Panorama

Fiffi fürs Wohnzimmerregal Tier-Urnen liegen im Trend

Glänzende Pyramiden, knallrote Keramikherzen oder pastellfarbene Kugeln mit Teelicht - Urnen aller Art für den gestorbenen vierbeinigen Liebling liegen im Trend. "Die Feuerbestattung von Haustieren ist ein wahnsinniger Boom. Die meisten Tierhalter stellen sich die Urnen ins Wohnzimmerregal", erklärt Keramiktechniker Olaf Oberhoffer am Rande der jüngsten Jahrestagung des Bundesverbands der Tierbestatter (BVT) in Mannheim. Im Angebot hat Oberhoffer Urnen in allen Größen und Farben - auf Wunsch mit Namensgravur oder Motiv. Der Renner seien Pyramiden mit aufgemalten Pfoten.

Das Geschäft mit der Haustierbestattung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Etwa 150 Haustier-Friedhöfe existieren inzwischen in Deutschland, 100 Bestatterfirmen kümmern sich bundesweit um den würdigen Umgang mit den sterblichen Überresten der Tiere. "In den vergangenen zehn Jahren hat ein Bewusstseinswandel hin zu einem würdevolleren Abschied für die Tiere stattgefunden", sagt der Berliner Tierbestatter Reinhard Feldkamp. Laut BVT werden 15 Prozent der 800.000 Hunde und Katzen, die pro Jahr sterben, begraben oder in den sechs Tierkrematorien eingeäschert. Der Rest landet in der Tierkörperbeseitigung.

Die Kundenzahl steigt jährlich um 25 Prozent

Den Bewusstseinswandel spürt auch Peter Schmidt. Der Tierbestatter leitet das größte deutsche Bestattungsinstitut für Tiere in Mannheim. "Wir hatten 2007 rund 1000 Feuer- und etwa 100 Erdbestattungen", erklärt Schmidt. Die Kundenzahl steige jährlich um 25 Prozent. Eine Einäscherung gibt es ab 115 Euro, für fünf Jahre Grabmiete auf dem Mannheimer Tierfriedhof müssen Tierfreunde mindestens 185 Euro bezahlen. "Manche lassen auch die Asche ihres Tieres von uns verstreuen oder machen das selbst", erklärt Schmidt.

Christine Barthel betreibt mit ihrem Mann seit zwei Jahren eine Tierbestattung im Kreis Neu-Ulm. In ihrem Ladengeschäft können Tierhalter in einem "Verabschiedungsraum" von dem aufgebahrten Tier in Ruhe Abschied nehmen. "Man darf die Tierliebe nicht unterschätzen, das ist ein sehr emotionales Thema", sagt Barthel. "Die Leute sind heute beruflich viel flexibler. Wenn man umzieht, möchte man das tote Tier nicht im Garten begraben lassen."

Der kleinste Leichnam, der dem Ehepaar zur Feuerbestattung gebracht wurde, war ein 50 Gramm schwerer Hamster. "Der Besitzer hat es einfach nicht übers Herz gebracht, 'Django' selbst im Garten zu begraben", erzählt Barthel. Bei einer Hunde-Beerdigung habe sie auch schon eine Grabrede gehalten. "Tierbestatter kann man nur sein, wenn man selbst eigene Erfahrungen mit dem Tod eines Haustieres gemacht hat und weiß, wie sich Menschen und vor allem Kinder fühlen."

Wer es exklusiver mag, kann die Asche von Waldi, Fiffi und Co. zu einem funkelnden Diamanten verarbeiten lassen. "Das ist etwas ganz Besonderes, ein Diamant ist einzigartig", meint Hersteller Peter Thomas. Das Geld für die Schmucksteine ab 2000 Euro aufwärts würden die Kunden oft monatelang zusammensparen. Für die Anschaffung will Thomas daher bald ein Ratenzahlungsmodell anbieten. "Jeder soll die Möglichkeit haben, mit der Trauer umzugehen, wie er es braucht."

Von Panja Schollbach, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen