Katastrophenfälle ausgerufen Stromschlag verletzt Mann lebensgefährlich in den Fluten
02.06.2024, 20:39 Uhr Artikel anhören
Die teils überflutete Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren warnt vor Hochwasser-Tourismus.
(Foto: picture alliance/dpa)
Gebrochene Dämme und braune Fluten machen mehrere Gegenden im Süden Deutschlands zum Katastrophengebiet. Ein Feuerwehrmann kommt beim Rettungsversuch einer Familie ums Leben. Es gibt viele Verletzte, zwei Menschen werden noch vermisst. Und der Wetterdienst warnt vor weiterem Starkregen.
Nachdem heftiger Dauerregen für Überschwemmungen in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs gesorgt hat, riefen mehrere Landkreise den Katastrophenalarm aus. Ein ICE entgleiste nach einem Erdrutsch in Schwäbisch Gmünd. Auf den Straßen kam es wegen Aquaplanings zu Unfällen mit Verletzten. Bei einer Rettungsaktion in Pfaffenhofen starb ein 42-jähriger Feuerwehrmann. In Offingen wurde ein weiterer Feuerwehrmann vermisst. In Schrobenhausen wurde in einem überfluteten Keller eine vermisste Frau vermutet. Und im oberbayerischen Landkreis Freising ist ein Mann bei Stromarbeiten lebensgefährlich verletzt worden.
Der 27 Jahre alte Beschäftigte eines Energieunternehmens habe einen Stromschlag erlitten, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Er sei aus einem überfluteten Bereich am Rathaus in Allershausen geborgen und mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden. Es sei anzunehmen, dass die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwasser gestanden hätten.
Es sind extreme Regenmengen, die seit Freitagabend fallen, und die der Boden schlicht nicht mehr aufnehmen kann. Mehrere Bäche und Flüsse in Süddeutschland traten über die Ufer, besonders betroffen ist Bayern. Zum Beispiel in Bad Wörishofen westlich von München fielen laut DWD bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Feuerwehren und andere Nothelfer sind im Dauereinsatz - um Wasser abzupumpen, Gebiete abzusperren, aber auch um Menschenleben zu retten. Wegen der Hochwasserlage fällt an mindestens 40 Schulen in acht Landkreisen in Bayern in der neuen Woche der Präsenzunterricht aus.
Scholz kommt ins Hochwassergebiet nach Bayern
Bundeskanzler Olaf Scholz wird sich am Montag in Bayern selbst ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen. Wie das bayerische Innenministerium mitteilte, kommt der SPD-Politiker am Vormittag zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ins oberbayerische Reichertshofen.
Ursprünglich hatte Scholz geplant, am Montag in München die Fan-Zone für die Fußball-Europameisterschaft zu besuchen. Nach tagelangem Dauerregen sind in vielen Regionen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg Flüsse und Bäche über die Ufer getreten, Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Zehntausende Helfer sind Einsatz.
Weiterer Starkregen im Süden angekündigt
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor weiteren Starkregenfällen vor allem im Süden Deutschlands. Am frühen Sonntagabend seien insbesondere im Raum Stuttgart extreme Regenmengen möglich, sagten die Meteorologen in Offenbach. Auch an den Alpen könne es kräftige Gewitter mit Starkregen geben, außerdem von Sachsen bis ins südliche Brandenburg und nach Berlin hinein.
In der Nacht könnten der Schwarzwald, die Schwäbische Alb und das Alpenvorland bis zum Bayerischen Wald von teils kräftigen Gewittern, gebietsweise auch von mehrstündigem Starkregen betroffen sein. Für den Montagvormittag sagen die Meteorologen im Alpenvorland südlich der Donau schon am Vormittag Schauer voraus, ab dem Mittag verstärkt Gewitter, dann auch im Bayerischen Wald. Dabei besteht erneut die Gefahr von Starkregen, örtlich von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde.
Überflutete Gemeinde warnt vor Hochwasser-Tourismus
Die teils überflutete Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren hat vor Hochwasser-Tourismus gewarnt. Schaulustige würden Einsatzkräfte behindern und sich und andere in Gefahr bringen, teilte die Gemeinde bei Friedrichshafen mit. "Auch wenn es gerade weniger oder gar nicht regnet, werden Sonntagsspaziergänger gebeten, das Hochwassergebiet zu meiden, Sperrungen an Brücken und Straßen zu respektieren", wie eine Sprecherin weiter mitteilte.
Immer wieder müssten Polizei und Feuerwehr Erwachsene und Kinder auf die lebensgefährliche Strömung aufmerksam machen. Die Schussen war am Samstagabend über das Ufer getreten und hat Straßen und Häuser in den Ortsteilen Kehlen und Brochenzell geflutet.
Hochwasser-Touristen machen auch den Helfern im Landkreis Augsburg zu schaffen. Die Einsatzkräfte müssten sich vermehrt mit der Rettung von Personen beschäftigen, die trotz aller Warnungen auf Deiche, in Unterführungen und an oder in Gewässer gingen, teilte das Landratsamt am Sonntagabend mit. Um die Rettungsteams nicht unnötig zu belasten, sollten die Menschen diese Gebiete meiden. "Flutwellen können Sie überraschen und das Ufer kann einbrechen", warnte die Behörde.
Autofahrer und Fußgänger sollten überschwemmte Straßen meiden, ebenso überschwemmte Unterführungen, hieß es. Schachtabdeckungen könnten durch den Druck im Kanal hochgedrückt werden und der dabei entstehende Sog Personen ansaugen.
Weitere Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Hochwasser nachlesen.
Quelle: ntv.de, gut/dpa