meldete das RKI mehr als 56.000 Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile wieder über 300. Tendenz: steigend. Angesichts rasant steigender Fallzahlen haben Bund und Länder neue Maßnahmen beschlossen. So gilt für die Gastronomie künftig eine 2G-plus-Regelung. Doppelt Geimpfte und Genesene müssen dann einen aktuellen Test vorweisen, ausgenommen sind Personen mit einer Booster-Impfung. Ungeimpften bleibt der Zutritt gänzlich verwehrt. Zudem sollen die Quarantäne für Kontaktpersonen und die Isolierung Infizierter verkürzt und vereinfacht werden.

Seit dem 21. Dezember gelten Kontaktbeschränkungen - auch für Geimpfte und Genesene. Sie dürfen sich in Gruppen bis zu maximal zehn Personen treffen, Ungeimpfte nur mit höchstens zwei Personen eines Haushalts. Clubs und Diskotheken sind geschlossen, in Betrieben herrscht 3G-Pflicht. Doch reichen die Maßnahmen aus, um die Ausbreitung von Omikron zu stoppen - oder zumindest zu verlangsamen?

Ein Blick ins europäische Ausland verrät: Bislang hat es kein Land geschafft, die rasant steigenden Infektionszahlen abzufedern - ob mit milden oder harten Maßnahmen. So unterschiedlich gestalten sich aber die Versuche:

Großbritannien

Im vergangenen Sommer hatte Großbritanniens Regierung noch vollmundig einen "Freedom Day" verordnet und so gut wie alle Restriktionen, die die Ausbreitung des Coronavirus einhegen sollten, aufgehoben. Heute sieht die Lage etwas anders aus: Die Omikron-Welle hat das Königreich fest im Griff. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt inzwischen bei 1864, die Mutante ist längst in allen Regionen dominant. Grund zur Panik sieht der britische Premierminister Boris Johnson dennoch nicht. Er will an seinem sogenannten Plan B festhalten. Dazu gehört eine Maskenpflicht in Innenräumen, die Empfehlung zum Homeoffice und 2G-Nachweise für Clubs und Großveranstaltungen. Um massive Personalausfälle in systemrelevanten Branchen abzufedern, wurde die Pflichtquarantäne für Infizierte auf sieben Tage verkürzt.

Österreich

Etwas strengere Corona-Regeln erließ Österreichs Regierung am Donnerstag. Bundeskanzler Karl Nehammer beschrieb die Situation als "sehr ernst": Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen muss künftig im Freien eine FFP2-Maske getragen werden, wenn kein Zwei-Meter-Abstand eingehalten werden kann. Dies gilt zum Beispiel für Fußgängerzonen und Warteschlangen. Für Ungeimpfte gelten in Österreich bereits weitreichende Einschränkungen, wie etwa 2G-Regelungen im Einzelhandel. Hier sollen die Kontrollen verstärkt werden.

Zudem sollen die Vorschriften bei Quarantäne geändert werden. Kontaktpersonen und auch Infizierte können sich dann ab dem fünften Tag per PCR-Test freitesten. Menschen, die drei Impfungen erhalten haben, und alle, die bei einem Kontakt eine FFP2-Maske getragen haben, werden künftig nicht mehr als Kontaktpersonen gezählt. Zudem dürfen Beschäftigte in wichtigen Betrieben und Organisationen, die als Kontaktpersonen geführt werden, mit FFP2-Maske und täglichem Test weiterhin ihrer Arbeit nachgehen.

Dänemark

Beim nördlichsten Nachbarn von Deutschland wurde Omikron bereits einige Tage vor Weihnachten dominant. Mittlerweile macht die Variante mehr als 90 Prozent aller untersuchten Neuinfektionen aus. Dänemark hat seine Corona-Maßnahmen wegen Omikron verschärft. Die Maskenpflicht wurde vielerorts wieder eingeführt, ein Corona-Pass muss bei körpernahen Dienstleistungen vorgezeigt werden, Personenobergrenzen für Geschäfte und Gastronomie wurden eingeführt. Clubs und Diskotheken, Zoos, Theater, Kinos und viele weitere Einrichtungen sind geschlossen.

Die Schulkinder in Dänemark kehrten am Mittwoch allerdings wieder in ihre Klassenzimmer zurück. Nach einigen Tagen Homeschooling und den anschließenden Weihnachtsferien wurde der Präsenzunterricht wie geplant wiederaufgenommen. Es sei mit Blick auf die Gesundheit vertretbar, die Kinder und das Personal in die Schulen zurückzuschicken, sagte Bildungsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil Anfang der Woche. "Ansonsten würden wir das nicht tun."

Niederlande

Auf die rasant steigenden Infektionszahlen durch Omikron haben die Niederlande als einer der wenigen Länder mit einem harten Lockdown reagiert. Bereits vor Weihnachten mussten fast alle Geschäfte, Gaststätten, Kultur- und Sporteinrichtungen, Schulen und Friseure schließen. Ausgenommen sind nur Läden wie Supermärkte und Apotheken, die für die Versorgung wichtig sind. Jeder Haushalt darf nun in der Regel nur noch zwei Gäste empfangen. Nur über Weihnachten und zum Jahreswechsel waren ausnahmsweise bis zu vier Besucher erlaubt.

Trotz der strengen Maßnahmen steigen die Infektionszahlen seit Silvester wieder kontinuierlich an. Dennoch will die niederländische Regierung wie geplant die Schulen in der kommenden Woche wieder öffnen. Grundschulen und weiterführende Schulen werden den Präsenzunterricht am 10. Januar wieder aufnehmen, höhere Bildungseinrichtungen sollen jedoch auf Fernunterricht umstellen, wie das Bildungsministerium am Montag mitteilte. Zur Eindämmung der Corona-Welle waren die Weihnachtsferien auf drei Wochen ausgeweitet worden.

Frankreich

Mit fast 323.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden meldete Frankreich am Mittwoch einen neuen Höchstwert. Das Land ächzt unter einer heftigen Omikron-Welle. Dennoch scheut die Regierung offenbar drastische Maßnahmen wie einen Lockdown. Stattdessen schärft sie bei den bestehenden Maßnahmen noch einmal nach: Seit Anfang der Woche gilt auch für Kinder ab sechs Jahren in öffentlichen Verkehrsmitteln und in der Gastronomie die Pflicht zum Tragen einer Schutzmaske. Die Bordgastronomie in Zügen musste zudem schließen und in Bars und Restaurants müssen alle Gäste einen Sitzplatz haben.

Vor allem für Ungeimpfte wird es in Frankreich unangenehm: Ab 15. Januar sollen sie keinen Zugang mehr zu Orten wie Restaurants, Kinos oder Fernzügen haben. Auch für diverse Freizeitaktivitäten soll eine 2G-Nachweispflicht eingeführt werden. Ein negativer Test reicht dann für den landesweiten Corona-Pass nicht mehr aus.

Italien

Auch Italien macht Druck auf die ungeimpfte Bevölkerung. Ab dem 10. Januar gilt in Verkehrsmitteln, Hotels, Restaurants, auf Messen und Kongressen sowie in Schwimmbädern und Fitnessstudios der Nachweis des sogenannten Impfpasses. Diesen bekommen nur vollständig Geimpfte oder Genesene. Ein negativer Test reicht zur Vorlage nicht mehr. Derzeit wird der Impfpass bereits von bestimmten Berufsgruppen wie Mitarbeitern im Gesundheits- und Schulwesen sowie von Polizeikräften verlangt.

Zudem beschloss die italienische Regierung eine Impfpflicht für alle Menschen über 50 Jahren. "Wir greifen insbesondere bei den Altersgruppen ein, die am stärksten gefährdet sind, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden", sagte Regierungschef Mario Draghi in einer Kabinettssitzung am Mittwoch. Damit solle der Druck auf die Krankenhäuser verringert werden.

Spanien und Portugal

Die Omikron-Welle überrollt auch Spanien und Portugal. Noch vor kurzer Zeit galten die beiden Länder wegen ihrer hohen Impfquoten als weltweite Vorbilder. Jetzt melden die Gesundheitsbehörden drastisch steigende Fallzahlen. In beiden Ländern infizieren sich derzeit mehr Menschen als jemals zuvor in der Pandemie. Doch die Regierungen vertrauen auf ihre hohen Impfquoten.

Spanien bekämpft daher die Ausbreitung der Corona-Variante daher mit verhältnismäßig milden Maßnahmen wie mehr Impfungen, mehr medizinischem Personal sowie einer Maskenpflicht auch im Freien bekämpfen. Portugal hat sogar einige Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen angekündigt. So dürfen Clubs und Bars ab Ende kommender Woche wieder öffnen und auch in Schulen findet wieder Präsenzunterricht statt. Bisherige Regelungen wie Testpflicht für Einreisende oder Homeoffice-Pflicht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleiben aber bestehen.

Schweiz

In der Schweiz lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 1317 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Auch die Zahl der Menschen, die sich täglich mit dem Coronavirus anstecken, ist auf einem Rekordhoch. Die Regierung hatte bereits am 17. Dezember bei den Maßnahmen nachgeschärft: Kultur- und Freizeiteinrichtungen dürfen derzeit nur Geimpfte und Genesene betreten, außerdem gilt eine Maskenpflicht. Bei privaten Treffen, etwa mit Freunden oder der Familie, sind drinnen maximal 30 Personen erlaubt. Befindet sich unter den Anwesenden ein Ungeimpfter, schrumpft die erlaubte Personenzahl auf zehn. Daneben sollen Menschen, die im Homeoffice arbeiten können, das nach Möglichkeit auch tun. Das sind zwar für Schweizer Verhältnisse relativ strenge Regeln.

Schweden

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Auch in Schweden steigt die Zahl der Neuinfektionen rasant an. Inzwischen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 700. Das Land war lange Zeit für seine lockeren Corona-Regeln bekannt. Und obwohl die Regierung Anfang Dezember wegen der Virusvariante neue Maßnahmen verkündet hat, sind diese immer noch vergleichsweise lax. Statt auf verpflichtende Regeln setzt Schweden weiterhin auf Handlungsempfehlungen. So sollen Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ermöglichen, von zu Hause aus arbeiten zu können. Und wenn es in öffentlichen Verkehrsmitteln eng werden sollte, raten die Behörden zum Tragen eines Mundschutzes.

Die wohl strengste Regel in Schweden wurde am 1. Dezember eingeführt: Seitdem gilt bei Indoorveranstaltungen die 1G-Regel, wenn mehr als 100 Menschen daran teilnehmen. Allerdings klingt die Maßnahme zunächst härter als sie wirklich ist. Denn möchte ein Veranstalter auch Ungeimpfte hineinlassen, muss er nur für ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Gruppen sorgen.

Quelle: ntv.de

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